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[ox] Werttheorie und Marx-Exegese



Ich schrieb am 24 Nov

   > Es wäre aber mal interessant ... zu schauen, ob die Rechnung auch
   > "im Großen" stimmt, d.h. wenn alle Infrastrukturkosten
   > (insbesondere Kosten für Wissens(re)produktion und ökologische
   > Folgekosten) mitgerechnet werden.  Oder anders: ob die fallenden
   > produktiven Kosten nicht durch wachsende externalisierte Kosten
   > (mehr als) aufgewogen werden.

Stefan Merten antwortet am 09 Dec 

   Würde ich nicht vermuten. Das würde letztlich bedeuten, daß jeglicher
   Produktivitätsgewinn nicht anderes als (bestenfalls) ein
   Nullsummenspiel wäre und nur Kosten verschiebt / externalisiert. Das
   halte ich für nicht haltbar. Technikeinsatz kann einfach absolut die
   "Kosten" verringern.

Der eingesetzte technische Apparat erzeugt Folgekosten zu seiner
Wartung und Beobachtung, Prognose und Prävention.  Rechnungen, die ich
kenne, heben immer darauf ab, dass Automatisierung die _unmittelbaren_
Kosten in den je aktuellen Kalkülen (und oft nicht mal das) senken.
Es ist aber ein seit Weizenbaum auch im Informatikbereich wenig
verzeihlicher Fehler, den Reflexionsbedarf der Technik von gestern zu
unterstellen und ihn gleichzeitig mit der Elle von morgen zu messen.
Genaue Zahlen habe ich dazu allerdings nicht. 

   > ME wird dabei aber keine Überflußgesellschaft heraus kommen (wie
   > hier oft argumentiert und auch bei Marx ... "Springquellen" etc.
   > ...  angedacht;

   Ah, das Thema wieder :-) .

   > meine Gegenargumente: 1. Ökologie,

   Warum glaubst du, daß die Menschheit auch auf einem modernen Niveau
   keine Welt errichten kann, die ökologisch sustainable ist und in der
   Knappheit an materiellen Gütern keine Rolle spielt? Anders formuliert:
   Was bringt dich dazu zu glauben, daß die Menschen ihre
   Bedürfnisbefriedigung nur mit Zwangsmitteln so organisieren können,
   daß die natürliche Lebensgrundlage langfristig erhalten bleibt? Noch
   zugespitzter: Warum mußt du verschwenden?

Das zweitere hat mit der ersten Frage wenig zu tun. Eine ökologisch
nachhaltige Welt ist, wenigstens nach Auffassung der Experten ('Faktor
vier' als die _sehr_ vorsichtige Variante), nur mit _deutlich_
verringertem materiellem Einsatz zu haben.  Du kannst natürlich das
Wort 'Knappheit' durch 'Sparsamkeit' ersetzen und schon ist der Zwang
(wenigstens auf den ersten Blick) raus, aber das musst Du dann auch
den anderen verklickern.  Hierbei ist allerdings ein anderes
GPL-Prinzip hilfreich, nämlich das Miteinander der GPL-Gesellschaft im
Gegensatz zum Gegeneinander der Konsumgesellschaft.  

   Zweitens: Sparsamkeit ist ja kein Widerspruch zu Überfluß. 

Sparsamkeit und Überfluss sind für mich schon gegensätzliche Begriffe.
Sparsamkeit bedeutet Ressourcen mit Bedacht einzusetzen, Überfluß,
dass es nicht so drauf ankommt. Da ist immer noch Überfluß !=
Verschwendung.  'Faktor vier' bedeutet, in Zukunft _sehr viel mehr_
Bedacht auf den Ressourceneinsatz zu verwenden. Dafür ist die
überlegende Vorsorgegesellschaft, von der ich schrieb, ein Muss.  Eine
zentral über das Marktprinzip organisierte Gesellschaft kann, trotz
Ökosteuer und ähnlicher Versuche, diese Sparsamkeit schlichtweg nicht
'produzieren'. Mehr dazu in unseren Bildungsthesen. Im Gegensatz zu
Uli Sigor (Franz, 09 Dec) 

   Die zukünftige Arbeit (im Idealbild) erzeugte nicht mehr
   aufwandsabhängig-knappe Güter,sondern aufwandsunabhängig- unknappe
   Güter.

bin ich aber nicht so optimistisch, dass die 'Vorsorgegesellschaft'
die durch ökologische Belange angelegte Meßlatte derart _ohne Mühe_
schafft.  Allerdings wird Knappheit dann anders sozialisiert als in
der Konsumgesellschaft, das stimmt.

-- 
Mit freundlichen Grüßen, Hans-Gert Gräbe

_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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