Re: [ox] Re: Reproduktion, Arbeit, Leistungsprinzip?
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Fri, 09 Feb 2001 21:41:09 +0100
Hi Benni, Ralf, Liste!
4 days ago Benni Baermann wrote:
Stefan hat ein anderes Beispiel für funktionierende Grundsicherung
ohne Arbeit angebracht. Dein Gegeneinwand war: Ja, aber global
gesehen funktioniert das nicht. Du sagst aber nirgends, warum das
nicht gehen sollte.
Doch sagt er:
1. Es gibt Tätigkeiten, die *können* aus irgendwelchen Gründen
niemals, zumindest aber in absehbarer Zeit nicht so gestaltet
werden, daß sie
* entweder automatisiert sind oder
* Leute das als Selbstentfaltung im erweiterten Sinne (also incl.
Notwendigkeit)
machen werden.
Dafür gibt er keine Gründe an, aber da sind wir auch sicher im
Bereich des Glaubens. Ernsthafte Prognosen würden hier einen
erheblichen Aufwand bedeuten und ich hätte nicht mal eine Idee, wie
so etwas angegangen werden könnte. Hat nicht jemensch hier einen
Lehrstuhl, wo so etwas mal erforscht werden könnte?
2. Damit braucht Ralf ein Zwangssystem und da fällt ihm nichts
besseres ein als Geld. Er zieht dieses "Anreizsystem"
(Liberalen-Speak, den ich so nicht teile) direktem Zwang vor.
3. Und weil ihm nichts besseres einfällt, muß er das Geldsystem
natürlich auch gleich verteidigen und der strukturelle
Zwangscharakter des Lohns wird ihm zum Lebenselixier der
Gesellschaft - womit natürlich en passant eine Grundsicherung, die
den Effekt der Lohnpeitsche aufhebt für ihn nicht mal denkbar ist.
Mit dieser Argumentationslinie ist glaube ich deine Position ganz gut
zugespitzt, Ralf, oder?
Finde ich gut, weil die Position klar macht, worüber wir nachdenken
müssen.
ad 1. Nun, ich glaube simpel, daß zumindest langfristig da noch viel
mehr möglich ist, als alles was wir uns heute vorstellen können.
Gerade wenn die kreativen Potentiale der Menschen in Freien
Projekten erstmal richtig Freigesetzt werden. Wieviel
arbeitssparende Innovationen gehen den KapitalistInnen durch die
Lappen, weil die Leute, die die Ideen haben, damit ihren eigenen
Arbeitsplatz gefährden würden?
ad 2. Selbst wenn wir noch für eine gewisse Übergangsphase so etwas
brauchen würden, was wir von heute aus als Zwangssystem
betrachten würden, finde ich Geld höchst ungeeignet. Das muß ich
wohl nicht ausführen. Über andere Zwangssystem nachzudenken,
finde ich aber legitim. Ich hatte u.a. mit Dominanzideologie
argumentiert.
ad 3. Na ja, da ich grundsätzlich aus den verschiedensten Gründen über
das Geldsystem hinaus will kann ich mich natürlich auch nicht zu
dessen Verteidiger machen. Und ich mache mir auch keinen Kopf
darüber, was das Geldsystem denn am besten erhalten würde.
Damit finde ich, daß die Differenzen zumindest doch recht klar
herausgearbeitet sind und die Denkaufgaben für uns alle vielleicht ein
bißchen klarer sind.
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