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[ox-de] Noch einmal: gesellschaftliche Natur



Hallo Stefan, hallo Hans-Gert,

Stefan Meretz schrieb:
Sofern der Standpunkt erster Person nicht hintergangen, der
Subjektstandpunkt des Anderen also nicht negiert, sondern voll
akzeptiert wird, ist das Verhältnis zwischen diesen ein
intersubjektives. Ein instrumentelles Verhältnis hingegen liegt
vor, wenn der Subjektstandpunkt hintergangen oder negiert wird, der
Andere also nicht wie "meinereiner" ... behandelt wird.

Die Wurzel der Diskussion liegt m.E. in diesem Absatz: den
Subjektstandpunkt hintergehen oder negieren, den Anderen also
nicht wie "meinereiner" zu behandeln, beinhaltet eigentlich nur,
keine Macht per Definition meiner Selbst als etwas *Besseres*
als der Andere aufzubauen, keine Vorurteile wie "du Ossi", du
"Neger" oder du "Ausländer" hegen zu sollen.

Der Andere ist jedoch ganz radikal *niemals* "meinereiner"!
Menschen stimmen in einigen Sachen überein, sie sind jedoch
in ihrer subjektiven Interpretation ihrer selbst als auch der
Realität auch infolge ihrer individuellen Geschichte völlig 
verschieden. Die intersubjektiven Beziehungen der Sprache, 
Grammatik und Logik verdecken und verschleiern hier subjektive 
Unterschiede und täuschen ein Gemeinsames vor, welches 
schon in der Auffassung der Farbe "Grün" nicht mehr gegeben 
ist.

Hinter "meinereiner" stehen all diese schönen Konstrukte einer
gemeinsamen Identität - Mensch, Europäer, Weltbürger, Deut-
scher, Proletarier, Kommunist etc. - , in deren Namen die subjektive 
Autonomie jedes Einzelnen (Autonomie in der von mir gegebenen 
Definition) mit Füssen getreten und wegdefiniert wird. Diese 
Konstrukte sind alle mehr oder weniger Vereinnahmungen des 
Anderen, fixe Ideen, die im Sattel sitzen und die Menschen reiten.

Den Subjektstandpunkt des Anderen voll akzeptieren, beinhaltet,
auch das *Fremde*, für einen selbst nicht Nachvollziehbare zu
akzeptieren, wodurch dieser Standpunkt über "meinereiner"
hinausreicht, z.B., sich bewußt zu bleiben, daß jedes Subjekt
eben auf seine, von meiner oder meinereiner Weise völlig ver-
schieden denkt und tickt. Dies beinhaltet auch, einen Zugang
zu einer Materie - einem Problem, einem Vortrag oder einem
virtuellen Programm - zu akzeptieren, der in den eigenen Denk-
und Theoriestandards als abwegig erscheint.

Alles andere liefe auf eine absolute Generalisierung der eigenen
Auffassung, des eigenen Denkens und der eigenen Sichtweise
als "meinereiner" allein menschlichen bindend für alle Anderen 
hinaus.

Gruss,
Jacob
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Kontakt: projekt oekonux.de



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