[ox] Gedanken vom 1./2.12. in Dortmund
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Tue, 16 Jan 2001 21:08:44 +0100
Hi!
Hier noch ein paar Gedanken zu der "Oekonux meets
Krisis"-Veranstaltung, die jetzt schon wieder einige Wochen
zurückliegt. Einfach mal unsortiert, was es bis in meine Notizen
geschafft hat garniert mit einzelnen Kommentaren. M.E. sind da einige
bahnbrechende Sachen dabei. Die leite ich mal mit einem `!' ein.
Zu Robert Kurz, der am ersten Abend einen Vortrag (50+ BesucherInnen!)
gehalten hat.
* Die soziale Emanzipationsbewegung ist nicht aus der Theorie
ableitbar
Kommentar: Stimmt. Die Freie Software als Keimform einer
Emanzipationsbewegung hat in der Theorie (meines Wissens) niemensch
vorhergesehen.
* Wenn der Kursgewinn wichtiger wird als die Dividende, dann ist das
ein Zeichen für das Abheben der Finanzmärkte. Entwicklung KGV
(Kurs-Gewinn-Verhältnis von Aktien): historisches Mittel: 12..15:1,
Old Economy heute: 30..50:1, New Economy: 200..500:1.
* Nach der kapitalistischen Theorie: Durch Verbilligung der Waren per
Produktivitätssteigerung können sich mehr Leute Waren leisten =>
Ausweitung der Märkte => Überkompensation bei der
Arbeitskraftaufsaugung => mehr Arbeitskraft wird aufgesaugt. Genau
das funktioniert heute offenbar nicht mehr.
* Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen haben ihre eigene Logik -
auch in der Zeit. Sie müssen als je eigene Bereiche wahrgenommen
werden.
Kommentar: Im Gegensatz zur Lohnarbeit, die alle Tätigkeiten über
den Kamm der Profitmaximierung schert.
Dann vom zweiten Tag (~35 BesucherInnen), an dem nochmal Robert Kurz
und dann auch Stefan Meretz einen Vortrag gehalten haben. Hier ist
mein Senf gleich mit drin.
! Das Produktionswissen wurde durch die Werkzeugmaschinen aus den
Köpfen der HandwerkerInnen in die (materiellen) Werkzeuge verlagert.
Heute fließt die Essenz des Produktionswissens bei immer
universelleren Maschinen in die Information / Software.
Durch die digitale Kopierbarkeit verlegt Freie Software das
Produktionswissen zurück in Gemeineigentum und damit in die
Gesellschaft.
Wenn Wissen/Information also immer mehr zum Produktionsmittel wird,
dann ist Freie Software also Vergesellschaftung der
Produktionsmittel.
* Die Anwendung Freier Software - auch von KapitalistInnen - schädigt
immer die Verwertung, weil werthaltige, arbeitsplatzerhaltende
Software nicht gekauft / verwendet wird.
! Die Eigentumsfrage stellt sich erst als *Konsequenz* der Bewegung -
nicht als deren Voraussetzung. Ähnliches gilt m.E. übrigens für den
Widerstand.
Mit Freien Grüßen
Stefan
PS: So, dann habe ich aber wenigstens die rumliegenden Papiersachen
erstmal durch und kann mich Mails widmen, die auch schon so alt
sind...
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