Re: [ox-de] Minderheit und Mehrheitshegemonie
- From: Jac <sortesindet marsmail.de>
- Date: Thu, 10 Aug 2006 03:59:12 +0200
Am Dienstag, 8. August 2006 12:55 schrieb Christoph Reuss:
Dort war nämlich Sklaverei und ethnische Säuberung
angesagt, unter der Hegemonie der angelsächsischen Kultur. So ziemlich
das Gegenteil des Schweizer Systems.
Diese Hegemonie war so angesagt, daß einige dutzend größere
deutschsprachige Tageszeitungen, viele hundert Wochen- und
Regionalblätter in den USA erschienen, wovon eine in Washington,
D.C., noch heute existiert, allerdings als Wochenzeitung - 145 Jahre
nach der Erstausgabe. So angesagt, daß sich Pensylvania und
andere mehrheitlich deutschsprachige Staaten der USA von den
USA abspalten und einen deutschen Bundesstaat vereinigter Staaten
gründen wollten vor Kriegseintritt der USA in den ersten Weltkrieg.
So angesagt, daß es des ersten Weltkrieges, Progromen gegen
alles Deutsche und einer Army von Wehrpflichtigen bedurfte, um
die englische Sprache gegen die deutsche Sprache durchzusetzen.
Nicht umsonst würde McDonald heute gar nicht existieren, wenn
nicht ein in Frankfurt am Main geborener deutschsprachiger
Amerikaner das Frankfurter Würstchen zum Hamburger weiter-
entwickelt hätte.
Und die Sklaverei wurde nach dem US-Bürgerkrieg abgeschafft -
etwa so, wie 1798 die helvetische Republik nach französischem
Vorbild unter den Farben grün, rot, gold die Leibeigenschaft auf-
hob. Mit anderen Worten: als sich die USA bildeten und ihr System
ins Leben riefen, gab es in Amerika schon eine rund hundert Jahre
dauernde demokratische Tradition weißer Einwanderer, die sich
in einigen Bundesstaaten für und in anderen gegen die Sklaverei
verschleppter Schwarzer aussprach - in der Schweiz dagegen war
nur eine Minderheit an den politischen Systemen beteiligt, eine
Mehrheit waren Leibeigene u.a. dieser "demokratischen" Gebilde.
Kein Wunder also, daß auch Schweizer ihr Bündel schnürten und
via Bremen in die sogenannte Neue Welt auswanderten.
Es ist schon bezeichnend, das Christoph die nationalistischen
Lügen interessierter schweizer Kreise für bare Münze nimmt, eine
zutreffende geschichtliche Darstellung der Schweiz würde "die
Demokratie der Schweiz zerstören". Es ist ferner bezeichnend,
daß er behauptet, ich würde behaupten, die Schweiz hätte ohne
Abstriche das US-System übernommen. Nein, ich habe lediglich
gesagt, daß die Schweiz durch die Bildung eines Bundesstaates
nach US-Vorbild mit einem Zwei-Kammern-Parlament verändert
wurde und daß diese Verfassung von 1848 etliche mit der Unab-
hängigkeitserklärung der USA übereinstimmende Passagen ent-
hält. Damit habe ich mit keinem Wort behauptet, daß in der
Schweiz eine ähnliche Politik gegenüber Minderheiten wie in den
USA betrieben wird.
Jacob
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