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Re: [ox] das Wesen des Menschen




Hallo Christoph,
 
On Sat, 14 Oct 2000, Christoph Reuss wrote:

Hi,

Sabine Nuss schrieb vorhin:
Ich will halt nochmal doch das alte Ding mit dem "Das Sein
bestimmt das Bewußtsein" bemühen, wobei ich überzeugt bin,
dass auch das "Bewußtsein bestimmt das Sein" mit dazu gehört
(nicht ausschließend, sondern wechselwirkend). Dies zu denken
dürfte nicht schwerfallen, schließt aber Sätze wie "die Leute
würden dann mehr mitnehmen, als sie wollen", oder "die wären
dann faul oder aggressiv" völlig aus. Es geht wirklich nicht, dass
hier zu beobachtende Verhaltensauffällgkeiten von Leuten
ahistorisch ins zeitlose, naturhafte Wesen des Menschen hinein
gedacht werden. Da landen wir im Nichts oder in Ideologie. Es läßt
sich schlicht nichts (!!!) sagen, darüber, wie der Mensch wäre wenn.

Hmmm...  aber ist diese Negierung nicht *auch* eine Ideologie ?
(d.h. die Behauptung, dass es eben *kein* solches "Wesen" gibt)
Wenn nein, warum nicht ?

Sabine versucht das dadurch zu erklaeren (So habe ich das verstanden),
dass ALLES sich staendig aendert. Es gibt eine biologische Evolution und
auch eine menschliche Geschichtsevolution. Wir manipulieren ja schon
unsere eigene Biologie mit Gentechnik.  

(Dass das ganze Thema in Forschung und Politik tabuisiert wird,
 deutet eigentlich schon darauf hin, dass es eine Ideologie ist..)

Ganz im Gegenteil. Die Politiker und die Kapitalisten werden nicht 
Muede uns gebetsmuehlenartig einzureden, dass die Markwirtschaft
dem Wesen des Menschen am besten entspricht. 
Es liegt ja Nahe, dass sie das sagen, sie alle haben ja ein 
finanzielles Interesse daran, dass alle glauben es gibt
Unumstoessliches im Menschlichen Wesen.
Genau auf die Einsicht in diesen einfachen Zusammenhang 
begruendet Sabine die These, dass es sich um eine Ideolgie handelt.
Und diese sollte man nicht uebernehmen. Wir haben ja das gegenteilige
Interesse, naemlich, dass sich Wirtschaft und Gesellschaft eine  
weiteres mal umwaelzt, oder?
        

Es gibt wohl beides:  Ein gewisses "Basis-Wesen" (angeboren), auf
das dann von der jeweiligen Kultur/Epoche ein "Kultur-Wesen" (erlernt)
"draufgesetzt" wird.  Komplizierend kommt dann hinzu, dass es auch ein
überlagertes Spektrum von *individuellen* "Wesen" gibt, wobei dieses
Spektrum anscheinend auch kultur-abhängig ist (wie auch die
"Selektions-Kriterien", die dieses Spektrum beeinflussen).

Und beides ist nichts Statisches.  

Die Frage ist also, ob die von Hartmut Pilch aufgezählten Eigenschaften
(die einer GPL-Gesellschaft in der Tat ziemlich im Wege stehen könnten)
zum Basis-Wesen oder zum Kultur-Wesen gehören, und inwiefern (wie stark)
solche Eigenschaften im überlagerten individuellen Spektrum ausgeprägt
sind.
 
Diese Frage ist absurd. Die hat man ja auch schon den 
Buergern im Feudalismus/Mittelalter gestellt um sie darauf hinzuweisen,
dass das ewige Gesetz Gottes fuer den damaligen Status Quo verantwortlich
ist. Die Buerger haben es den Adligen jedenfalls nicht auf ewig geglaubt

Gott sei Dank :-)  


Gruesse,
Bernd 


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