Message 00336 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT00310 Message: 16/32 L5 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Schon wieder Gebrauchswert und Tauschwert



Hi Franz,

"Franz J. Nahrada" schrieb:
Die Gebrauchswertkategorie - irgendwie muß das Produkt
nützlich sein, und zwar für irgendjemanden - ist selber
ein Produkt von Verhältnissen, die sich um den Nutzen,
die Bedürfnisse etc. nicht besonders scheren.

Das ist richtig, es muss so sein. Nur wo eine Spaltung von Nützlichkeit
(Gebrauchswert) und Wertinhalt (Tauschwert) überhaupt vorliegt, macht es
Sinn, diesen zu unterscheiden. Aber: Es _macht_ Sinn. Du willst aber
sagen: Die Nützlichkeit nutzt nichts, denn sie wird vom Wert bestimmt?
Wenn Du den Wert wegnimmst, dann bleibt dir die Nützlichkeit - oder
nicht? Da fällt mir die freie Software ein, wertlos, aber nützlich -
auch unter unseren Bedingungen.

In Wahrheit ist die
Kategorie "Gebrauchswert" eine, die sozusagen aus dem
Betriebssystem dieser Gesellschaft stammt und nicht
einfach verallgemeinerbar ist.

Gebrauchswert gibt es nur, weil es Tauschwert gibt, ok. Aber was ist mit
der Nützlichkeit eines Dings? Ich schrieb von Nützlichkeit - ein
Unterschied zu Gebrauchswert? Ist Nützlichkeit verallgemeinerbar?

Die "Ontologie", dieser "verallgemeindernde Blick" auf
Dinge, die scheinbar allgemeingültige Abstraktionen sind,
ist das Werk einer bestimmten Gesellschaft. Das gilt
sowohl für "Gebrauchswert" als auch für "Arbeit".

Das gilt immer und überall. Eine "Ontologie" (die Behauptung, dass eine
Eigenschaft einer Sache wesensmässig zukomme - etwa: die
Gesellschaftlichkeit dem Menschen) ist immer Werk der Zeit. Die Frage
ist doch: Ist die enthaltene Behauptung richtig oder falsch (etwa: ist
es richtig/falsch, dem Menschen die Gesellschaftlichkeit zuzuschreiben).
Bitte nenne mal ein paar gegenstandsbezogene Argumente.

Trotzdem würde wohl niemand ein "Manifest gegen den
Gebrauchswert" schreiben.)

Warum nicht, wenn der nun auch als "böse" entlarvt wird ;-)

Eine soziologische Abstraktion ist es, wenn z.B. gesagt wird,
ein Fußballer spielt eine Rolle. Ein Bankdirektor auch.
ein Polizist auch. und so weiter. Das heißt, das Wissen
über die gesellschaftlichen Gegenstände und ihre Bestuimmung
geht durch die Kategorie verloren und soll doch durch sie
erklärt werden.

Völlige Zustimmung. Deswegen muss man Kategorialanalyse betreiben (sowas
wie Marx mit Ware, Wert und dem ganzen Begriffskanon) bevor man auf den
Gegenstand losgeht. Wenn man nun sagt, die Kategorien sind falsch, sie
verfehlen den Gegenstand etc., dann hat das "an sich" nichts mit dem
gegensellschaftlichen Kontext zu tun, in dem die Kategorien entwickelt
werden. Sondern schlicht mit der inhaltlichen Qualität, mit der
analytischen Potenz der Kategorie selbst. Und "Rolle" ist schlicht eine
dämliche Kategorie, nein noch nicht mal das, es ist ein oberflächlicher
Beschreibungsbegriff, denn die analytische Potenz scheint mir gleich
null zu sein. Nun ist es sicherlich kein Zufall, dass dämliche Begriffe
von dämlichen Wissenschaften kreiert werden in dieser Gesellschaft, aber
ein deterministischer Zusammenhang besteht nicht. Sonst wäre kritische
Wissenschaft überhaupt undenkbar.

Ciao,
Stefan

-- 
  Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
  Kanzlerstr. 8, 40472 Duesseldorf
--
  stefan.meretz hbv.org
  maintaining: http://www.hbv.org
  private stuff: http://www.meretz.de
--

---------------------
http://www.oekonux.de/



[English translation]
Thread: oxdeT00310 Message: 16/32 L5 [In index]
Message 00336 [Homepage] [Navigation]