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[ox] Kopierpauschalen (was: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft)



On Don, 16 Nov 2000, RalfKrae aol.com wrote:

Der Anspruch professioneller UrheberInnen, die ihre Werke eben nicht Frei
an die Welt geben, auf angemessenes Entgelt, der letztlich gegen alle
besteht, die ihre Werke nutzen. Ich sehe das Problem, dass die Pauschalen
auch Leute mit heranziehen, die sie nicht nutzen, aber das sind bisher
Ausnahmen und wenn man das vermeiden will, muss man eben bessere Verfahren
finden, kann sie aber nicht einfach ersatzlos streichen.

Man kann sie aber auch nicht einfach so noch weiter ausweiten. Man könnte 
aber die Problematik auch dadurch herausstellen, indem man alternative 
Verwertungsgesellschaften einrichtet. Der Urheber ist nämlich nicht 
verpflichtet, sich durch VGs vertreten zu lassen, sondern muß der VG erst 
vertraglich erlauben, seine Verwertungsrechte wahrzunehmen. Gäbe es mehrere, 
konkurrierende VGs in der selben Sparte, so müßte ohnehin ein 
differenzierteres Abrechnungsverfahren eingeführt werden.

 > Kann ja sein, dass du nur uralte Schinken liest und hörst oder solche,
 > ausdrücklich frei sind, kein TV guckst und Radio hörst etc., also fast
 > überhaupt keine aktuellen Medien nutzst,

 Zunächst eine kleine Anmerkung: Ich habe noch nie gehört, daß man für
das Lesen, Hören oder Ansehen ansich bezahlen müßte, zumindest nicht bei
den genannten Medien

Schon mal was von der GEZ gehört, Gebühreneinzugszentrale für den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk? 

Die zieht Gelder für das Bereithalten von Rundfunk- und Fernsehempfängern 
ein, nicht aber für das Benutzen dieser. D.h. wer einen Fernseher besitzt, 
ohne diesen zu benutzen, hat zu zahlen (Das ist aber realitätsfern. Eher 
fliegt in so einem Fall das Gerät aus dem Fenster, wenn der GEZ-Mann den Fuß 
in der Tür hat). Umgekehrt zahlt einer, der keinen eigenen Fernseher besitzt, 
aber bei Freunden oder Verwandten gelegentlich fernsieht, nichts.

<OT Werbung>
(außer nur unbeworbene Produkte zu kaufen, die billiger sind, wenn das alle
machten, hätte das auf die Werbebranche tödliche Auswirkunegn 

Klasse! Wie kriegt man Leute dazu?

</OT>

Meinetwegen kann man für alle, die notariell beglaubigt versichern, dass
sie nie irgendwelche proprietären Informationsprodukte nutzen, eine
Freistellung von den Abgaben einführen 

Das pauschalisiert auch wieder zu sehr. Ich stelle mir das eher so vor, daß 
jemand, der in ein Kopiergeschäft geht, zwischen zwei Tarifen wählen können 
sollte: einmal mit und einmal ohne VG-Wort-Abgabe. Um später die Kopien 
auseinanderhalten zu können, könnten z.B. die Kopien mit Abgabe eine 
fälschungssichere Kennung erhalten, z.B. einen Strichcode.

Es gibt übrigens zwei verschiedene Sorten von CD-Rohlingen, wobei bei der 
teureren GEMA-Gebühren aufgeschlagen sind. Die billigen für GEMA-geschützte 
Musik zu verwenden ist illegal. Trotzdem hält sich kaum einer daran, weswegen 
GEMA-Gebühren auf alle Rohlinge eingeführt werden sollen. Dies ist 
unverständlich für jemanden, der darauf Backups machen will. Auf den 
Rohlingen gibt es im Übrigen auch keinen Hinweis, daß bestimmte Handlungen 
damit strafbar sind. Woher soll das der normale Kunde überhaupt wissen?

(die sicherlich erheblich
strafbewehrt wäre und kontrolliert werden müsste für Fälle, wo Leute
falsche Aussagen machen, um sich ungerechtfertigte Vorteile zu
erschleichen).

Natürlich.

Ich glaube nicht, dass es genug Leute gibt, für die das
zutrifft, dass sich das lohnen würde.

So, wie du das oben formulierst, stimm ich dir da zu. Wohl gibt es aber um so 
mehr Leute, die zumindest gelegentlich nicht-proprietäre Informationsprodukte 
nutzen.  


 > Du scheinst da falsche Vorstellungen zu haben. Ich bekenne: ich bin
 > Mitglied der VG Wort.

 Dann erzähl mir erstmal, welche Verwertungsansprüche du dir auf deine
 Mails vorbehältst und vor allem gegen wen. Gegen Stefan Merten (als
 Verleger)? Oder gegen uns alle?

