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Re: [ox] Oekonux als Projekt



Hallo Stefan,

Du sprichst mir mit jeder einzelnen Antwort in dieser Mail aus dem Herzen.

Nur den Punkt "Ideen vs. Luete" wuerde ich klar haerter formulieren:
M.E. sollte auf gar keinen Fall Leute wichtiger werden als die 
diskutierten Ideen; fuer mich wuerde diese Liste damit sinnlos.


MFG
	Florian

On Tue, Jul 18, 2006 at 11:56:26AM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Meretz wrote:
Hallo Hans-Gert,

Am Monday 17 July 2006 11:52 schrieb Hans-Gert Gr?be:
und nicht auf pox. Vielleicht kommen wir ja - mit zwei neuen Leuten -
doch mal zu einer Diskussion dieser "Metafragen" jenseits der
bisherigen starken Personalisierung.

Gerne, wenn es sich inhaltlich auf die Themen von Ox bezieht. M?chtest 
du meine Fragen dazu beantworten?
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg11910.html

Eine der zentralsten Differenzen zwischen mir und der
"Kernmannschaft" von Oekonux (und in diesem Sinne geh?re ich NICHT zu
diesem Kern) ist das Oekonux-Grundverst?ndnis: schart es sich um eine
IDEE (etwa "?ber die gesellschaftliche Verallgemeinerung der
Prinzipien Freier Software nachdenken") oder schart es sich um LEUTE.

Ich sehe das nicht als getrennte Dinge. Ideen werden von Leuten hier 
diskutiert.

Stefan Merten hat die Position der "anderen Seite" im Wiki unter
http://en.wiki.oekonux.org/StefanMerten/AboutSocialSystems - bzw.
seine Sicht darauf - detailliert dargestellt. Das Problem ist, dass
sie Bed?rfnisse von LEUTEN wie mir, die nicht mit den aktuellen
Setzungen ?bereinstimmen, als St?rungen wahrnimmt und als St?rungen
behandelt. Und was ich f?r ein Oberst?rer bin, das hast du im Archiv
ja lesen k?nnen. Auch wenn Stefan Meretz viel ?ber eine hehre Theorie
redet, in der das vollkommen anders klingt, in der eigenen PRAXIS
geht Oekonux auf abweichende Bed?rfnisse der LEUTE konfrontativ los.

Also ich tue das nicht. Das manchmal inhaltliche Auseinandersetzungen 
heftiger werden, kann passieren. Dennoch sollten wir immer wieder 
runter kommen. Auch StefanMn und ich haben uns gefetzt, aber es hat uns 
auch weitergebracht. Das gemeinsame Lernen sollte im Fokus stehen, 
nicht das "im verbalen Kampf obsiegen m?ssen".

Derzeit wird das alles von der IDEE her gedacht und die Spielregeln
sind entsprechend und bekannt und nicht ernsthaft hinterfragbar.

Ich habe mit meiner Reset-Mail vor allem nach den Zielen gefragt. Daf?r 
habe ich (nicht ?ber die Liste) mir Kritik anh?ren m?ssen. Ist auch ok. 
Du kannst aber nicht sagen, die Ziele und Spielregeln w?ren nicht 
hinterfragbar. Das stimmt einfach nicht.

s.mz: Der Verein ist ein blo? formales, f?r den Projektprozess
absolut irrelevantes Konstrukt. Er dient nur dazu, entfremdeten
formalen Anforderungen (etwa beim Beantragen von F?rdermitteln)
entsprechen zu k?nnen.

Auch hier habe ich (inzwischen zusammen mit s.ma) eine vollkommen
andere Sicht. Die etwa im flame um die diesj?hrige MV deutlich
artikuliert wurde.

Ja, ich m?chte den Verein so unwichtig wie m?glich halten. Den Stress um 
die MV fand ich aber auch bl?d.

Insofern ist deine Frage "Lernumgebung wof?r?" f?r mich l?ngst nicht
so klar beantwortet wie es Stefan Meretz darstellt.

Ich stelle das nicht als klar da, ich habe nach den Zielen gefragt. 
Nutze doch einfach die Gelegenheit.

s.mz: Sure, the learning environment should enable us to approach
the core Oekonux question from different perspectives. The core
question is how to societally generalize the principles of free
software, if possible, and if not, why not.

jac: Schlie?t Oekonux nun die Entwicklung weitergehender
Gesellschafts- theorien ein oder nicht?

s.mz: Sure. However the relationship to the Oekonux agenda should
be visible. Please study the archive, There you'll find very
important debates with only "thin" connections to Oekonux agenda,
but it was there and it was relevant for the further development of
theories.

als "Oekonux-Agenda" bezeichnet wird. Das liest sich alles ganz
anders, wenn es von den LEUTEN her gedacht wird; die Oekonux-Agenda
ist nichts Festes, sondern in einem dauernden Reproduktionsprozess
und etwas "off-topic" zu setzen muss etwas ganz Exzeptionelles sein.

Da haben wir keinen Dissenz. Es gibt keine feste Oekonux-Agenda, aber es 
gibt auch nicht nichts. Und wenn jemand danach fragt, dann kann man das 
doch sagen, oder? Immerhin steht das auch auf der Website.

s.mz: Der List-Owner StefanMn hat mehrfach deutlich gemacht, dass
er sich nicht als Erster unter Gleichen sieht. Forderungen an ihn
pers?nlich nach Eingriff in ox-de hat er zur?ckgewiesen.
Stattdessen hat er die Wahrnehmung von Verantwortung - im
Alleingang oder gemeinsam - eingefordert.

