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Kapitalistische Technik wiederverwendbar? (was: Re(2): [ox] Re: Reproduktion, Arbeit, Leistungsprinzip?)



Hi Franz und alle!

5 days ago Franz J Nahrada wrote:
Das wird wohl einer der nächsten Threads sein.

Gesagt, getan :-) .

liste oekonux.de (Stefan ad Ralf) schreibt:
Oben erwähnst du selbst noch, daß jede abstrakte Arbeit auch einen
Gebrauchswertanteil haben muß. Genauso haben auch die abstrakten
ökonomischen Formen, die kapitalistische Konzerne heute entwickeln,
einen Gebrauchswertanteil. Wir müßten quasi die Finanzmodule
deaktivieren, andere Zwangsapparate durch Freie Vereinbarung ersetzen
und uns Gedanken um die Ziele machen, die wir gesellschaftlich
erreichen wollen und wie das mit den Mitteln und dem KnowHow geht, daß
uns die KapitalistInnen hinterlassen haben. KapitalistInnen in ihrer
Rolle wohlgemerkt. Vielleicht machen konkrete Ex-KapitalistInnen ja
sogar selbst mit wenn sie denn eine reale Funktion hatten?

Dein Wunsch in Gottes Ohr. Aber dann hätten sie an ihrem eigenen
stofflichen Tun eine Menge zu kritisieren und vieles, wenn nicht alles,
neu zu lernen: denn das qualitativ ökonomische Handlungs-
wissen dieses Personenkreises halte ich denn doch eher für beschränkt.

Wie gesagt: Wenn denn eine reale Funktion (im Produktionsprozeß)
hatten. SpekulantInnen sind dann wohl nur noch als Chaos-ForscherInnen
zu gebrauchen ;-) .

Wir sind hier in einer spannenden Diskussion, denn auch Lenin war
von der Professionalität der Fließbandproduktion, Engels vom
Funktionieren der Planetaren Arbeitsmaschine tief beeindruckt.

Nun, das komplexe Zusammenwirken hocharbeitsteiliger Prozesse hat ja
auch eine gewisse Faszination.

Ich bin es nicht.

Aber das komplexe Ineinandergreifen in einem Ökosystem fasziniert
dich? Oder alles langweilig?

Aber das war auch nicht mein Punkt. Mir ging es um den Einsatz und
Erhalt des kapitalistischen Produktionswissens als notwendige
Voraussetzung für die Umformung in eine neue Gesellschaft. Dazu gehört
heute natürlich auch der stoffliche Teil der Logistik - z.B.
Lieferbeziehungen.

Ich würde ohne jedes Argument dagegenhalten:
mit dem Klump können wir nichts anfangen. Kapitalistische
Technologie und Logistik ist zutiefst destruktiv und von systematischer
Ignoranz durchdrungen.

Das würde ich doch differenzierter sehen. Zunächst mal sind die im
Kapitalismus entstandenen Produktionsmittel / Maschinen ja auch
Technik. Klar ist das Profitprinzip in diese Maschinen eingebaut, aber
es gibt denke ich auch erhebliche Teile, wo das nicht so klar ist.
Z.B. nutzt mir das technische Artefakt, über das meine Finger gerade
gleiten, zu durchaus subversiver Tätigkeit - behaupte ich mal so ;-) .

Es wäre natürlich für jeden Einzelfall zu untersuchen, wie das
Verhältnis genau ist und was ggf. zu verändern wäre. Mein Eindruck ist
aber - mal so aus der Hüfte -, daß je moderner die Produktionsmittel,
oder vielleicht je mehr Freiheitsgrade die Technik hat, desto weniger
ist das Profitprinzip da hart und unüberwindlich eingebaut.

Illustration: Hast du bei einer altertümlichen Stanze (stelle ich mir
jetzt mal so vor - bin kein Maschinenbauer) es noch ganz klar, daß der
Mensch eben genau nur als eine Verlängerung der Maschine gedacht
werden konnte - eben weil es die Maschine noch nicht selbst konnte, so
ist das Verhältnis bei einem Industrieroboter doch eher umgedreht: Da
ist die Maschine die Verlängerung der geistigen Fähigkeiten der
Menschen.

Bei den ersteren ist also die Funktion des Menschen klar festgelegt
und völlig unvereinbar mit Selbstentfaltung. Im letzteren Fall könnte
durchaus ein Mensch seine Selbstentfaltung darin sehen, Autos mit
künstlerischer Lackierung versehen zu lassen anstatt eintönigem Uni.
Das zeigt ja sogar schon die Werbung ;-) .

Macht das Sinn?


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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