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Re: [ox] Wieder mal: Vergesellschaftung



Hallo,

nur wenige Bemerkungen... 

Stefan Meretz wrote:

bleibt noch die Perspektive: Du guckst sozusagen von heute oder
innen auf den Inhalt-Form-Zusammenhang und überlegst von da, wie er
entwickelbar/verbesserbar ist. Ich gucke sozusagen von übermorgen
oder außen auf den gleichen Zusammenhang, aber mit einer völlig
anderen Vorstellung davon wie der Zusammenhang beschaffen sein kann.

Dazu F.J. Degenhardt: 
"Es wäre, zur Zeit jedenfalls, so unverständlich, wie wenn ein Mister
Spock aus einer ganz anderen Galaxie und einer viel
           späteren Zeit einem jetzigen Erdbewohner seine ganz andere
Welt erklären würde, in der es kein Geld und keine Ware
           gibt, eine Gesellschaft exisitert, die auf einer
Gebrauchswert- und Bedürfnis-Ökonomie beruht als Voraussetzung von
           Demokratie und das Ende von Ausbeutung. Und daß so was
mittels Wahlzettel nicht erreichbar ist." (Brief an einen
           wohlwollenden Medienmenschen, junge Welt, 7. 2. 2001, S. 8) 

doch ich meine, die Kriterien, der
Denkrahmen _muss_ von der Aufhebungsperspektive her kommen.

Jede dialektische Negation ergibt sich - rein hegelsch - auch
tatsächlich erst aus dem "Höheren".  
(Ich habe mich lange mit Hegel rumgeschlagen, um den Denktopos von der
Negation zu verstehen. Woher kommt die Negation? Sie kommt aus den
"inneren Widersprüchen", WENN das Neue im Innern schon mit drin ist.
Nicht aus irgendwelchen zwei Polen innerhalb des bloßen Alten.) 

Trotzdem glaube ich nach Ralfs letzten Mails dazu nicht, daß dies Eure
Differenz ist. Ich denke schon, daß Ralf eine Alternative schätzen
würde, daß er sie aber in dem, was wir schrieben, noch nicht sieht.
Und damit hat er meiner Meinung nach durchaus Recht. 

Ja, klar, irgendwie müssen Menschen Dinge
produzieren, die sie nutzen. Die Frage ist nur wie? In welcher
gesellschaftlichen Vermittlung?

Genau dafür reicht also unsere Propagierung von FS tatsächlich nicht
aus! Vielleicht auch wirklich unser Verständnis noch nicht!!! 

Deshalb meint Ralf, m.E. berechtigt:
"Ich behaupte doch vor allem, 
dass die Alternativen nicht so einfach und widerspruchsfrei sein werden,
wie 
einige hier zu glauben scheinen, nicht dass es keine gibt."

Stefan, denk doch mal über den Unterschied zwischen Interaktion,
Kooperation in Handlungszusammenhängen und gesellschaftlicher
Kooperation nach (bei Holzkamp S. 283). Ich denke, das müßte hier weiter
konkretisiert werden, um weiterzukommen. Inwieweit berührt eine
"verallgemeinerte FS" diese drei Ebenen und erreicht sie auch die
letzte, wesentliche?

Ein weiterer Ansatzpunkt: das Denken nicht in indivuellen Produzenten-
und Konsumentenbegriffen, sondern als "verallgemeinerte Produzenten",
bzw. -Nutzer... 

Ralf:
Das Problem besteht nicht darin, dass ich mich nicht im Kopf von der
Warenproduktion lösen kann, sondern darin, dass die hier vorgetragene
Alternative in ihrer bisherigen Schlichtheit mich nicht überzeugt.
Stefan:
Doch, das Problem besteht darin, dass Du Dich nicht von der
Warenproduktion im Kopf lösen kannst. Wenn nichtwarenförmige
Alternativen Dir zu schlicht erscheinen, dann denk doch daran mit,
diese Schlichtheit zu beseitigen. Mach es überzeugender. 

Stefan, davor steht doch aber erst mal die berechtigte Frage. Die weist
Du ziemlich barsch zurück. Ich stelle sie mir/uns aber auch - einfach
zur Vertiefung unseres Nachdenkens. 
Falls Ralf Dir auch ansonsten zu "reformistisch" denkt, sollte das im
Moment nicht der Streitpunkt sein. Lies einfach mal nur die Frage nach
einer klareren Vorstellung der Vermittlung unter nichtwertförmigen
Bedingungen heraus und denk weiter drüber nach. 

Ich will "nur" den
gesellschaftlichen Vermittlungsprozess nicht warenförmig haben -
"mehr nicht".

Und Ralf macht Dich berechtigt drauf aufmerksam, daß er dann eben
gewaltförmig sein könnte, wenn wir nicht aufpassen!!! (und Gewalt ist ja
NICHT NUR Folge der kapitalistischen Vergesellschaftung, wie du unten
unterstellst...).

Die Sorgen um die Widersprüche der neuen Gesellschaft mache mir
später mal: Es werden völlig andere Widersprüche sein. 

Erst mal gehts um die Vermittlungen. Wie kann die Unmittelbarkeit nicht
gewaltförmig, nicht wertförmig durchbrochen sein? Auf der Ebene der
gesellschaftlichen Kooperation, nicht nur der Interaktion oder
Handlungskooperationen? 

Ich kann mich an niemanden erinnern, der/die meinte, das sei
einfach. Eher das Gegenteil. Und zweitens scheinen einige (nicht nur
Du) den Unterschied zwischen "Keimform" und entwickelter Form immer
wieder zu vergessen oder zu vermischen. Es ist nicht zulässig, Freie
Software sozusagen als verkleinertes Bild der neuen Gesellschaft zu
sehen. 

Eben, Du siehst aber, daß die Assoziationen weiter reichen und wir da
mitdenken sollten. 
Und die richtigen Fragen zu stellen (aus welchem Hintergrund auch
immer), ist oft das Beste, was passieren kann...

(Erinnerst Du Dich, daß wir genau die Frage nach der Art und Weise der
Durchbrechung der Unmittelbarkeit,d.h. der Vermittlung vor ca. einem
Jahr noch offen gelassen hatten? Jetzt haben wir den alten Wissensstand
oft genug ventiliert, es ist doch gut, wieder drauf zurück zu kommen.) 

Ahoi Annette


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*   Annette Schlemm			*
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