Erzähl doch keinen Quatsch. Du hast anscheinend keine Ahnung von den
entsprechenden Verfahren. Man bekommt nur Zahlungen für in bei der VG
registrierten copyrightgeschützen Publikationen veröffentlichte Beiträge,
im einzelnen gibt es da relativ differenzierte Schlüssel, wie sich das
errechnet, führt hier zu weit. Die Ansprüche richten sich gerade nicht
gegen die Verleger oder andere Einzelne, sondern auf Anteile an den
Einnahmen aus den diversen mehr oder weniger pauschalierten Abgaben.


 > Außerdem müsste die Person registriert werden, damit von ihrem Konto
 > abgebucht werden kann. Na ja, ob das die besserer Lösung ist ....

 Was soll denn der Unsinn? Ist das etwa heute in Fotokopiergeschäften der
 Fall?

Ich dachte, du wärst gegen Pauschalabgaben? Genau solche müssen jedoch auf
Fotokopierer gezahlt werden an die VG Wort.

Ja, richtig, aber warum müßte man denn die Abrechnung zwischen Kopiergeschäft 
und VG ändern, indem die Abgabe vom Konto des Kunden abgebucht würde, wenn 
man die Abgaben differenzierter gestalten wollte? Den Gedankengang kann ich 
nicht nachvollziehen.

Falls du auf den Heimbereich hinauswillst -- dort ist eine individuelle 
Abrechnung natürlich problematisch, allerdings könnte man ja zwei 
verschiedene Arten von Geräten verkaufen...

<OT "Bürgergeld">

 > Zur staatlichen Berentung wieder die profanen Fragen: welche Höhe[1],
 > welche Kosten[2], wer bezahlt es[3]?

 Wie wärs mit...
 1. halbes Durchschnittseinkommen
 2. halbes Einkommen
 3. alle

So einfach geht es nicht (abgesehen davon, dass es real so sowieso nicht
geht m.E.). 1. meinst du Durchschnitt pro Einwohner oder pro
Erwerbstätigen, brutto oder netto?

Pro Einwohner.

Schritt 1: Zunächst gehen die herkömmlichen Steuern ab. 
Schritt 2: Von dem übrigbleibenden Geld wird ein fester Anteil (z.B. die
           Hälfte oder ein Viertel) abgezogen und 
Schritt 3: auf alle Einwohner (auch Babys und Rentner) umverteilt

Wer also genau am aktuellen Durchschnitt liegt, bekommt von Schritt 2 und 3 
gar nichts mit. Wer gar keine Einnahmen hat (z.B. Minderjährige, Arbeitslose, 
Studenten und Rentner) erhalten dann immernoch den festgelegten Prozentsatz.

Man könnte auch die Mindestversorgung auf einen bestimmten Betrag festsetzen 
(z.B. 1000,-- DEM) und danach errechnen, welchen Anteil das am jeweils 
aktuellen Durchschnittsverdienst ausmacht. Der Phantasie sind da keine 
Grenzen gesetzt.

mit dem Ergebnis, dass für einen
großen Teil der bisher erwerbstätigen Bevölkerung, wenn nicht die Mehrheit,
das Einkommen ohne Erwerbstätigkeit theoretisch genauso hoch wäre wie mit.
                                                  ^^^^^^^^^^^^
Da hast du wohl das Prinzip noch nicht ganz durchschaut. 

</OT>

Grundsätzlich meine ich, solange noch gesellschaftlich notwendige Arbeit
die Basis des
gesellschaftlichen Lebensprozesses ist, finde ich es notwendig, sinnvoll und
gerecht, neben dem Bedürfnisprinzip das sozialistische Leistungsprinzip
(also anknüpfend an Arbeitsleistung, nicht an angeblichen "Leistungen" von
Kapitaleigentum) zu Grunde zu legen. 

Damit bist du schon wieder sehr nah an Freier Software. Denn ihr 
Bezahlungsprinzip ist das des Programmierens als Handwerk. Bezahlt wird dabei 
für die Arbeitsleistung des Programmierens, nicht für die Nutzung des 
Resultats als angebliche "Leistung" geistigen (Kapital-)Eigentums. Dies 
entkräftet auch sehr schön die Aussage, geistiges Eigentum vergegenständliche 
ja Arbeit -- das tut materielles Eigentum nämlich auch.

Übrigens: Daß so viele Leute ehrenamtlich Software schreiben, hat nicht zu 
bedeuten, daß nur so Freie Software entstehen könne und das Modell 
"Programmieren als Handwerk" nicht funktioniere. RMS, der Gründer der FSF 
verdient durchaus auf diese Weise sein Geld und plant sogar die Gründung einer 
Firma, die nach diesem Modell funktionieren soll:

http://www.FreeDevelopers.net/ 


Tschüß,
Thomas
 }:o{#

_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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