Re: [ox] Autorenverguetung
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Thu, 18 Jan 2001 10:33:26 +0100 (MET)
Stefan Merten schrieb on Tue, 16 Jan 2001 als Replik auf Ralf Kraemer
Ralf Kraemer
> Aber solange man zum Leben Geld braucht und Leute nicht nur
> nebenbei, sondern als ihre Hauptbeschäftigung, also so, dass sie
> keiner anderen hinlänglichen Erwerbstätigkeit nachgehen können,
> bestimmte gesellschaftlich nachgefragte Produkte herstellen,
> seien es nun materielle oder immaterielle, bin ich schon sehr
> dafür, dass die Anerkennung der Gesellschaft dafür auch
> finanziell ausfällt.
Stefan Merten
Genau das ist ja aber nicht das was passiert - muß ich dir nicht
erklären, anderen vielleicht. Die Bezahlung einer Leistung erfolgt im
Kapitalismus ausschließlich nach der Höhe des Marktwerts der
Arbeitskraft (bzw. genaugenommen wohl der Arbeit - laß ich weg).
Solltest Du aber nicht, denn hier wird es gerade im Softwarebereich
interessant. Sicher nicht der 'Arbeit', denn Firmen bezahlen in der
Regel keinen Stücklohn, sondern Gehalt. Also des (prospektierten)
Arbeits_vermögens_? Also doch ein 'Marktwert der Arbeitskraft'? Aber
nicht im klassischen Sinne des Begriffs (Bezahlung des
Reproduktionsaufwands der AK), sondern 'welchen Nutzen kann ich aus
der (vermuteten) Kompetenz der Arbeitskraft ziehen'. Es steht dabei
auf einmal so ziemlich alles Kopf. Oder übersehe ich da was?
Allerdings funktioniert das nur für Leistungen, die für 'nützlich'
erklärt worden sind. Es geht also darum, dafür zu sorgen, dass auch
Infrastrukturarbeit in ausreichendem Maße als 'nützlich' erklärt wird,
so lange solche Erklärungen noch abgefordert werden. Ich stimme Ralf
Kraemer also vollkommen zu, wenn er weiter schreibt
> Ansonsten werden die allermeisten nämlich nicht mehr Lage sein,
> diese Tätigkeit, z.B. Wissenschaft, weiter zu betreiben, weil
> sie sich stattdessen darum kümmern müssen, ihren Lebensunterhalt
> zu erwerben. Also bitte Reihenfolge beachten: Wenn man kein Geld
> mehr braucht oder alle sowieso genug davon haben, stellt sich die
> Lage selbstverständlich anders dar, aber auch erst dann.
Stefan Merten
Mir scheint, daß wir nicht in Schwarz-Weiß denken sollten. Ich stelle
mir momentan mehr einen fließenden Übergang vor. Für Software brauchst
du heute schon kein Geld mehr, für andere Informationsprodukte später
nicht mehr und irgendwann nicht mehr für Freie Güter. Das Geld stürbe
dann quasi ab.
Für Software ist die 'Nützlichkeit' durch entsprechende Geldflüsse
gesetzt (dass deren Programmierer sich eben nicht 'darum kümmern
müssen, ihren Lebensunterhalt zu erwerben'), deren Quelle mal näher zu
beleuchten wäre. Für Unis, Schulen etc. sieht das bekanntlich ganz
anders aus (eine Reihe akademischer Software eingeschlossen). Es sind
die Softwerker, die heute in einem Elfenbeinturm sitzen!
Hans-Gert
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