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Re: [ox] Erste Haelfte Paper GPL-Gesellschaft



Hallo,

die "[ox] Erste Haelfte Paper GPL-Gesellschaft" betreffend möchte ich 
hier nur einige kurze Bemerkungen machen:

init 3: Das Besondere an Gnu/Linux
==================================

Die These des Beitrags lautet ja, daß Gnu/Linux ein Meilenstein auf
einem Entwicklungsweg ist. Zu einem Meilenstein gehört, daß er gewisse
Besonderheiten aufweist, die andere Produkte nicht aufweisen.
GegnerInnen der Meilenstein-These versuchen immer wieder, Gnu/Linux in
bekannte Schemata zu pressen [10] und damit dessen Bedeutung
herunterzuspielen.

Warum ist es so wichtig  zu beweisen, ob Linux ein Meilenstein ist oder nicht ?
Wenn in einem Gedankengut etwas sinnvolles und bisher so vielleicht nicht
dagewesenes steckt, so genügt vielleicht besonders auf die neuen Aspekte
hinzuweisen und sie explizit herauszuarbeiten ? Ich wäre auch vorsichtig damit,
Linux nur als ein Produkt zu bezeichnen. Auch wenn das Erstellen einer Software, die
einen bestimmen Zweck möglichst gut erfüllt, ein wichtiges  Ziel der Anstrengungen 
ist, so sind es doch gerade die neuartigen Qualitäten von Kooperation und freiwilligem 
Engagement, die an Linux bemerkenswert und im Hinblick des Nachdenkens über
mögliche positive Zukunftsentwürfe (gerade im Bereich von Ökonomie) gangbare
Wege aufzeigen könnten.

Ich denke auch, daß es Sinn macht, Linux, GPL oder freie Ware nicht als
ein entschieden neues Konstrukt anzusehen, sondern es als eine sich fast
gezwungen ergebene Konsequenz in die lange Reihe der Evoultionsgeschichte
des Wirtschaftens und der damit verbundenen Denkstrukturen einzugliedern.
 
Ich möchte in diesem Zusammenhang sehr auf die Habilitationsschrift von 
Maik Hosang, HU Berlin hinweisen (diese ist unter
http://dochost.rz.hu-berlin.de/habilitationen/soziologie/hosang-maik/ 
einzusehen) und eine Passage aus dem Text zitieren:

----

3. Neue Paradigmen der Ökonomie und der Ökologie

Das neue Paradigma der Ökonomie basiert primär auf dem Prinzip der
Kooperation statt des Konkurrenzkampfes. Das Prinzip des Wettbewerbes
- als Inspiration und feed-back-Funktion - ist dabei einbeschlossen.
Dies erfordert Kreativität und die Kompetenz der Komplexitätsbewältigung.
Ziel ist die Verwirklichung einer Multiple-win-Strategie.
Die neue Ökonomie erweitert den lediglich außenweltlich bezogenen
Nutzenbegriff um die innenweltliche Dimension. D.h. neben den quantifizierbaren,
materiellen Nutzenaspekten werden auch immaterielle Nutzenfaktoren
(wie Sinnerfahrung, Schönheit, Freundschaft, Persönlichkeitsentwicklung,
etc.) einbezogen. Nur eine ganzheitliche Sichtweise
des Nutzenbegriffes (im Sinne des Neoutilitarismus) bietet die Wert- und
Informationsbasis für tatsächlich ökonomische Entscheidungen.
Die zentrale Frage ist: was kann man miteinander machen, wie kann
man die Konstellation der Akteure so gestalten, so daß der Konsument
ebenso wie der Mitarbeiter, der Lieferant wie der Kapitalgeber nachhaltig
Freude hat - durch echten, gesunden, die Umwelt nicht schädigenden
Wertzuwachs und nicht durch Spekulationsgewinne auf dem Papier.
Das Ziel ist eine ganzheitliche, synergetische Wertschöpfung, die
im Sinne des "stakeholder- value" Gedankens zu nachhaltigen und damit
- auch im monetären Sinne - zu besseren Ergebnissen führt.
Zur Verwirklichung des neuen Paradigmas der Ökonomie bedarf es eines
weiterentwickelten, zukunftsfähigen und bewußten Managementansatzes
(vgl. flowManagement), um diese Prinzipien in und durch konkrete
Projekte umzusetzen. Dabei sollte die Führungsinitiative- und ver-antwortung
jeweils bei solchen Persönlichkeiten liegen, die ihr Bewußtsein
am weitesten entwickelt haben.
Der Sinn der neuen Ökonomie ist die Förderung der kollektiven Evolution
des Lebens im allgemeinen und des menschlichen Lebens im be-sonderen.
Die wichtigsten Kriterien dafür sind: Nachhaltigkeit, d.h.Zu-kunftsfähigkeit,
Bewußtseinserweiterung, Wissensoptimierung, Verantwortlichkeit,
Effizienz (HighTec) und Effektivität (HighOrg). Management
ist somit neben den funktionalen Aspekten auch künstlerische Arbeit ander sozialen Plastik.

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In diesem Sinne plädiere ich dafür, GPL-Software als starken Schritt in
Richtung einer Kooperativen Ökonomie zu verstehen.

Gnu/Linux ist also keine Ware und es kann auch keine werden. Diese
Eigenschaft von Gnu/Linux hat wichtige Konsequenzen, die die Grundlage
des Erfolges von Gnu/Linux bilden.

Umgekehrt könnte man auch sagen, daß der Erfolg von GPL darauf hinweist,
daß wichtige Faktoren für das Wohlergehen und das sich freiwillig Einsetzen,
denen die Marktwirtschaft nicht gerecht wird, in einer kooperativen Wirtschaft
erfüllt werden.   


Grüße, Thomas Kalka






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