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Re: [ox-de] Ab, in die Mitte ! utopia.machen.



Am Donnerstag, 24. August 2006 12:21 schrieb Christoph Reuss:
Rudolf Sponsel schrieb gestern:
Klingt irgendwie so, als wäre es ein Verbrechen, wenn sich
Ähnlichgesinnte treffen, um etwas zu praktisieren oder zu verabreden.

So krass würde ich's nicht ausdrücken...  es geht darum, ob bzw. wie
konsequent/glaubhaft man seine eigene Theorie/Anliegen selbst praktiziert.

Den Konsequenzen Deiner P/P-Theorie bist Du ja noch nie gerecht geworden.
Man denke nur an "die Zukunft ist offen" und Deine mit dieser Position völlig
unvereinbaren Statements über die künftige Prod-Macht, über den angeblich
dauerhaften Fortbestand des Klassenkampfes zwischen Pred und Prod - so als
bist Du schon am Ende aller Zeiten gewesen - sowie Dein unerklärliches Vor-
Wissen, die Prod-Macht wäre eine neue Quälität und daher mit dem Realsoz.
überhaupt nicht zu vergleichen.

Warum Preds nicht einfach sich die Werte bzw. das Wertsystem der Prods
zu eigen machen können, um so den Klassenkampf aufzuheben, hast Du
auch nicht schlüssig nachweisen können. Warum Preds offensichtlich mit
einer Eigenschaft der Gier geboren werden, die Prods angeblich fehlt oder 
aus in Deiner Argumentation unerklärlichen Gründen bei Prods keine Rolle 
spielt, blieb völlig offen. Vielmehr hast Du so argumentiert, als gäbe es 
zwei Arten von Menschen, einmal die Menschheit der Preds, zum anderen die 
Menschheit der Prods, beide mit ihrer jeweils eigenen Natur, welche es 
verunmöglicht, daß aus Preds Prods oder aus Prods Preds werden könnten.

Die logische Konsequenz der Appartheit zwischen Prods und Preds, die
Deiner schleichenden Umdefinition der Klassenbildung der Preds und
Prods durch Wertsysteme hin zur Klassenbildung durch der jeweiligen
gegebenen Natur geschuldete Eigenschaften der Preds und Prods hast Du
(noch) nicht gezogen. Liegen der Klassenbildung Wertsysteme zu grunde,
so ist damit auch gesagt, daß diese veränderbar sind, d.h., Preds zu Prods
werden, wenn sie mit einem Prod-Wertesystem aufwachsen. Handelt es
sich bei der Eigenschaft der Gier bei Preds jedoch um eine ihrer von
der Natur der Prods unterscheidbaren Natur geschuldete genetisch an-
gelegte Fähigkeit (wie die Hautfarbe z.B.), dann - und nur dann - bleiben 
Preds immer Preds und können keine Prods werden, da ihre Natur 
gesellschaftlich formbar, aber nicht veränderbar ist. 

Da also die Gier bei ehemalitgen Preds immer wieder durch alle Formen
der gesellschaftlichen Gestaltung des Alltages durchbrechen kann, ist 
Prod-Macht ewig nötig, um ehemalige Preds daran zu hindern, ihrer Natur 
nach ihre Gier auszuleben. Diese latent rassistische Position, die aus
einer gesellschaftlich vermittelten sozialen Stellung eine in der Natur 
des jeweiligen Menschen verankerte Eigenschaft macht, ist historisch
in der chinesischen Kulturrevolution nachzuweisen - die Folgen dürften
uns allen geläufig sein. "Einmal Kapitalist - immer Kapitalist!" ist von
"Einmal Pred - immer Pred!" um nichts verschieden und würde zu
vergleichbaren gesellschaftlichen Formen führen.

Deine Umdefinition der Klassenbildung nicht mehr anhand veränderbarer
sozialer bzw. sozial-ökonomischer Wertsysteme, sondern nunmehr an
der jeweiligen Natur von Preds und Prods durch Deine Gleichsetzung von
gesellschaftlicher Funktion und jeweiliger menschlicher Natur verteidigst
Du in der Ablehnung der angeblichen "Märchen aus Hinterindien". Denn
die Beschreibung der Gesellschaft durch P/P soll für alle universell  s e i n
und die der jeweiligen Klasse zugeordneten Wertsysteme sollen als Aus-
druck der jeweiligen Natur von Preds und Prods  u n v e r ä n d e r b a r
erscheinen. Wäre P/P nur eine Beschreibung europäisch geprägter Ge-
sellschaften, wäre es um die Universalität von P/P als theoretischer
Schlüssel zum Verständnis jeder Gesellschaft geschehen - diese ließe
sich nicht mehr halten. Deshalb darf es keine Gesellschaften oder ge-
sellschaftlichen Formen des Zusammenlebens mehr geben, in welchen
Gier keine gesellschaftlich durch Pred-Macht hervorragende Stellung
einnimmt.

Eine wirklich Freie Gesellschaft kann man nicht "nach Gutsherrenart"
herbeiführen.  

Wer eine wirklich Freie Gesellschaft herbeiführen will, hat das Paradoxon
der Freiheit nicht verstanden. Wie schrieb Max Stirner schon 1844 so
treffend:"Was ein befreiter Sklave tut, das muß man - erwarten."

Jacob
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Kontakt: projekt oekonux.de



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