Re: [ox] Geistiges Eigentum. aus Streifzuege 31
- From: smatteikat web.de
- Date: Sat, 18 Dec 2004 17:24:19 +0100
Hallo Rudolf,
Am 15 Dec 2004 um 10:40 hat Rudolf Sponsel geschrieben:
(1) Ich kann hier durchaus eigene Erfahrung einbringen: Ich habe 11
Jahre einen Fehler gesucht, der Korrelationsmatrizen mit negativen
Eigenwerten entgleisen ließ (was regulär nicht sein darf: aber die reine
Mathematik und die faktische Numerik sind zwei Paar Stiefel, was ich
hier sicher nicht breittreten muß).
An dieser Stelle muß die Frage gestattet sein, ob Du die 11 Jahre auch dann
auf die Fragestellung verwendet hättest, wenn man für die mathematischen
Grundlagen eine Lizenzgebühr entrichten müßte - eine Vorstellung, die heute
keineswegs übertrieben erscheint.
Wir haben im Laufe der Zeit viele Programme entwickelt, um die
Probleme zu klären und zu bewältigen. Warum sollte ich diese viele
Arbeit einfach jedem einfach so zur Verfügung stellen?
Warum solltest Du nicht Dein _Problem_ jedem einfach zur Verfügung stellen? Ich
habe als Systembetreuer die Erfahrung gemacht, daß auf diese Weise Probleme
nicht nur schneller, sondern auch viel effektiver gelöst werden - was bei der
Betreuung von Produktionssystemen eine Überlebensfrage sein kann. Es ist
durchaus denkbar, daß Firmen, die das nicht verstehen, vom "Markt" verschwinden
werden.
(2) Als mir zwischendurch das Geld ausging, um meine Programmierer für
meine wissenschaftlichen Hobbies zu bezahlen, beschloß ich, es mir
notdürftig selbst beizubringen beizubringen, damit ich meine Tests
selber verarbeiten und beforschen kann (sie laufen heute noch unter
Magig_PC/Atari und Omikron Basic unter Win).
Das zweite Beispiel zeigt auch, die Programmier wollten für ihre Arbeit
etwas haben, was ich verstehe und akzeptiere.
Dieses Beispiel zeigt wiederum, daß der Begriff "geistiges Eigentum" ziemlich
im Nebel liegt, wenn er an dieser Stelle angebracht wird - trotzdem wird wie
selbstverständlich damit jongliert.
Was Deine Kodierer gemacht haben, ist eine klassische Dienstleistung - genauso,
wie z.B. meine Übersetzungsarbeit. Aber was soll das mit "geistigem Eigentum"
zu tun haben? Klar, meine Sprachkenntnisse sind mein "Kapital" - ich hätte aber
ein gewaltiges Problem, wenn ich dabei nicht auf die "Wissensallmende"
zugreifen könnte: ich könnte diese Dienstleistung gar nicht erbringen.
Von was leben eigentlich die Träumer hier (ernsthaft gefragt)?
Die Welt besteht eben nicht nur aus Geldverdienen; ich zitiere mal Michael
Rogowski:
"Das Segelschiff meiner Träume transportiert keine Frachten, sondern ist
aufgebrochen, um ein bestimmtes Land zu finden, in dem ich die Wirtschaft
der Zukunft vermute. Lohn bekommt niemand auf dieser Fahrt.
Der Lohn ist die Ankunft am Ziel."
(Aus "Die Zeit"/52-2004, Rubrik: "Ich habe einen Traum")
Rogowski ist Vorsitzender des Bundes Deutscher Industrieller:-)
Vielleicht müssen wir ja alle umdenken?
Viele Grüße
Stefan
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de