Message 00475 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT00319 Message: 31/34 L4 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Geld? (was: Re: [ox] Letzter Teil Paper GPL-Gesellschaft )



Hi Bernd und alle!

17 days ago Berd Binder wrote:
Ist es ok, wenn ich das Paper bei Vortraegen vor politischen
Gruppen (oder im Bekanntenkreis) hier in Heidelberg benutze?
Damit die oft gestellte Frage nach einer Diskussion (ueber Marx & Co) nach
Alternativen zum Kapitalismus nicht immer ein betretenes
Schweigen nach sich zieht.

Dafür ist das ganze Projekt hier doch gedacht :-) - jedenfalls ist das
für mich eine wichtige Intention.

Wenn du es öffentlich aktiv benutzen willst, dann sage mir kurz
Bescheid wenn du magst, und die entsprechenden Termine landen auf
`http://www.oekonux.de/projekt/ontour.html'.

On Tue, 4 Apr 2000, Stefan Merten wrote:
dienen. Stattdessen werden die Menschen frei, ihre Beziehungen zueinander
und zu den Dingen bewusst und nach freier Entscheidung zu gestalten.
Kommentar:
Muss Markt Menschen knechten ? Muss  nicht vielmehr nur - kann aber? -
ausgeschlossen werden, dass sich mit Hilfe des Marktes Menschen ohne
adäquate Leistung Werte aneignen, die von anderen geschaffen wurden?

Alte Debatte. Läuft m.E. letztlich darauf hinaus, ob die "bösen
KapitalistInnen" den "guten ArbeiterInnen" nicht zu wenig vom
Mehrwertkuchen abgeben. Auch wenn dies immanent eine wichtige Frage
ist, verläßt sie das System eben nicht.

Markt hat für mich zwei zentrale Probleme, die sich gegenseitig
verstärken.

* Markt braucht Konkurrenz

Ein Markt ohne Konkurrenz wäre wohl eine Kooperative. Konkurrenz -
vor allem die existentielle Konkurrenz wie auf kapitalistischen
Märkten - hat aber ihre massiven Nachteile.

* Markt ist chaotisch

Markt wird ja von seinen ApologetInnen vor allem als
selbststeuerndes System begriffen. So sehr ich ja Selbstorganisation
mag, beim Markt finde ich sie nur begrenzt zweckmäßig. Immerhin wird
da massiv über Lebenschancen von Menschen entschieden und mindestens
ein bißchen Bewußtsein fände ich da schon wünschenswert.

BTW: Nach der bisherigen Vision der GPL-Gesellschaft weiß ich auch
nicht, wo ein solches Bwewußtsein auf einem gesamtgesellschaftlichen
Niveau genau stattfindet.

Das "planerische" Bewusstsein (auf gesamtgesellschaftliche Niveau), von
dem du hier in Abgrenzung zum chaotischen Markt sprichst, koennte
ein sogenanntes Buergergeld sein: Jeder bekommt soviel, dass er wohnen
und sich ernaehren kann, unabhaengig von seiner Taetigket. Als
Grundsockel sozusagen.

Zunächst mal könnte das ja gerade nicht ein *Bewußt*sein sein. Das
praktische an Geld ist ja gerade, daß es eben ohne Bewußtsein -
bewußtlos eben - funktioniert.

Dazu kommt, daß in einer Gesellschaft jenseits des Tausches Geld ja
nicht mehr benötigt würde - jedenfalls nicht so, wie wir es heute
kennen. Wenn abstrakte Arbeitsquanta nicht mehr gegen Geld getauscht
werden, dann gibt es dafür ja auch schlicht keine Grundlage mehr -
siehe Gnu/Linux.

Ich würde also mal messerscharf schließen, daß in einer (ausgebauten)
GPL-Gesellschaft Geld keine Existenzberechtigung mehr hätte - also
auch kein Bürgergeld.

Was ich aus deinen Zeilen lese, ist nach wie vor die Sorge, daß sich
jemensch etwas "ungerechtfertigt" aneignen könnte - deswegen brauchst
du ein bestimmtes Geldquantum um die "Gerechtigkeit" wieder
herzustellen.

Zwei Punkte.

Historisch hat es über weite Strecken (soziale) Mechanismen gegeben,
die solche "Überaneignung" verhindert haben. Na ja, ob die so gut
waren, ist natürlich eine berechtigte Frage :-( . Jedenfalls würde ich
zunächst mal schließen, daß es Menschen grundsätzlich möglich ist,
ohne das abstrakte Allgemeine Geld eine gewisse Gerechtigkeit zu
erzielen.

Andererseits gehe ich ja auch davon aus, daß materieller Wohlstand per
se gegeben ist - wenn die materielle Produktion zum Anhängsel der
Informationsproduktion wird. Eine Revolution zurückgedacht würde deine
Frage lauten: Wie können wir verhindern, daß sich Einzelne
"ungerechtfertigt" Nahrungsmittel aneignen - also mehr Nahrungsmittel
als ihrem Bedürfnis entspricht. Du wirst mir zustimmen, daß das heute
in unseren Gesellschaften schlicht kein Thema ist. Da würde ich dann
analog schließen.

Oh je, sehr dünnes Eis, ganz tiefe und dunkle Wasser :-( ... Da müssen
wir noch viel nachdenken.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


---------------------
http://www.oekonux.de/



[English translation]
Thread: oxdeT00319 Message: 31/34 L4 [In index]
Message 00475 [Homepage] [Navigation]