Genau das geht aber NUR als "Erster unter Gleichen", als "primus
inter pares" im klassischen professoralen Selbstverst?ndnis.

Das verstehe ich nicht. Bin ich "Erster unter Gleichen", nur weil ich 
die o.g. Initiative gestartet habe?

s.mz: Deswegen haben wir (ich bin in dem Verein) uns entschieden,
all diesen entfremdeten Formalkram auf das absolute Minimum zu
reduzieren und ?ber dar?ber keine Entscheidungen etc. zu betreiben.

Ich bin auch in diesem Verein (wie s.mz seit seiner Gr?ndung) und
sehe, dass aus dieser Vision heraus zugleich alle Mechanismen zum
"decision meeting" amputiert wurden.  Die hehre Vision, alles im
Konsens und notfalls durch den Maintainer zu entscheiden (siehe
http://en.wiki.oekonux.org/StefanMerten/AboutSocialSystems) hei?t in
letzter Konsequenz: der Maintainer setzt sich immer durch. Ein
?u?erst unbefriedigender Zustand - im ?brigen auch f?r den
Maintainer, weil er dauernd Dresche kriegt, die aus dem Frust
unbehandelter Konflikte erw?chst.

Das kann sein, aber das l?st du nicht ?ber den Verein. Im Gegenteil, das 
Hauen und Stechen w?rde erst richtig losgehen.

"Personen mit Bedeutung" (und zu denen z?hle ich mich hier auf ox-de
mal - in unendlicher Selbst?bersch?tzung) sind eben immer auch ein
"kritischer Geist", haben einen eigenen Kopf, kommen mit eigenen
Gestaltungsanspr?chen, die vielleicht auch a priori gar nicht so
deutlich gemacht werden k?nnen, dass sich VOR dem Tun so was wie
Konsens wirklich erzielen lie?e, sondern ein positives Einlassen auf
den Anderen/die Andere mit einem "na gugge ma, das h?ttsch so jetzt
aber nisch gedacht" als REGELAUSGANG, als a posteriori Erfahrung.
Verlangt aber, sich auf die M?glichkeit eines solchen Ausgangs
einzulassen. Eben "New Culture" - wie ich Annette verstehe.

Na, da spricht doch nichts dagegen, oder? Das machen doch viele hier. 
Sie haben ihre Projekte und bringen sich in Oekonux ein und wenn es gut 
l?uft, ist das eine Inspiration f?r andere. F?r solch einen offenen 
Prozess ist Konsens weder erforderlich noch hilfreich.

Und diese individuellen Menschen sind zu st?rken, sind zu
ermutigen, so dass sie verantwortungsvoll handeln k?nnen.

Genau das reicht nach meinem Verst?ndnis viel tiefer und ist der Kern
der Kantischen Unterscheidung des "?ffentlichen Gebrauchs der
Vernunft zum Raisonnieren" und des "privaten Gebrauchs der Vernunft
im ?ffentlichen Handeln". Sie haben eine VOLLKOMMEN DIFFERENTE Logik.
 Das erstere ver?ndert die Welt nicht, braucht nur lesenden Zugriff
auf den Erfahrungsschatz der Menschheit als Gattung und hat eben
"freedom of speech" - den freiz?gigen Zugang zu den Wissensressourcen
- zur Voraussetzung. Das zweitere hat eine vollkommen andere Natur;
es ist con-currente ?nderung der Welt, konflikt?re "Schreibzugriffe",
die durch "locking" gel?st werden (daf?r wurde Eigentum "erfunden"!).
Und - damit Gesellschaft funktioniert - muss jede(r) Verantwortung
?bernehmen f?r das, was sie/er "in die Datenbank" schreibt. Dazu
m?ssen Menschen nicht nur "ermutigt" werden, sondern es sind zugleich
die Bedingungen daf?r zu schaffen (meine vierte Emanzipationsthese!).
Es sind "die Verkehrsformen zu produzieren", in denen dies m?glich
ist.

Das ist in Oekonux - wenigstens f?r die Art, in der ICH mir
vorstelle, in diesem Sinne meinen "Alleingang" durchzuziehen - bisher
nicht m?glich.

Welche Art von Schreibzugriff stellst du dir denn vor? Und warum muss 
das in Oekonux sein - du hast doch deine Schreibzugriffe (wie ich 
auch), warum also Oekonux?

Es ist nicht nur die FREIHEIT der anderen im Sinne einer potentia,
sondern ihr reales "Leben und Gestalten", die TEIL eines
umfassenderen Begriffs von WELT sind, wie er hier aufgerufen wird.

Fein. Was hindert dich am gestalten?

Ich w?rde das - aus eigener Erfahrung - viel sch?rfer formulieren:
Demut und Zuh?ren-K?nnen als Prozess des Sich-Bem?hens. Ich glaube,
das k?nnte auch viel mit Annettes Ansatz "New Work - New Culture" zu
tun haben.

Demut klingt mir zu pastoral, aber ansonsten unterst?tze ich das.

Das ist vielleicht auch der Archimedische Punkt, von dem aus diese
Gesellschaft aus den Angeln zu heben ist. Denn wir k?nnen bereits in
DIESER Gesellschaft in immer gr??eren Teilen unserer eigenen Praxis
diesen Prinzipien mehr Raum geben.  Indem wir die b?rgerliche
Freiheit - hier die Vertragsfreiheit - GEGEN das b?rgerliche Eigentum
richten.

Das ist leicht daher gesagt, und bis auf die FS hat das niemand im 
gro?en Ma?stab gemacht. Das ist doch genau das Thema von Oekonux.

Ciao,
Stefan

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