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Re: [ox] Re: Der eigentliche Dissenz



Hallo Carmen,

Am Donnerstag, 20. Juli 2006 22:40 schrieb Carmen Ehms:
"Seiner körperlichen Existenz außerhalb des Mutterleibes sind ein paar
angeborene Fähigkeiten eigen..."

Diese angeborenen Fähigkeiten, das bedeutet doch meines Erachtens,
dass sie bereits da sind und wie oder wo kommen sie eigentlich her? 

In der Tat sind sie vom 'ersten Atemzug' der jungen Existenz an da. Es
sind Eigenschaften des menschlichen Körpers des Säuglings, der in der
Zellteilung vom befruchteten Ei zum Embryo entstanden ist. Seine 
Fähigkeiten sind evolutionär vermittelt, nicht durch seine jeweilige
gesellschaftliche Umwelt.

Normalerweise würde ich sagen, sie haben sich entwickelt (meinetwegen
bereits im Mutterleib),
aber wenn ich drüber nachdenke, müsste ja diese "Information" für die
Anlagen der Fähigkeiten
 irgendwann entstanden sein und sich dann qualitativ soweit  im
"Lernprozess" summiert haben,
dass sie im Endresultat sich  als Informationen  in unsere Gene
geschrieben haben.

Gene formulieren eine Frage an die Umwelt, die von der Umwelt beantwortet
wird. Diesem Prinzip folgt die allgemeine Evolution. Dies bedeutet: es finden
eine ganze Reihe zufälliger Mutationen statt, d.h. Unfälle bei der Übertragung 
der 'Information' der Gene von einer Generation an die Nächste, - dies sind
die Fragen an die Umwelt - und die Umwelt ermöglicht es der Mutation, zur
Variation innerhalb einer Spezie oder zur neuen Art zu werden, wenn die zu-
fälligen neue 'Information' der Gene eine Lösung für Probleme in der Umwelt
darstellen.

Fähigkeiten oder auch Anfälligkeiten für bestimmte Krankheiten durch die
Gene entwickeln sich nur, wenn die Umwelt die Bedingungen zu ihrer 
Entwicklung setzt. Z.B. ist der Embryo im Mutterleib so gut wie taub. Seine
Umwelt im Mutterleib läßt kein Hören zu, da die Geräusche des Wirtkörpers 
alle Geräusche der Umwelt der Mutter überdecken. Es entwickeln sich
Ohren, die erst außerhalb des Mutterleibes richtig funktionieren, da der 
Bauplan der Gene Ohren vorsieht. Aber Vibrationen zu spüren läßt die 
Umwelt im Mutterleib zu. Weshalb die Fähigkeit des Tastsinnes nach der 
Geburt ungleich feiner ausgeprägt ist als die Fähigkeit des Hörens.

Die Evolution des menschlichen Körpers - die quasi in der Entwicklung
des Embryos im Mutterleib nachvollzogen wird - entwickelt Fähigkeiten
'auf Vorrat'. Dies wird z.B. bei geistig behinderten Menschen deutlich,
die Fähigkeiten entwickeln bzw. entwickelt haben, sich alle Einträge in
einem Telefonbuch oder alles, was sie jemals gelesen haben, zu merken,
ohne sich allein anziehen zu können - oder die aus dem Gedächtnis
das Gesamtpanorama New Yorks oder Roms in allen Einzelheiten 
zeichnen können, aber unfähig sind, die Uhr zu lesen oder abstrakte
Sachverhalte zu begreifen. Genetisch besitzen diese Menschen keinerlei
Auffälligkeiten.

Im Prinzip wäre jedem Normalsterblichen diese außerordentliche
Fähigkeit ganz genauso möglich, wenn seine Umwelt diese Fähigkeit
bevorteilen würde. Darin wird deutlich, daß Fähigkeiten keinen Zwang
in sich tragen, diese auch zu entwickeln.

Und kann in diesem Zusammenhang dann tatsächlich von "Zwang" gesprochen
werden?

Nein. Sonst wären wir alle fähig, durch einfaches Lesen das Telefonbuch
von New York auswendig aufsagen zu können oder in allen Einzelheiten
das Panorama von Rom zu zeichnen.

Und den Prozess der Vergesellschaftung in der weiteren Entwicklung
des Neugeborenen habe ich nicht in Frage gestellt.

Gruss,
Jacob
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Kontakt: projekt oekonux.de



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