Message 01931 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT01931 Message: 1/1 L0 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] "kommerziell" oder "restriktiv" (was: Artikel zur Debatte um Urheberrecht)




Hallo Thomas,

ich wollte nochmal ganz kurz antworten, damit die Diskussion nicht
zwischen unterschiedlichen Fragestellungen hin und her pendelt (mein
Fehler, dass ich den konkreten Bezug nicht deutlicher gemacht habe).

1.Ich wollte mit meinem Beitrag eben gerade nicht die "interne"
Debatte um copyleft weiter führen (die ich wohlgemerkt ausgesprochen
wichtig finde), sondern im gesellschaftlichen Umfeld verorten - um es
mal knapp, und in der Kürze vielleicht auch: verzerrt, zu sagen - der
Generalattacke der Rechtehändler auf alle möglichen freien Strukturen
rund um "das Netz". Ich will jetzt wahrlich nicht den Spieß umdrehen,
und sagen, eine Diskussion nur um copyleft ist zu eng: ich habe aber
schon meine Vorliebe für den Ansatz, solche Fragen mit Blick auf die
gesamtgesellschaftliche Entwicklung zu diskutieren, so habe ich auch
Oekonux verstanden.
Da finde ich es eben zwei zwar zusammengehörende (es gibt meiner
Meinung nach noch mehrere andere) aber eben auch getrennte Stränge,
einerseits die copyleft Sache zu diskutieren und präzisieren,
andrerseits eine Art "Verteidigungslinie" aufzubauen versuchen, die
verhindern soll, daß jede Debatte gegenstandslos wird. (Ob das mit
meinem Ansatz gelingen kann ist eine andere Frage, aber eben eine
Frage). Und wenn Oekonux eben Ökonomie und Linux heisst, muss es  auch
auf die verschiedenen Bereiche eingehen, so verstehe ich das
jedenfalls.

2.Restriktiv gg komerziell?
Was nun Dein Argument betrifft, man könne mit einer Trennlinie
"nichtkommerziell" im GPL Bereich mehr kaputt machen als nützen,
versuche ich es zu verstehen. Und da ich zugeben muß, daß meine
Argumentation keineswegs nur auf diesen Bereich zielt, sondern
eigentlich auf die Gesamtheit der Frage - wie oben ausgeführt -
gerichtet ist, und ich zudem nun wahrlich kein Experte (was immer das
auch sein mag) bin, bin ich sehr vorsichtig.
Mir hat erstmal Dein Beispiel mit den beiden Händlern keine große
Überzeugungskraft: So läuft der Kommerz real eben nicht (zumindest
nicht lange), keine so freie Konkurrenz. Ich erspare mir jetzt
Verweise auf Kapitalismus im Allgemeinen und auch im konkreten,
aktuell, ich denke, jeder weiss, was ich meine. (Wenn nicht, müßte ich
halt nochmal "nachlegen" versuchen).
Was ich gar nicht verstehe, ist der Verweis auf "Wäre die kommerzielle
Nutzung per Lizenz untersagt, hätte sich der Hersteller der Ausgabe zu
15,-- DEM niemals die Vorlage zu 80,-- DEM kaufen können, und niemand
würde in den Genuß des Werkes kommen."
Die Frage ist doch auch wichtig, wie eine eben nichtkommerzielle
Distribution vor sich gehen kann - und dafür gibt es ja heute bereits
ganze Reihen von Versuchsbeispielen, also den Händler braucht es zur
Verbreitung wirklich nicht. (Meiner Meinung nach:  Ganz im Gegenteil).
In meiner Auffassung war gerade diese tendenzielle Überflüssigkeit
eines der Pfunde, mit dem "unsereins" wuchern müßte - und eben auch
aufgrund "technologischer" (die ja immer auch gesellschaftliche sind)
Entwicklungen auch : kann.
Ich weiss jetzt nicht, ob das unbedingt ein Strang ist, der für die
ganze Liste zu verfolgen von Interesse ist, wenn ja, finde ich es OK -
sonst würde ich, davon ausgehend, daß wir uns Ende April sehen,
einfach sagen - laß uns dort mal weiter diskutieren.

viele Gruesse
Helmut
-----

Von: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
An: liste oekonux.de
Betreff: [ox] "kommerziell" oder "restriktiv" (was: Artikel zur Debatte um
Urheberrecht)
Datum: Die, 27. Feb 2001 20:24 Uhr


Hallo, Helmut!

....
Wie bei Hans-Gert vermisse ich auch bei deiner Mail stark den Bezug
zu freien Werken, insbesondere deren Lizenzstrategie.

....
10.Damit endlich zum Schluß: a) Ich nehme für mich in Anspruch,
zumindest versuchsweise differenziert zu argumentieren. b) Eine
Trennlinie "kommerzielle Weiternutzung" scheint mir einerseits
politisch gerechtfertigt, andrerseits würde sie "freien
Entwicklungen" die Türen öffnen

Diese Trennlinie ist zu kurz gedacht. Die Trennlinie, die
Copyleft-Lizenzen definieren, ist nicht die, wie kommerziell, sondern
wie restriktiv die Weiternutzung sein soll. Dadurch wird der erstere
Punkt auf ein erträgliches Minimum reduziert: Ein Händler kann
Vervielfältigungsstücke freier Software oder Werke nicht für 80,--
DEM verkaufen, wenn es eine Straßenecke weiter das gleiche Werk auch
für 15,-- DEM gibt; d.h. er kann es schon, aber nur solange, bis sich
letzteres rumspricht. Wäre die kommerzielle Nutzung per Lizenz
untersagt, hätte sich der Hersteller der Ausgabe zu 15,-- DEM niemals
die Vorlage zu 80,-- DEM kaufen können, und niemand würde in den
Genuß des Werkes kommen.

Mit einer gesetzlichen Trennung in kommerziell und nicht-kommerziell
kann man bei unter den bestehenden Copyleft-Lizenzen lizensierten
Programmen viel versauen, abgesehen davon, daß obige Strategie ganz
oder teilweise vereitelt würde.

Tschüß,
Thomas
 }:o{#


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT01931 Message: 1/1 L0 [In index]
Message 01931 [Homepage] [Navigation]