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Re: [ox] Prod-Technologie



PILCH Hartmut wrote:
Du verwechselst technische Kompetenz mit politischem Interesse!
Die meisten Prods haben nur das erstere.

Sie haben arbeitsmässig den Durchblick, aber sind i.d.R. nicht politisch
interessiert.  Sie wollen einfach ihre Arbeit tun.

Sobald sie politisches Interesse entwickeln, dürften die "technische"
Kompetenz sich entsprechend zurückentwickeln.

Das ist keineswegs zwingend, wie du an Koryphäen wie Einstein siehst.
Auch "Preds" wie Lessig oder Moglen würde ich als aktuelle
Gegenbeispiele für deine These ins Feld führen.

Aber es ist durchaus was dran an deiner These als statistisches
Phänomen.  Es lässt jedoch auch die Interpretation zu, dass vorher die
"technische Kompetenz" fetischartig hypertrophiert war. Es hat für mich
viel Evidenz, dass die "Preds" die "Prods" genau über solche
Fetisch-Mechanismen im Griff haben - um auch mal bei C's Terminologie zu
bleiben.

Solange Preds regieren und Prods unsolidarisch zueinander sind, haben
Prods nur die Wahl zwischen Anpassertum (für Preds arbeiten) und
Aussteigertum.

Oder sie betreiben Politik mit den Methoden des Programmiers / Ingenieurs.

Der "Prod-Pred"-Unterschied, wie hier skizziert, scheint weitgehend auch ein
Unterschied zwischen den Anwendern exakter vs inexakter Wissenschaften zu
sein.

Das ist ein richtig spannender Thread! Aber zunächst: was sind "exakte
Wissenschaften", wo kommen sie her, seit wann gibt es sie? Beim ollen
Faust ("habe, ach Philosophie, Juristerei und Medizin studiert...")
schien es DIESE Unterscheidung ja noch nicht zu geben.

Mehr dazu von mir in http://www.hg-graebe.de/EigeneTexte/mikocz2.html

Selbst zur Börsenspekulation hilft die Mathematik in der Praxis nicht
sehr viel, weil sich eben so wenig wirklich vorhersagen lässt. ... 

Nun ja, die "rocket scientists" (statistische Physiker, die in die
mathematische Fundierung des Optionsbewertungsgeschäfts eingestiegen
sind) spielen aber gerade in diesem Bereich eine wichtige und honorige
Rolle. Und für die Black-Scholes-Formel gab es auch schon mal den
WiWi-Nobelpreis ...

Selbst wenn die Politik zu einem Feld würde, an das man mit Prod-Methoden
zunehmend erfolgreich herangehen kann (das will ich schwer hoffen und
es ist auch eine der Leitideen des FFII), gäbe es noch genug Schwierigkeiten,
überhaupt einen Bedarf für solche Methoden zu schaffen.  

Du identifizierst das mit "Mathematisierung"? So a'la Arno Peters'
"Computersozialismus"? Von dem sich Heinz Dieterichs eine dicke Scheibe
abgeschnitten hat? Wüste Kybernetik-Euphorie der 60er Jahre - als ob
Weizenbaums "Ohnmacht der Computer" nie geschrieben worden wäre ...

Immerhin, man sieht, die Begriffen "Prod" und "Pred", die ich hier mal
mitverwendet habe obwohl das normalerweise nicht meine Sprache ist, beziehen
sich schon auf reale Phänomene, die zu betrachten der ox-Debatte nicht
schaden dürfte.

In der Tat, ich bemühe mich ja auch ...

Viele Grüße, HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
  Home Page: http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe

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