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Re: OT: Aliens (was: Re: [ox] Artikel zur Debatte um Urheberrecht)



Hallo Thomas und der interessierte Rest,

On Wed, Feb 28, 2001 at 03:28:22AM [PHONE NUMBER REMOVED], Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
* * * VORSICHT, OFFTOPIC * * *

Tja, das ist halt das Problem mit einem Thema wie dem unsrigen. Es
ufert schnell aus und so richtig "Offtopic" gibt es garnicht. Ich
denke schon, dass auch diese Aliendiskussion was zu unserem Thema
beizutragen hat, aber vielleicht sollten wir es auch nicht
übertreiben? 

Das war glaub ich eine Anspielung auf das Buch von Christoph Spehr
"Die Aliens sind unter uns".

Sowas dachte ich mir, nur Autor und Titel waren mir unbekannt. Um den Satz 
inhaltlich aufzulösen, müßte ich mir dieses Buch besorgen, um verstehen zu 
können, was Aliens überhaupt sind. Vielleicht ist das Buch aber gar nicht 
zu verstehen, ohne "Sie leben" und etliche andere Filme und Bücher 
konsumiert zu haben. Jahre später wäre ich vielleicht in der Lage, den 
Satz, in dem Aliens vorkommen, eventuell zu verstehen. Das heißt aber noch 
lange nicht, daß ich auch in der Lage wäre, meine Meinung dazu zu äussern. 
Dazu müßte ich nämlich "Die Aliens sind unter uns", "Sie leben" und 
werweiswas noch interpretieren und kritisieren etc. Das würde ein riesiges 
Buch füllen oder verfilmt einen Abend.

Wir leben ja nicht im luftleeren Raum sondern sind ja ständig
umgeben von gemeinsamer Kultur sonst könnte man sich garnicht
verständigen. So eine Anspielung hier zu machen (so sie denn
überhaupt so gemeint war, wie ich vermutet habe - ich hab mich da
ja ziemlich unverschämt eingemischt) und damit die Lektüre des
Buches - oder zumindestens die Kenntnisse seiner Thesen -
vorauszusetzen, mag nicht besonders geschickt sein. Da hier aber
schon oft von dem Buch die Rede war ist es vielleicht auch nicht
völlig abwegig.

Was die Vorraussetzungsreichheit des Buches widerrum angeht, kann
ich Dich beruhigen. Das liest sich recht locker. Es wird zwar viel
Bezug genommen auf alle möglichen Sciencefiction-Filme und -Serien
aber wenn man die nicht gesehen hat wird man das Buch wohl trotzdem
verstehen wenn auch vielleicht nur halb so amüsant finden.

Dort wird das Muster von Filmen wie "Sie leben" genommen 

Dann lag ich wohl schon so ungefähr richtig mit meiner Vermutung. 

Ja und Nein. Du lagst richtig damit, dass es was damit zu tun hat.
Nur ist Deine Interpretation von "Sie leben" zu eng. Und vom
Alienbuch - das ja der ursprüngliche Bezugspunkt war (modulo anderer
Bezeugungen) - reden wir jetzt mal erstmal garnicht. Doch dazu
weiter unten mehr.

Überträgt man das Dargestellte auf die Wirklichkeit, so diffamiert man 
damit *Menschen* als "Aliens", insofern nicht wirklich Ausserirdische 
unsere Wirtschaft und unsere Gedanken kontrollieren, wofür ich keinen 
Anhaltspunkt sehe. Die Aliens sind keine Menschen. Ihnen gebühren also 
keine Menschenrechte. Ferner sind sie durchweg böse oder zumindest häßlich, 
vermutlich von Geburt an.

Daß Menschen von Natur aus böse oder häßlich und eigentlich gar keine 
richtigen Menschen sein sollen, dachte ich, könne man heute nur noch 
besoffenen Halbstarken einreden.

Naja, diese doch sehr direkte Interpretation kann man vielleicht
vertreten. Ich würde eher bevorzugen den Film als eine Parabel auf
unsere Gesellschaft zu lesen in der es eben auch viele
Herrschaftsmechanismen gibt, die unter der Oberfläche unser Leben
bestimmen ohne das es die meisten von uns merken.

Das dabei das Böse gewissermassen "personalisiert" wird mag man als
einen ähnlichen Fehler ansehen wie den des
Arbeiterbewegungsmarxismus, die Kapitalisten personalisiert zu haben.

Ich würde dem Film da eben die Parabelhaftigkeit zu Gute halten und
man muß zum Beispiel auch sehen, das die Aliens in dem Film selten
als wirkliche Personen auftreten sondern eben meist nur als Agenten
des Systems. Zumindestens soweit ich ihn richtig in Errinnerung habe
- ist schon etwas her, dass ich ihn gesehen habe.

