GPL-Hardware: Realisierung [ox]
- From: Thomas Uwe Grüttmüller <sloyment gmx.net>
- Date: Mon, 17 Jan 2000 02:08:20 +0100
Hallo, [ox]-Liste
Was ich am Thema GPL-Hardware besonders interessant finde
ist der Punkt, wie diese realisiert werden kann oder soll.
Folgendes ist mir bisher eingefallen:
o Die Konstruktionspläne weisen alle Eigenschaften von
Software auf, so daß diese auf die selbe Weise entstehen
können wie freie Software.
o Dabei sind diese Eigenschaften freier Software zu
übernehmen: (kosten)freier Zugang und freie
(ungehinderte) Beteiligung an der Entwicklung
o Die Hardware sollte soweit wie möglich durch die Anwender
selbst produziert werden können, damit diese sich am Ent-
wicklungsprozess beteiligen können.
o Die Hardware muß gut dokumentiert sein.
o Die Hardware sollte modular aufgebaut sein, wobei die
Aufgaben der einzelnen Module so trivial wie möglich sein
sollten. Ein Beispiel:
Fernseher # Das Schema dient
Empfangsmodul # nur zur Verdeut-
Sat-Tuner # lichung ohne
Bildmodul # Garantie auf
Display # Vollständigkeit.
Bildröhre # Es könnte auch
Helligkeitssteuerung RGB # weiter vertieft
Ablenkeinheit # werden bis zum
Zeilentrafo # letzten Widerstand,
Sägezahngeneratoren # was die erwünschte
Entzerrmechanismen # Modularität noch
Bilddecoder # besser verdeut-
Syncsignalfilter # lichen würde :o)
Austastlückensignalfilter
PAL-Decoder
Farbdifferenzsignalgewinnung
Syncsignalfilter (Burst)
4.3 MHz-Generator
Phaseninverter # An diesem Beispiel
Aufbereitung # soll verdeutlicht
V/U-Signalfilter # werden, wie man
Speicher für 1 Zeile # z.B. einen modularen
Kammfilter # TV-Apparat kreativ
RGB-Signal-Mixer # einsetzen kann:
Tonmodul # Möchte man z.B.
Verstärker # 100Hz-Darstellung,
Lautsprecher # so klemme man
OSD-Modul :o) # einfach ein neues
# Modul "Zwischen-
speicher" (natürlich triple buffered) zwischen "Bildde-
coder" und "Display". Lediglich die Sägezahngeneratoren
müssen gepatcht werden. Dann könnte man aber auch den
Kammfilter weglassen und das ungefilterte, streifige
Signal aus dem Triplebuffer zum hochpassgefilterten
vorhergehenden Bild addieren. (Das macht bei Schwarz-
weißfernsehern das Auge). Ein anderes Beispiel wäre, wenn
man z.B. ein LCD- oder Plasmadisplay haben möchte. In dem
Fall ist einfach nur das Modul "Display" auszutauschen.
Ebenso wäre es denkbar, da das Modul "Display" ja das
gefährlichste ist, an seiner Stelle einen VGA-Monitor
einzusetzen und das Problem GPL-Monitor anderen zu
überlassen.
Ich komme auf dieses Beispiel, da ich entsetzt beobachte,
daß das, was äusserst teure Fernseher anzeigen, eher wie
320x200 als wie 768x576 aussieht. Ebenso ist mit 100Hz
gewöhnlich "100 Halbbilder" - also 50 Hz interlaced
gemeint... Nun ja...
o Letzter Punkt - und zugleich das größte Problem: Die
Möglichkeit zur Herstellung und Entwicklung von GPL-
Hardware in der eigenen Bastelkammer ist zwar meiner
Meinung nach essenziell, um die freie (ungehinderte)
Beteiligung an der Entwicklung zu sichern, jedoch stößt
das irgendwann an Grenzen: Bei integrierten Schaltkreisen
etwa kommt man an den Punkt, wo kollektive Arbeit und
gemeinschaftlich genutzte Produktionsmittel unerlässlich
werden, da für den Einzelnen Aufwand und Nutzen in keinem
Verhältnis stünden. Dabei tritt aber ein neuer Fall ein:
Während in der bisherigen Betrachtung die eigentliche
Hardware (z.B. ein in der Bastelkammer nach Plänen aus dem
Internet gebauter und weiterentwickelter Fernseher) für
jeden, ausser dem Erbauer selbst, wertlos war, im
Gegensatz zu seinen GPL-geschützten Konstruktionsplänen,
taucht bei einer mehr oder weniger volkseigenen
GPL-Werkstatt die Gefahr der Privatisierung auf. Welche
Möglichkeiten gibt es daher, das geltende Recht so
umzubiegen, daß dies nicht möglich ist? (ähnlich wie die
GPL das für Software und Literatur tut)
OK, das wars erstmal.
Mit freundlichem Pinguingegrunze
Thomas
}:o{#
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