Re: [ox] Heimwerker (de)
- From: "Stefan Meretz" <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Tue, 27 Jul 1999 10:46:20 +0100
Hi Sabine,
Du schreibst:
- der Kapitalismus ist mit seiner Art der Produktivkraftentwicklung am
Ende,
Wieso? Woran meinst Du das Ende zu erkennen? Wenn Leute freiwillig die
städtischen Parkanlagen pflegen, in Suppenküchen essen ausgeben oder
sonstige Dinge auf kostenloser Basis, ehrenamtlich herstellen--------- da
Zunächst: Der Kapitalismus ist _noch_ nicht am Ende im Sinne von
Auflösung (whatever...), sondern die Art der Produktivkraftentwicklung, die
der Kapitalismus hervorgebracht hat, ist seine letzte. Dann: PK-Entwicklung
hat nix mit Park aufräumen oder so zu tun. Der Begriff geht auf Marx zurück,
der von der "Produktivkraft der Arbeit" spricht. Die Kategorie (=analytischer
Begriff) Produktivkraft der Arbeit hat quantitative und qualitative Dimensionen.
In aller Regel wird Produktivkraft auf Produktivität, also seine quantitative
Dimension reduziert. Die qualitativen Dimensionen sind der Inhalt und die Art
der Arbeit, also was da gearbeitet wird und womit und wie das organisiert ist.
Und wenn man das ganze dann historisiert, kommt man zum Begriff der
Produktivkraft_entwicklung_. Ein sehr nützlicher Analysebegriff, der auf die
Geschichte der Gesellschaften angewendet eine Periodisierung erlaubt -
sozusagen quer (oder über oder unter...) zu den Perioden der
Produktionsverhältnisse (Sklavenhalterges., Feudalismus, Kapitalismus mit
den jeweiligen Unterphasen).
Um es abzukürzen: Der Linux-Basar entfaltet _Elemente_ einer neuen
Qualität von PK-Entwicklung, die der Kapitalismus (in seiner aktuellen
"toyotistischen" Stufe) nicht auf die Reihe kriegt: Die letzte große
Produktivitätsressource ist die Selbstentfaltung des Mensch.
Selbstentfaltung und Fremdbestimmung sind als Widerspruch unter
Verwertungsbedingungen nicht auflösbar. Zwar wird allerlei versucht, um an
diese letzte Ressource ranzukommen (tausend Konzepte: Lean production,
BPR, Kaizen und wie das alles heißt), aber es kann nicht gehen. Der Linux-
Basar unterliegt den Verwertungsbedingungen nicht. Hier gehen Leute rein
und mitunter darin auf, weil sie's wollen, weil sie sich (ein Stück weit) darin
selbst entfalten können.
Ausführlicher zu Linux http://www.kritische-informatik.de/linuxsw.htm
und zu Toyotismus http://www.kritische-informatik.de/algorev.htm
Warum der Kapitalismus zusammenklappen kann/soll/muß, steht auf einem
anderen Blatt und wird zum Beispiel gerade heftig anhand des kürzlich
erschienenen Manifests gegen die Arbeit von der Krisis-Gruppe disutiert (im
Web: http://www.magnet.at/krisis).
HTH,
Stefan
P.S. Stefan Merten (Stefan Mn.) <> Stefan Meretz (Stefan Mz.) !
Das verbessert die Beteiligungsstatistik (gell Olli ;-)) und hilft Threads
zuzuordnen.
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Stefan Meretz, Duesseldorf
Web: http://www.kritische-informatik.de
stefan.meretz kritische-informatik.de
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