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Re: [ox] Re: zur Debatte ...



Am Sonntag 30 April 2006 15:33 schrieb Wolfram Pfreundschuh:
Weil der Kontakt gerade so gut geht, versuch ich es mal mit einer
bisher undelivered mail:

Am 28.04.2006 um 19:29 schrieb Helmuth Supik:
"Im Jahr 2001 lag der globale Devisenumsatz pro Tag bei ca. 1.200
Mrld US$.
Nur 30-40 Mrld. davon reichen zur Abwicklung des Welthandels, der
Rest ist
spekulatives Kapital..... die Anlagedauer lag unter 7 Tagen"

Das spekulative Kapital ist ein Wettsystem. Es wird auf bestimmte
Ereignisse
gewettet, völlig abgekoppelt von der Weltwirtschaft. Laut
"internationalem
Recht" ist es nicht illegal.... :-(

Hallo Helmuth,

den Aktienmarkt auf Wetten zu reduzierend, halte ich für irreführend.

nicht auf den Aktienumsatz sondern auf die 97% des Devisenumsatzes.

Was von Kritikern als Wetten bezeichnet wird ist z.B.:
Du zeichnest ein Papier,nach welchem ein bestimmter Wert- der DAX oder der $-  
zum bestimmten Datum einen bestimmten Wert erreichen. Wenn es zutrifft, hast 
Du sehr viel gewonnen, wenn nicht hast Du ebenso viel verloren, weil der 
Hebel extrem hoch ist. 

Es ging mir aber eher um das gewaltige Missverhältnis zwischen 
"investierendem" Kapital und von Investitionen entkoppeltem Kapital
Kannst Du dazu etwas sagen?
Helmuth

Das wird zwar von den Wirtschaftsvertretern gerne so gesehen und et
gibt u.a. auch tatsächlich Wettaktien. Aber das Aktienkapital
insgesamt ist kein freies Geld, das man in der Freizeit mal in einen
Topf "Wetten dass.." gibt, und aus dem dann die Sieger das Geld
entnehmen, das die Verlierer eingezahlt hatten.  Das wäre dann so
etwas wie stehendes Geld, das der Geldzirkulation einfach  nur
entnommen wäre. Solches Geld würde mit jedem Kapitalumschlag
wertloser, weil es seine Deckung verliert, weil es also nicht in die
Produktion oder in den Besitz von Boden, Immobilien, Bodenschätze
o.ä. zurückfließt und dort wieder Geld zieht und erneut als Geld
bewährt. Solcher Aktiendeal auf der Basis einer bleibenden Fiktion,
die nicht aufhört, fiktives Geld zu sein, ist auf Dauer also immer
wertverlustig. Das hat Marx im III. Band des Kapitals ausgeführt
(siehe http://www.ml-werke.de/marxengels/me25_413.htm).

Nein, Aktienkapital ist wesentlich Kapital, das als Kredit mit
Risikobeteiligung eingesetzt wird, ist also fiktives Kapital, das
seinen Wert nur hält, wenn es immer wieder in der Produktion durch
Aneignung von unbezahlter Arbeit erneuert wird. Das merkt man zwar
den Dingen nicht an, mit denen wir hantieren (z.B. sind die
Bestandteile eines PCs zu über 90% aus Billiglohnländern importiert,
manche Baumwoll- oder Currybauern in Indien mussten schon ihre Nieren
verkaufen um die Samen bei der Gen-Food-Industrie einkaufen zu
können). Aber es steckt in ihnen, solange sie noch gekauft werden.
Aktienkapital ist ungemein aggressiv und mensch sollte das nicht
verharmlosen. Und je geringer der Deckungsanteil dieses Kapitals ist
(derzeit etwa 2%), desto gewaltiger muss gepokert werden - beim
"Wetten" (siehe hierzu auch http://kulturkritik.net/Begriffe/
f.html#fiktiveskapital)

Das ist jetzt nicht so moralisch gemeint, wie es klingt. Aber es ist
eben wirklich so und - wie Du richtig schreibst - völlig legal. ;-|

Wolfram Pfreundschuh________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de

______________________________________________________________________________ 
"Der Mensch verschwindet aus der Arbeitswelt, wie das Pferd aus der Landwirt-
schaft verschwunden ist."  -- Wassily Leontief, Nobelpreis f. Oekonomie 1973

... daher: ein bedingungsloses Grundeinkommen
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