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Re: [ox] Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Stefan Merten <smerten oekonux.de> schrieb:
..

AUSGANGSPUNKT meiner Argumentation ist die Feststellung, dass das, was für ein
menschliches kognitives System eine Information darstellt, für ein digitales
IKT-System oder eine Zelle keine oder doch zumindest eine qualitativ völlig
andere Information, NIE aber dieselbe Information darstellt (Beispiel: Der
Ausschnitt einer DNS kann für ein menschliches kognitives System eine
Information darstellen ? jedoch qualitativ in VÖLLIG anderem Sinne und mit
völlig anderen Konsequenzen, als dies für eine biologische Zelle der Fall
ist).

Daraus ergibt sich ERSTENS: Die Frage (a) OB etwas eine Information ist, und
falls ja: (b) WARUM und auf welche Weise etwas eine Information ist, lässt
sich nur mit Blick auf einen bestimmten Typus eines Bezugssystems sinnvoll
beantworten. 

Daraus leitet sich aber auch ZWEITENS ab, dass die Auseinandersetzung mit dem
Begriff Information auf zwei grundsätzlich verschiedene Weisen geführt werden
kann, die hier leider immer wieder durcheinander geraten: 
(1) Wir können uns fragen, was das gemeinsame ist, das Entitäten für die
unterschiedlichsten Typen von Bezugssytemen (ob biologische Zelle oder
digitales IKT-System oder ein menschliches kognitives System) ganz allgemein
zu einer Information macht. 
(2) Oder wir können uns fragen, auf welche Weise bestimmte Entitäten für einen
bestimmten "Typus Bezugssystem" (etwa für menschliche kognitive Systeme) zu
Information werden.

Nun drängt sich natürlich die Frage auf, ob BEIDE Fragen in unserem
Zusammenhang wichtig sind, oder ob nur eine der beiden Fragen relevant ist.
Ich persönlich bin der Meinung, dass für die Frage "Wissens- und/oder
Informationsgesellschaft" ganz klar nur (2) von Bedeutung ist... 

Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wie können wir darüber
reden, wie etwas zu Information wird, wenn wir nicht mal wissen, was
Information ist? Die Klärung von (1) ist also von grundlegender
Bedeutung. Ohne eine solche Klärung ist (2) gar nicht zu stellen.

Hi Stefan, 
womöglich habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt und es kam deshalb zu
einem Missverständnis, denn die Antwort auf einen Einwand findest du ganz am
Anfang meiner Ausführung ("AUSGANGSPUNKT meiner Argumentation...) und diese
Antwort ist im Grunde sehr einfach und naheliegend: 
Wir können darüber reden, wie etwas zu Information wird, ohne dass für uns
bereits feststeht, was "Information" für uns überhaupt bedeuten soll, indem
wir uns einfach mal die Auseinandersetzung unterschiedlicher Disziplinen mit
ihrem jeweiligen Forschungsgegenstand anschauen. Denn ein Definitionsversuch,
der nicht die Empirie zur Kenntnis nimmt und diese Empirie der Definition
zugrunde legt ist doch wohl kaum ernst zu nehmen, oder? 

Bei Punkt (2) ginge es denmach zunächst um die Frage: Wie beschreiben u.a. die
Neurowissenschaft, die Kognitionswissenschaft oder die Zellbiologie jeweils
diejenigen Prozesse, durch die Entitäten zu dem werden, was in diesen
Disziplinen jeweils als "Information" bezeichnet wird; beziehungsweise: warum
und auf welche Weise  bezeichnen diese Disziplinen jeweils bestimmte Entitäten
als "Informationen".  

Davon ausgehend wäre dann genau das Gegenteil von dem richtig, was du oben
schreibst. Denn Punkt (1) kann ich gar nicht sinnvoll klären, wenn ich mich
nicht zuvor ausführlich mit Punkt (2) auseinander gesetzt habe: 
Erst wenn ich mich damit auseinander gesetzt habe, warum und auf welche Weise
für unterschiedliche Disziplinen Entitäten jeweils zu dem werden, was in
diesen Disziplinen "Information" genannt wird (=> Punkt 2), kann mich fragen
"was das gemeinsame ist, das Entitäten für die unterschiedlichsten Typen von
Bezugssytemen (ob biologische Zelle oder digitales IKT-System oder ein
menschliches kognitives System) ganz allgemein zu einer Information macht" (=>
Punkt 1). 

schönen Gruß,
Stephan


-- 
Stephan Eissler
Institut für Politikwissenschaft
Lehrstuhl für politische Wirtschaftslehre
Melanchtonstraße 36
72074 Tübingen
Telefon 07071-309124
www.wissen-schaft.org


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