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Re: Re [ox] "GPL-Gesellschaft" oder was?



Bernd schrieb:

An dem Begriff GPL-Gesellschaft hat sich eine 
spannende Diskussion entzuendet. Kern dieser 
Diskussion ist wahrscheinlich die Frage, was denn 
nun eigentlich im Kern die neuen Produktivkraefte 
ausmacht. Die Frage ist wichtig weil man nur 
darauf aufbauend eine Einschaetzung machen kann, 
ob - und wenn ja in welchem Zeitraum - sich die 
Prinzipien der freien Softwareherstellung auf die 
gesamte oder den uebergrossen Teil unserer 
Produktion uebertragen lassen. 

Dies scheint zu implizieren, daß eine Gesellschaft 
nur oder hauptsächlich durch die Ökonomie 
beschrieben wird. Was ist bzw. was bezeichnet 
Gesellschaft eigentlich? Dazu zitiere ich mangels 
Verfügbarkeit besserer Quellen das Meyersche 
Taschenlexikon:

  Gesellschaft [zu althochdt. giselliscaft, 
  "Vereinigung mehrerer Gefährten, freundschaftl. 
  Beisammensein"], vieldeutig gebrauchter Begriff, 
  der im weitesten Sinne die Verbundenheit von 
  Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Menschen) mit 
  anderen ihrer Art und ihr Eingeschlossensein in 
  den gleichen Lebenszusammenhang bezeichnet; 
  allein auf den Menschen bezogen meint G. die 
  Menschheit schlechthin oder bestimmte begrenzte 
  Teile davon (z. B. die Menschen einer Nation) 
  und weist auf deren Gliederung, [Rang]ordnung 
  und bes. strukturiertes Beziehungssystem hin.

Spricht man von Gesellschaft, so ist also 
hautpsächlich das Beziehungsgeflecht zwischen den 
Einzelnen gemeint. Will man dieses weiterhin 
untersuchen, so ist die ökonomische Dimension nur 
eine unter vielen (weiter aus obiger Quelle):

  Jede menschl. G. wird durch ihr 
  Wirtschaftssystem und ihre polit.-staatl. 
  Ordnungsverhältnisse geprägt. [...] Jedes 
  etablierte G.system besitzt ein relativ 
  dauerhaftes inneres Gefüge (Gesellschafts- 
  struktur bzw. Sozialstruktur), das sich aus der 
  Gesamtheit der gesellschaftl. Elemente 
  (Individuen, Gruppen, Institutionen) 
  zusammensetzt und durch deren sinnvolle 
  Zuordnung und die damit verbundenen Normen, 
  Handlungsmuster und Wertvorstellungen 
  gekennzeichnet ist. Von der Soziologie werden 
  grundsätzl. die noch bei Naturvölkern zu 
  beobachtende genossenschaftl. Gesellschaftsform, 
  bei der zw. den verschiedenen Individuen und 
  G.gruppen die Macht ausgewogen verteilt ist, und 
  die herrschaftl. Gesellschaftsform 
  unterschieden. Letztere zeichnet sich durch v. 
  a. auf Grund gesellschaftl. Arbeitsteilung 
  entstandene Ungleichheit der G.mitglieder sowie 
  damit verbundene unterschiedl. Macht- bzw. 
  Abhängigkeitsverteilung aus und ist v. a. für 
  die moderne Ind.gesellschaft kennzeichnend. 
  
Das wichtigste Charakteristikum einer Gesellschaft 
scheinen mir die Verhältnisse der Individuen zur
Macht, d.h. die Herrschaftsverhältnisse zu sein.
War es nicht ein Hauptanliegen Marx die Beziehungen
zwischen Ökonomie und Herrschaft offenzulegen ?



T.K.






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