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Re: [ox] [ox] ein paar Einw rfe



Hi Thomas und Liste!

3 days ago Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
Über eine GPL- Gesellschaft (d. h. über eine Gesellschaft, die in
einer Wirtschaftsordnung lebt, die sich aus dem Kapitalismus
herausgebildet und diesen überwunden hat, weil sie sich den
Erfordernissen der durch die GPL gesicherten GNU/Linux- Arbeitsweise
angepaßt hat)

Tolle Definition! Wird eine Fußnote!

zu spekulieren ist tatsächlich ein wenig seltsam, zumal
nämlich zur selben Zeit, in der wir gerade den Kapitalismus
überwinden (wollen), andere Menschen noch in der Steinzeit leben.

Ja, es gibt hier massive Ungleichzeitigkeiten. Aber ich würde sagen:
Ja, so ambivalent ist die Welt einfach. Klingt für mich jedenfalls
wesentlich realistischer, als Utopien, die auf einen Schlag den ganzen
Planeten beglücken wollen.

Daher ergeben sich nun zwei widersprüchliche Ansätze:

a) Die 5% der Computer- User, die Linux verwenden, verändern die
Produktionsweise der Industrie und lösen so alle Probleme der
Menschheit.

Klar würde ich mir wünschen, daß eine (positive) Alternative jenseits
des Kapitalismus allen BweohnerInnen des Planeten zugute kommt, die
das wünschen. Daß das so kommen wird - vor allem im ersten Anlauf -
glaube ich aber eher nicht. So gesehen wäre schon davon auszugehen,
daß die Produktionsweise der GPL-Gesellschaft neben kapitalistischen
und auch feudalen Strukturen bestehen können muß. Interessante Frage,
die m.E. bisher nicht wirklich beleuchtet wurde und Sprengstoff
beinhalten könnte.

b) Bevor eine Linux- basierte, basisdemokratische Super- Ökonomie
überhaupt erst entstehen kann,

Ich würde die gar nicht basisdemokratisch nennen. Die Produktionsweise
in Gnu/Linux ist ja jedenfalls nicht demokratisch im engeren Sinne.
Auch da übrigens ein gewisses Problem, das bisher nicht beleuchtet
wurde.

müssen die 99 % der Weltbevölkerung,
die noch nicht einmal einen Computer haben, in den Genuß eines
solchen,

Würde ich auch nicht unbedingt sagen. Wozu meinst du bräuchten sie
einen Computer?

zunächst aber gegebenenfalls zumindest in den von Nahrung,
Kleidung, Wohnung, Bildung kommen.

Das wäre in der Tat äußerst wünschenswert - für die, die das
wünschen...

Punkt b hat zwar nicht viel mit Linux zu tun, ist aber sicher auch ein
wichtiger Kritikpunkt an der Vision "GPL- Gesellschaft"

Zumindest dann, wenn von der GPL-Gesellschaft das endgültige Heil
erwartet wird. Wenn ich meiner euphorischen Seite nachgehe, dann würde
ich das auch so sehen.

Wenn ich meiner kapitalismuskritischen Analyse nachgehe, nach der die
Produktionsmittel irgendwann über die Produktionsverhältnisse
hinausweisen - die Sache mit dem Überbau -, dann ist das nicht
immanent.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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http://www.oekonux.de/



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