[ox] Jhai PC - Rechner für arme Regionen als Open Source
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- Date: Mon, 11 Jul 2005 17:50:37 +0200
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Jhai PC - Rechner für arme Regionen als Open Source
Stiftung stellt Quellcode und offenes Hardware-Design anderen zur Verfügung
Die Jhai Foundation arbeitet weiter an einem besonders kompakten,
robusten und stromsparenden 200-Dollar-PC, der in ärmeren Regionen der
Welt als Dorf-Computer zum Einsatz kommen und dort etwa für E-Mail und
Voice-over-IP-Telefonie sorgen soll. Nun hat das engagierte Team seine
bisherige Arbeit im Quellcode veröffentlicht und hofft darauf, dass
Entwickler noch bessere Jhai PCs ermöglichen.
Das Linux-basierte Jhai-PC-Projekt findet sich inklusive Quellcode,
Benutzerhandbuch, Liste der verwendeten Hardware und Anleitung zum
Selbstbau auf Sourceforge.net. "Wir geben alle unsere
Open-Source-Software und unsere offenen Design-Dokumente zum Wohle der
in Armut lebenden Menschen frei. Wir ermuntern Entwickler, bessere Jhai
PCs zu machen und uns dabei zu helfen, noch bessere Software für
Endanwender unter den 2 Milliarden Menschen ohne dauerhafte
Energieversorgung zu programmieren", so Jhai-Sprecher Jesse Thorn in
einer Mitteilung.
Der für unwirtliche Umweltbedingungen konzipierte Jhai PC setzt auf
handelsübliche Komponenten im aus dem Embedded-PC-Bereich bekannten
PC/104-Stack. Herz des Jhai PC ist ein 486-kompatibler
Ein-Chip-Computer, dessen Mach-Z-Prozessor vom Typ MZ-104 in etwa die
Leistung eines 133-MHz-Intel-486-Prozessors erreichen soll. Dessen
Kühlung erfolgt passiv, wobei das verstärkte Metallgehäuse ebenfalls zur
Wärmeabfuhr dienen soll.
Sofern alle Komponenten auf einer einzelnen PC/104-Karte Platz finden,
sollen einzelne Systeme ab einer Produktionsmenge von mind. 10.000 Stück
für je 200,- US-Dollar oder weniger realisierbar sein. Dies dürfte auch
Keyboard, Trackball, LCD-Screen und Nadeldrucker beinhalten, die zum
System dazugehören. Das auf Robustheit ausgelegte und weitgehend auf
bewegliche Teile verzichtende System soll rund zehn Jahre durchhalten,
hoffen die Entwickler.
Die Software basiert auf einem modifizierten Debian Linux mit KDE-Shell,
Open Office und verschiedenen anderen Anwendungen. Sie soll sich in jede
Landessprache übersetzen lassen. Das Jhai-Linux lässt sich auch von
einem Flash-Speicher starten, dazu muss es nur etwas modifiziert werden.
Außerdem könnten andere Prozessoren und mehr Speicher für eine höhere
Arbeitsgeschwindigkeit genutzt werden.
Der von Lee Felsenstein und Mark Summer entwickelte Jhai PC soll nicht
nur die Kommunikation untereinander und mit Lehrern in den Städten,
sondern auch mit potenziellen Geschäftspartnern aus der Region oder
anderen Ländern ermöglichen. So geht es den Projekt-Verantwortlichen
weniger um ihre Hard- und Software, sondern vielmehr darum, dass diese
vor Ort einen sozialen und wirtschaftlichen Nutzen bringen. 1980
entwickelte Lee Felsenstein bereits mit dem Osborne-1 einen der ersten
tragbaren "Koffercomputer" im Auftrag von Adam Osborne. Felsenstein ist
derzeit Präsident der Elektronik-Design-Beratungsfirma Golemics.
Bis jetzt haben über 100 Entwickler am Jhai PC mitgewirkt, unterstützt
durch 200.000 US-Dollar an Spendengeldern. Nach Tests in einem Dorf in
Laos arbeitet das Team nun daran, das System gemeinsam mit zusätzlichen
vier Jhai-Client-Rechnern einem Feldtest im US-Staat Arizona in einem
Navajo-Reservat einzusetzen. Auch in Indien soll es Tests mit dem Jhai
PC geben.
Unterstützt wurde das Projekt bisher durch Cisco, Intel, die Weltbank
und viele Stiftungen. Um die Arbeit in Zukunft besser fortführen zu
können, wandelt sich die Jhai Foundation mit Hilfe von Spendengeldern
derzeit zur nicht staatlichen Entwicklungshilfe-Organisation und plant
die weltweite Zusammenarbeit mit lokal operierenden Organisationen.
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