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Re: [ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft (w...



Hallo, Ralf!

On Mon, 13 Nov 2000, RalfKrae aol.com wrote:
Ich bin auch dafür, Informationsprodukte möglichst allgemein und für die
NutzerInnen weitgehend kostenlos zur Verfügung zu stellen, aber auf
              ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Darum geht es gar nicht. Ein Programm ist Frei i.S.d. FSF, wenn es folgende 
Kriterien erfüllt:

    o The freedom to run the program, for any purpose (freedom 0). 
    o The freedom to study how the program works, and adapt it to 
      your needs (freedom 1). Access to the source code is a 
      precondition for this. 
    o The freedom to redistribute copies so you can help your 
      neighbor (freedom 2). 
    o The freedom to improve the program, and release your 
      improvements to the public, so that the whole community 
      benefits. (freedom 3). Access to the source code is a 
      precondition for this.

( http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html )

Programme, die nicht alle Kriterien erfüllen, z.B. deren kommerzieller 
Einsatz zusätzliche Lizenzgebühren verursacht (wiederspricht Freiheit 0), 
sind "semi-Frei". Kostenlos verteilte Programme, die keinem der Punkte 
genügen (Internet Explorer, Real Player usw.) sind überhaupt nicht "Frei".

Was bei Freier Software kostenlos ist, ist ihre Benutzung, aber nicht 
notwendigerweise die Verteilung. Ein Programmierer könnte beispielsweise das 
erste Exemplar eines Freien Programms für eine Million verramschen. 

absehbare Zeit wirft das notwendig die Frage auf, wie das Entgelt für
professionelle UrheberInnen organisiert werden soll.

Programmieren als bezahlte Dienstleistung, als Handwerk. Die Idee stammt noch 
aus der Gründungszeit der FSF, vom Heiligen Saint Ignucius persönlich. 

Bei Journalisten etc. ist sogar eine Finanzierung durch den Verkauf von 
Exemplaren möglich -- wegen des Zeitvorteils. Die Zeitung, d.h. die Texte, 
das Layout usw. wird erst dann Frei-gegeben und maschinenlesbar 
veröffentlicht, wenn die Zeitungen schon in den Kiosken liegen. Bis dann die 
Konkurrenz die Maschinen angefeuert hat, sind schon alle Exemplare verkauft...

Im
Wissenschaftsbereich sind immer noch viele durch HoschullehrerInnenposten
etc. abgesichert,

Also fehlen nur noch Romanautoren, Musiker, Künstler usw. 

Ich denke aber, daß auch noch weiter ausuferndere Wissenshorterei nichts an 
der heutigen Brotlosigkeit ihrer Kunst ändern würde. Mein Favorit wäre in 
diesem Zusammenhang eine allgemeine Grundversorgung für alle.

aber sicher kann man nicht einfach alle AutorInnen,
MusikerInnen JournalistInnen etc. einfach in den öfentlichen Dienst
einstellen und ihnen ein ordentliches Gehalt zahlen, auf dessen Basis sie
dann "Frei" produzieren können.

Kommt dem schon sehr nahe.

Außerdem halte ich, aber das ist ein anderes Thema, für illusionär, von der
Spezifik von Infomationsprodukten so schlicht zu abstrahieren, wie es hier
in einigen mails geschieht, und darauf Sozialutopien aufzubauen. Materielle
Produkte kann man leider nicht so einfach und fast umsonst vervelfältigen
wie Informationen, 

Da tut sich einiges. Gedruckte und integrierte Schaltungen ähneln schon stark 
der industriell gepreßten CD (oder eher einer Schallplatte, denn das 
Werkstück taugt nicht selbst als Kopiervorlage). Bei mechanischen Apparaturen 
(z.B. Autos) ist das noch etwas anderes, die sind vom Fertigungsaufwand noch 
mit Röhrenradios vergleichbar. Zum einen könnte man durch moderne Elektronik 
noch viel Mechanik einsparen, zum anderen wird es sicher in der Mechanik noch 
Basiserfindungen (so wie gedruckte Schaltungen, Oberflächenmontage, ICs usw. 
in der Elektronik) geben, die die Herstellung vereinheitlichen und damit CAD, 
CAM, CIM vorantreiben.

und das ist auch in absehbarer Zeit und z.T. prinzipiell
nicht möglich, und Software (auch Freie) und Geld haben eines geminsam: man
kann sie nicht essen.

Darum darf es nicht bei den kaum nahrhaften Bildschirm- und Druckerausgaben 
bleiben.

Tschüß,
Thomas
 }:o{#

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