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Re: Bildung nach Peer-Production-Prinzipien (was: Re: [ox-de] Reminder: Call for



Hi Stefan,

ja ich habe den Vortrag bei den Linux Tagen hehalten und ein wenig
Resonanz gefunden.


nochmals zur Idee: 

* "Peer Production" kann ein Produktionsverhältnis nicht nur zwischen
Individuen sein, sondern auch zwischen Gemeinschaften.

* In unserem Fall ist es so, dass wir konkrete Ansätze gemeinschaftlicher
Organisation von Lebensvoraussetzungen vor uns haben, wie zum Beispiel den
Umstand dass 3 Gemeinden im Waldviertel sich ihre Glasfaserleitungen
selbst gelegt haben. Sie haben dort interveniert wo der Markt sogar laut
offizieller EU Wahrnehmung versagt hat.

* Wir zeigen nun dass auf dem Gebiet der Bildung, also auch in gewisser
Weise immaterieller Produktion, eine Logik besteht, die gemeinsame Planung
und Abstimmung nahelegt.


In deinen Slides hast du das Problem angesprochen, dass
professionelles Material auch professionelles Personal erfordert
(hier jetzt in meinen Worten widergegeben). Ich denke, dass das
(heute) praktisch in allen Bereichen so ist. Die Welt ist so komplex,
dass Spezialisierung praktisch überall ist und dann brauchst du halt
ExpertInnen - auch wenn das in klassischen linken Kreisen nicht so
gerne gehört wird.

Genau so ist es, wenngleich wir eben auch das Medium zuallererst auch für
Massenqualifikation einsetzen wollen. Der Kapitalismus hinterlässt uns
haufenweise dequalifizierte Menschen. Vieles an Eigenarbeit wäre möglich,
wird aber systematisch unterbunden.

Unsere Idee sind "Professionalisierungskerne", also gemeinschaftliche
Unternehmungen mit Profis als Mentoren.

Hier muss ich auch leider den (in Hamburg sogar seinerzeit öffentlich und
erhitzt ausgetragenen) Streit zwischen Frithjof Bergmann und Christine Ax
zitieren, wobei ich in vielen Punkten der letzeren Recht gegeben habe. 


Die Frage wäre für mich, ob das Format bei eurem Versuch wirklich das
Richtige ist. Ich habe ja auch jahrelang und länger radikale
politische Bildung an einer Uni gemacht. Meine Erkenntnis angesichts
stetig sinkender Besucherzahlen war schon damals, ob das Format der
Abendveranstaltung überhaupt noch zeitgemäß ist. Na, für *Studierende*
jedenfalls nicht, weil die ja studieren müssen... Waren das Zeiten,
als wir noch StudentInnen hatten...

Auch hier hast Du recht, und neue Formate sind sicherlich an Möglichkeiten
zu Zeit - und Freiraumgewinnung gebunden. 

Ich erinnere daran dass Du in meiner sicherlich verkürzten
Betrachtungsweise noch immer als jemand existiert, für den das
Existenzproblem der Leute auf die es ankommt gelöst ist. Das sehe ich
nicht so. Ich sehe den Kampf um gemeinschaftliche Peer Production auch
gekoppelt mit dem Kampf um neue Existenz- und Lebensmöglichkeiten.

Interessanterweise ist das mit den Abendveranstaltungen in Kirchbach sehr
erfolgreich gewesen, das heißt normale Menschen mit normalen Jobs haben
eben üblicheweise wenn dann nur am Abend Zeit.

Gruß aus WIen

Franz


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