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Re: [ox-de] Noch einmal: gesellschaftliche Natur



Am Saturday 07 October 2006 01:36 schrieb Jac:
Sofern der Standpunkt erster Person nicht hintergangen, der
Subjektstandpunkt des Anderen also nicht negiert, sondern voll
akzeptiert wird, ist das Verhältnis zwischen diesen ein
intersubjektives. Ein instrumentelles Verhältnis hingegen liegt
vor, wenn der Subjektstandpunkt hintergangen oder negiert wird, der
Andere also nicht wie "meinereiner" ... behandelt wird.

Die Wurzel der Diskussion liegt m.E. in diesem Absatz: den
Subjektstandpunkt hintergehen oder negieren, den Anderen also
nicht wie "meinereiner" zu behandeln, beinhaltet eigentlich nur,
keine Macht per Definition meiner Selbst als etwas *Besseres*
als der Andere aufzubauen, keine Vorurteile wie "du Ossi", du
"Neger" oder du "Ausländer" hegen zu sollen.

Nein, es geht nicht um eine moralische Vorgabe, nicht um irgendeine Art 
von "sollen".

Der Andere ist jedoch ganz radikal *niemals* "meinereiner"!

Doch, denn du missverstehst "meinereiner" als normierende "Identität" 
eines bestimmten "so-seins". Genau darum geht es nicht.

Menschen stimmen in einigen Sachen überein, sie sind jedoch
in ihrer subjektiven Interpretation ihrer selbst als auch der
Realität auch infolge ihrer individuellen Geschichte völlig
verschieden. Die intersubjektiven Beziehungen der Sprache,
Grammatik und Logik verdecken und verschleiern hier subjektive
Unterschiede und täuschen ein Gemeinsames vor, welches
schon in der Auffassung der Farbe "Grün" nicht mehr gegeben
ist.

Es geht darum, diese Unterschiedlichkeit und je individuelle Perspektive 
und Intentionalität als menschlich konstitutiv anzuerkennen. Der 
Subjektstandpunkt "als solcher" wäre das "identische", wenn du so 
willst, aber der umfasst ja gerade, dass wir alle verschiedene 
Perspektiven und Absichten in Bezug auf die Welt einnehmen - und das 
ist "unterhintergehbar" zu akzeptieren.

Den Subjektstandpunkt des Anderen voll akzeptieren, beinhaltet,
auch das *Fremde*, für einen selbst nicht Nachvollziehbare zu
akzeptieren, wodurch dieser Standpunkt über "meinereiner"
hinausreicht, z.B., sich bewußt zu bleiben, daß jedes Subjekt
eben auf seine, von meiner oder meinereiner Weise völlig ver-
schieden denkt und tickt. Dies beinhaltet auch, einen Zugang
zu einer Materie - einem Problem, einem Vortrag oder einem
virtuellen Programm - zu akzeptieren, der in den eigenen Denk-
und Theoriestandards als abwegig erscheint.

Ja, genau das meine ich mit "meinereiner". Es ist nur eine andere 
Bezeichnung für "je ich".

Ciao,
Stefan

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