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Re: [ox] C. und die Millionenbauern



Am Sonntag, 11. Juni 2006 12:34 schrieb Christoph Reuss:
Mit seinen fortgesetzten Pred-Projektionen will Jacob davon ablenken, dass
er sein vollmundig angekündigtes "Gegenbeispiel" zu P/P nicht erbringen
kann (eine bäuerliche Gesellschaft, die _nicht_ unter Pred-Knute stand).

Bitte, hier sind noch einmal die Gegenbeispiele:

Fünf zivilisierte Stämme - darunter bäuerliche und Stadtkulturen. Alle 
Entscheidungen der Räte (im Konsens) mußten erst durch eine Volks-
abstimmung bestätigt werden. Gäbe es eine Klassenspaltung in ein
Pred- und Prod-Wertesystem, würden nur Entscheidungen umgesetzt,
die beide Wertesysteme zufriedenstellen, da ja beide Klassen befragt
werden. Oder auch die Irokesenföderation. Oder Chiapas.

Um jedoch zu verstehen, wie wenig die indianische Kultur durch P/P zu
beschreiben ist, muß man eine ganze Menge von der anderen Mentalität,
der anderen Kultur und Psychologie verstehen. Dann würde man ein-
sehen, daß ein Indianeradel, Häuptlinge oder Könige eine auf ein Miß-
verständnis der frühen Ethnologie zurückführbare Erfindung ist, daß
Ratsmitglieder demokratischer Räte zu Adeligen und Ratsvorsitzende,
die am Ratsfeuer der Versammlung nur Vorschläge unterbreiten durf-
ten, zu Königen erklärt wurden, die angeblich Befehle erteilen konnten.
Der Titel von "König Phillip" der Ostküstenindianer, auf den die Pilger-
väter trafen, war 'Sachem', was in der Algonkinsprache nichts anderes
als Ratsmitglied oder Abgeordneter bedeutet - so auch bei den Stämmen
der Irokesenföderation, die Dialekte der gleichen Algonkinsprachgruppe 
sprechen. 

Oder man würde  z.B. sehen, daß es für einen Indianer unvorstellbar ist, 
eine Aufgabe oder Tätigkeit auszuführen, solange es Leute gibt, die dafür 
begabt sind und diese Aufgabe deshalb besser bewältigen als andere 
Menschen. Jeder macht durch diese Aufrichtigkeit gegenüber den eigenen 
Fähigkeiten genau das, wozu er sich am Besten eignet - und anderes nur
dann, wenn ein dafür Begabter nicht greifbar ist.

Beim Bau eines Hauses ist es üblich, das einige die Dachbalken errich-
ten, während andere auf der Baustelle sitzen und reden, ohne zu helfen. 
Steht die Dachbalkenkonstruktion, steigen die Konstrukteure vom Dach 
und liegen faul in der Sonne, während ein anderer in schneller Folge 
Dachpfannen anbringt - eben jener, der dies am Besten kann. Da er 
zum Dachdecken geeigneter ist als andere, geht im die Arbeit leicht von 
der Hand - und man könnte vermuten, daß Dachdecken für ihn eine Art 
Selbstverwirklichung ist. Wahrscheinlich würde er auch Dächer decken, 
wenn er nicht darum gebeten oder keinerlei Lohn erhalten würde. 

In den meisten indianischen Kulturen - sowohl in den historischen als
auch in den heutigen traditionellen Comunities - sind jene hoch an-
gesehen, die anderen Menschen helfen und der angebotenen Hilfe auch
Taten folgen lassen können. Besitz wird als Mittel bewertet, anderen Men- 
schen zu helfen, nicht danach, wieviel einer nutzlos auf der hohen Kante 
liegen hat, während andere hungern. Nicht zu helfen, obgleich man dazu 
in der Lage wäre, ist in indianischen Augen eine schwere Sünde. Ratsmit-
glieder sind in der Regel arm und dürfen nicht über großen angehäuften 
Besitz verfügen.

