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Re: [ox] Konkreteres zur Freien Gesellschaft?



Hallo Uli, hallo alle,

ulifrank wrote:
danke für deine "Prinzipien"! Ich glaube auch, dass die relativ geringe

das sind doch nicht "meine" Prinzipien, die hab ich nur aus den genannten
Oekonux-Texten extrahiert! Von mir sind, wenn überhaupt, nur die Fragen...

öffentliche Resonanz auf unsere Ideen daran liegt, dass wir zwar gute
Analysen aber zu wenig Antworten auf praktische Fragen zu bieten haben.

Würd ich auch so sehn, deshalb ja auch die Fragen. Aber etwas später schreibst du:

Ich verwende immer weniger Zeit auf die Frage, wie "das" neue System
aussehen könnte (du machst ja auch den kritischen Einwand), sondern was
heute schon möglich ist - nicht im Sinne von Pragmatismus und Anpassung,
sondern von Schritten in die richtige Richtung.

Das _ist_ natürlich eine ganz zentrale Frage, und "Wege zu einer Frei(er)en
Gesellschaft" wäre mit Sicherheit noch ein lohnendes Thema für einen eigenen
Thread... Aber ein Grund warum ich nach konkreten Ausgestaltungsmöglichkeiten
für Freie Gesellschaften frage, ist das IMHO heute noch viel zu wenig Menschen
 davon ausgehen, dass es sinnvoll und möglich ist, überhaupt in eine andere
Richtung zu gehen. Und selbst wenn, wissen sie nicht unbedingt, welche
Richtung die richtige ist...

Wenn man das nicht weiß, wie eine alternative Gesellschaft aussehen und
funktionieren würde, kann man ja gar noch nicht beurteilen, ob man sie
überhaupt _will_, ob man sie besser findet als das bestehende.

Deshalb reicht's IMHO auch nicht zu sagen "Man wird da die
Freien-Software-Prinzipien schon verallgemeinert können" oder etwas ähnliches
schwammiges, sondern man sollte schon konkrete Modelle anbieten können. Nicht
als Bauplan (wie schon gesagt, wir können den Menschen der Zukunft ja eh keine
Vorschriften machen), aber auch nicht als bloße Utopie, sondern, sagen wir,
als Leitbild: wo will man hin.

Wenn man das weiß, dann kann man auch die Frage nach dem Weg (wie kommt man da
hin) stellen. Vorher natürlich auch schon, aber dann erfordert sie einen Mut,
eine Bereitschaft zum vorsichtigen Herantasten, den viele nicht haben werden,
und den man auch nicht verlangen sollte.

Vielleicht lässt sich diese Methode weiter ausbauen, vielleicht hat auch
noch jemand Lust dazu:
1) Konkrete Zumutungen des Systems 2) konkrete Möglichkeiten, diese
konkreten Zumutungen des Systems in MEINEM Kopf, in meinem Leben
partiell ab/umzuschalten.

Ja, gerade (2) ist natürlich eine wichtige Frage, eine die mich auch umtreibt,
 und wahrscheinlich noch viele andere Leute, die wir einerseits noch im
Kapitalismus leben und seinen Spielregeln unterworfen sind, aber andererseits
in unserer Lebensgestaltung auch gerne schon, sofern und soweit es geht, ein
bisschen eine freiere, bessere Gesellschaft vorwegnehmen möchten.

Wie gehn wir mit diesem Widerspruch um, ohne uns kaputt zu machen?

Eine fundamentale Frage, aber eine die die Frage nach
Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Freien Gesellschaft nicht ersetzt oder
ausschließt, sondern ergänzt.

Das klingt zwar etwas subjektivistisch, politisch unkorrekt, wenn man
vom GROSSProjekt "Kapitalismuskritik" ausgeht, aber es ist m.E. das
beste, was wir zZt. machen können. Theoretische Arbeit (Wertkritik,
Oekonux usw) macht mir zwar weiterhin großen Spaß, aber ich glaube, dort
ist jetzt alles Wichtige gesagt worden.

ist das wirklich so? Wie siehst du den z.B. meine zweite Frage, die nach dem
Umgang mit natürlicher Knappheit? Dazu hat bislang noch niemand was gesagt...
Und selbst wenn schon alles gesagt würde, dürfte es durchaus sinnvoll sein, es
nochmal zusammenzutragen.

OK, soweit erstmal. Zu deinem Text werd ich später noch was schreiben, wenn
ich dazu komme -- so viele spannende Fragen, so wenig Zeit nebenbei...

Ciao
	Christian

--
|------------ Christian Siefkes ------------- christian siefkes.net -----|
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|  Graduate School in Distributed IS:   http://www.wiwi.hu-berlin.de/gkvi/
|------------ OpenPGP Key: http://www.siefkes.net/key.txt (ID: 0x346452D8)
Soviet-style communism failed, not because it was intrinsically evil but
because it was flawed. It allowed too few people to usurp too much power:
21st-century market-capitalism, American-style, will fail for the same
reasons.
	-- Arundhati Roy, Not Again (Manchester Guardian Weekly)

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Kontakt: projekt oekonux.de



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