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Re: [ox] Phäno... medien - fern vom Gezänk der Welt



Hi Karl,

Am Montag, den 12.06.2006, 20:15 [PHONE NUMBER REMOVED] schrieb Karl Dietz: 
hi stefan,

On 6/12/06, Stefan Matteikat <smatteikat web.de> wrote:

Spätestens seit meiner langjährigen Tätigkeit bei der ungarischen
Nachrichtenagentur weiß ich einigermaßen, was Nachrichten ausmacht,

...und:
wärst du mit dabei in einem team für einen (ox-) newsletter ?
Wie soll der aussehen? Andererseits: es ist vielleicht wirklich langsam
Zeit, über neue Formen nachzudenken; im letzten Jahr wurde in Sachen CMS
ja einiges entwickelt und die Erweiterung unserer technischen Basis ist
ja schon beschlossen ;-)

Spannend ist allerdings die Frage, inwiefern eine solche Liste eine
"Ausweitung der menschlichen Organe" ist...

...kann ich wenig mit anfangen. eine liste ist ein tool. ein gutes
tool. und klaro kann diese hier optimiert werden. 

Das bezieht sich auf den grundlegenden Ansatz von McLuhan im erwähnten
Buch: "Was wir 'Mechanisierung' nennen, ist eine Übertragung der Natur
und unseres eigenen Wesens in verstärkte und spezialisierte Formen.
[...] Im gegenwärtigen Zeitalter der Elektrizität erleben wir, wie wir
immer mehr in die Form der Information verwandelt werden und einer
technischen Erweiterung des Bewußtseins entgegensehen."

Das schrieb der gute Mann vor fast fünfzig Jahren. Ich hatte, als ich
begann, mich mit Mailinglisten zu befassen und diese noch neu und
aufregend fand, mitunter das Gefühl, damit eine Erweiterung des
Nervensystems zu erfahren. Das hat sich mittlerweile gegeben, aber als
Tool ist so eine Liste ja eigentlich auch ganz nett. 

Aber lieber lasse ich noch einmal McLuhan zu Wort kommen: 
"Indem wir unseren natürlichen Körper mittels elektrischer Medien in
unser erweitertes Nervensystem hineinverlegen, stellen wir eine Dynamik
her, mit der alle vorhergehenden Techniken, die ja bloße Ausweitungen
der Hände und Füße darstellen - alle derartigen Ausweitungen,
einschließlich der Städte [mitsamt der Stadtmauern - SMa] -, in
Informationssysteme übertragen werden. Die elektromagnetische Technik
verlangt äußerste Bereitwilligkeit und besinnliche Ruhe vom Menschen,
die ein Organismus braucht, der nun sein Gehirn außerhalb des Schädels
und seine Nerven außerhalb der Haut trägt. Der Mensch muß seiner Technik
der Elektrizität mit der gleichen Treue eines Servomechanismus dienen,
mit der er seinem Einbaum, seinem Kanu, seinem Buchdruck und all den
anderen Ausweitungen seiner Körperorgane diente.

Es besteht jedoch der eine Unterschied, daß frühere Techniken beschränkt
und atomistisch waren, die elektrische aber total und allumfassend ist.
Ein allgemeines Gewähren oder Gewissen ist jetzt so notwendig wie ein
persönliches Bewußtsein . Mit den neuen Medien jedoch wird es auch
möglich, alles zu speichern und zu übertragen; und was die
Geschwindigkeit anbelangt, ist das kein Problem. Diesseits der Grenze
der Lichtgeschwindigkeit ist eine weitere Beschleunigung nicht mehr
möglich.

Genauso wie es möglich ist, irgend etwas als Brennstoff, Gewebe oder
Baumaterial zu verwenden, wenn der Stand der Information in Physik und
Chemie gehoben wird, kann man auch mit Hilfe der Technik der
Elektrizität allen festen Stoffen das Aussehen von gediegenen
Handelswaren geben, und zwar durch organisch strukturierte
Informationssysteme, die wir 'Automation' und Informationsspeicherung
nennen. Mit der Technik der Elektrizität wird die ganze Aufgabe des
Menschen im Lernen und Wissen bestehen. Auf das angewandt, was wir noch
als 'Ökonomie' (das griechische Wort für Haushalt) betrachten, bedeutet
das, daß jede Form von Arbeit zu 'bezahltem Lernen' wird und alle Formen
von Reichtum das Ergebnis von Informationsbewegung sind."

(Marshall McLuhan, Die magischen Kannäle - Understanding Media, 
Verlag der Kunst Dresden-Basel 1995, S. 98-99 - Original erschienen
1964)

Insofern fände ich etwas mehr Rücksicht auf diese "äußerste
Bereitwilligkeit" auf dieser Liste nicht schlecht. Im Idealfall kehrt ja
dann vielleicht so etwas wie "besinnliche Ruhe" ein... 

          Das Leben hier, fern vom Gezänk der Welt -:
          Die Bäume plaudern, Felsen halten Predigt,
          Der Bach wird uns zum Buch - alles ist gut!


Viele Grüße

  Stefan


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