Aber das sind ja für den Eurozentristen Christoph nur Märchen aus Hin-
terindien, abzuwertende Gesellschaften, die technologisch überentwick-
elten und sozial minderbemittelten Europäern wie Christoph nichts ver-
mitteln können. Deshalb ist eine Diskussion darüber mit Dir eigentlich
Zeitverschwendung.

 Also ein weiterer kläglich gescheiterter Täuschungsversuch von Jacob.
 Umso wütender muss er also seinen Entlarver attackieren, mit noch mehr
Nebelgranaten.

Man beachte die Sprache unser Klassenkrampfers: Bis in die Wortwahl
hinein die Sprache der "Roten Fahne" und ähnlicher ML-Sekten.

Du bestätigst alles, was ich über Dich gesagt habe. Die Ansichten anderer
sind nur "Täuschungsversuche", die Dich in Deinem verborten Klassen-
krampf vom geraden Weg abbringen, wenn Du nur einmal zuhören würdest.
Damit nimmst Du die selbe Haltung ein wie all die Klassenkampf-Schaum-
schläger des Realsoz. vor Dir.

Indem er den Realsoz. mit der Prod-Revolution vermischt, versucht er mir
innere Widersprüche anzudichten.  Dabei hatte ich doch ausdrücklich
differenziert, dass im Realsoz., eben WEIL er von Preds veranstaltet wurde,
die Pred-Bonzen sich eigene Jagdreviere zuschanzten.  ABER sogar dort
eigneten sie sich nicht _alles_ Land selbst an, wie Jacob suggeriert hatte!
Denn die Kolchosen und VEBs (also das Meiste) waren kollektiver Besitz.

Jetzt die  L ü g e  des kollektiven Besitzes im Realsoz. Eben Pred-Märchen-
stunde a la Christoph. Tatsächlich hat es frei wirtschaftende Kollektive
und Kolchosen weder in der UdSSR noch in der DDR gegeben, sondern
all diese waren den Fünf-Jahres-Plänen und den mit Genossen der abso-
lut regierenden Partei durchsetzten Planungsbehörden unterstellt, die
Weisungen des Politbüros - des obersten Organs der absolut regieren-
den Partei und Clubs der Parteibonzen - entgegen zu nehmen und deren 
Direktiven umzusetzen hatten.

Der Ausstieg aus einer Kolchose war nicht vorgesehen. Einmal einge-
brachtes Land konnte vom jeweiligen Landwirt nicht zurückgefordert
werden - schon gar nicht in der UdSSR. Indem Du diese Tatsachen
unterschlägst, setzt Du Deine Verteidigung der de facto Millionenbauern
im Realsoz. fort.

Der Fehler von Marx (oder wie die "Marxisten" hier sagen würden, "der
Fehler des Realsoz.") war aber, dass es _praktisch keinen_ Unterschied
macht, ob ein VEB von Ostberlin oder von einem Adligen regiert wird.

Sehr erheiternd, daß Du  w i e d e r  einmal keine Ahnung hast, was Du
eigentlich sagen willst. Erst verteidigst Du die de facto Millionenbauern des
Realsoz., indem Du behauptest, die Mitglieder der VEB's und Kolchosen 
hätten kollektives Eigentum gehabt, über welches sie verfügen konnten
 - und nicht irgend ein Politbüro mittels Direktiven oder eine von diesem 
geleitete Wirtschaftsplanungsbehörde - , anschließend beschwerst Du Dich
über den feudalen Charakter des Realsoz--Systems und bestätigst erneut
meine Argumente, indem Du Deine dümmlichen ad absurdum führst. 

Es sind die alten Parolen des Realsoz., diejenigen, die das Land und die 
Produkte bearbeiten, sollten "das sagen haben" - bloß nicht mehr und 
schon gar keine direkte kollektive Verfügungsgewalt über den Boden
und die Produktionsmittel - die die angeblich neue Qualität Deines alten
Weines in neuer Verpackung beweisen. Dies ist ebenso lächerlich wie
Deine leicht durchschaubaren Versuche, meine Kritik an Dir umzudrehen,
um sie nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen.

Sehr erheiternd,
Jacob


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Kontakt: projekt oekonux.de



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