Spehr macht den Personalisierungsfehler übrigens gerade nicht. Bei
ihm geht die Grenze zwischen Alien und Mensch mitten durch die
Subjekte. Der Alienismus ist ein abstraktes Programm, dass sich
selbst Geltung verschafft.

um "Herrschaft im demokratischen Zeitalter" zu erklären.

Unter "Herrschaft" verstehe den Zustand, daß Menschen anderen Menschen 
vorschreiben, was sie zu tun oder zu denken haben. 
Dies ist ebenfalls das 
Prinzip einer "Volksherrschaft" (Demokratie). Die Idee, statt Menschen die 
Natur zu beherrschen, ist dabei noch gar nicht mit reingedacht. Solange 
aber diese Idee nicht vollständig umgesetzt ist, nützt auch die Demokratie 
nichts, so lange wird es beherrschte Menschen geben, die darüber total 
angepißt sind.

Der Witz weswegen demokratische Herrschaft so effektiv ist, ist aber
eben gerade, dass sie nur noch zu geringen Teilen Herrschaft von
Menschen über Menschen ist, wie das noch zu den Zeiten persönlicher
Herrschaft (laut Spehr ca. bis 1918) üblich war. Guck Dir doch die
armseligen Gestalten heutiger "Herrscher" an, dann wird sehr schnell
klar, dass sie genauso selber beherrscht werden, wie sie herrschen.
Oft wird das mit "Sachzwängen" umschrieben. Diese scheinbaren
Sachzwänge sind aber eben genau ein wesentlicher Teil des
Herrschaftsprogramms.

Sehr unterhaltsam, lehrreich und unbedingt zu empfehlen.

Sehr unterhaltsam und unbedingt zu empfehlen ist auch "Sie leben", aber 
nicht gerade lehrreich. 

Doch, je nachdem wie man es liest. Bei Literatur im weitesten Sinne
(und dazu zähl ich jetzt einfach auch mal Filme) sollte man sich
vieleicht etwas von einer engen eher wissenschaftlichen
Betrachtungsweise lösen und Bilder und Metaphern als das nehmen, was
sie sind: Bilder und Metaphern.

Nach Deinen Maßgaben darf man nur noch realistisches Kino machen.
Das kann man natürlich vertreten man wird aber sehr schnell
feststellen, dass das so gut wie unmöglich ist.

(Hier wollte ich noch was nachträglich einfügen über andere seltsame 
Menschenbilder, "Die Rache der Eierköpfe" und "Schöne neue Welt", über 
Angepaßtsein und links und wasweisichwas, aber da es schon halb vier ist 
und ich früh aufstehen muß...) ;o)

Och schade :-( Vielleicht schickst Du's mir ja per privater Mail?

"Die Aliens" sind dort die
Leute, die einem Herrschatfsprogramm folgen und Natur und Arbeit
anderer an sich ziehen um dieses Programm am laufen zu halten.

Dies klingt so, als ob eine kleine Gruppe einen Plan zur unbegrenzten 
Herrschaft gezielt ausführen würde. Dies ist Unsinn.

Ja. So ist es auch nicht gemeint. Billige Verschwörungstheorie ist
nicht Spehrs Sache. Ich hatte übrigens die selben Befürchtungen wie
Du, als ich das Buch das erste Mal in der Hand hatte. Das ist
vielleicht eine seiner größten Schwächen, dass es diesen Reflex
auslöst.

Das derzeitige Herrschaftssystem, welches sich in verschiedene Bereiche 
unterteilt, z.B. die sog. Politik, das Bankwesen, Handel, produzierende 
Wirtschaft usw, ist selbststeuernd, d.h. es kommt ohne herrschende Klasse 
aus. Wir werden also von einem Mechanismus beherrscht. Was dabei an 
Herrschaft durch den Menschen, egal ob oligarchisch oder demokratisch an 
Herrschaft zusätzlich eingebracht wird, ist eher irrelevant.

Das hätte von Spehr sein können. 

Das derzeitige Herrschaftssystem läßt sich aber auch nicht einfach so 
wegsäbeln, das würde zu Chaos führen; wohl können aber Freiräume geschaffen 
werden, in denen ein System ohne Beherrschung des Menschen erprobt werden 
kann.

Das auch.

Vielleicht solltest Du das Buch doch erstmal lesen, bevor Du drüber
wetterst ;-)

Und Steuern sind genauso ein Mechanismus, der es den Aliens erlaubt
erst mal alles in einen großen Topf zu schütten um dann unter
sogenannten demokratischen Verfahren alles prima unter Kontrolle zu
haben.

Hmmm... Geh doch mal bitte auf meine Definition von Steuern zurück (letzte 
Mail) und sag mir dann mal, wer von den Empfängern ein Alien ist. 

Puh. Ja mal gucken vielleicht in getrennter Mail. Ich hab eure ganze
Debatte zugegebenermaßen nur am Rande verfolgt. Es ging mir
eigentlich nur darum, das Alien-Mißverständnis aufzuklären.

Grüße, Benni

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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