Redundanz (was: [ox] Unser verschwendeter Reichtum)
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Tue, 17 Apr 2001 21:52:26 +0200
Hi, Benni!
On Mon, 16 Apr 2001, Benni Baermann wrote:
Hierzu nur ein kleiner Einspruch. Gerade in der Freien SW sieht man
sehr deutlich, dass oft auch ohne kapitalistische Verhältnisse
redundant gearbeitet wird. Die Ursachen reichen von
unterschiedlichen Designvorstellungen über Arbeitsumgebungen bis
hin zu persönlichen Eitelkeiten.
Unsinn. Bei deinen Beispielen geht es ausschließlich um
Lizenzprobleme. Das ist traurig angesichts der Nachteile für Benutzer
und Entwickler.
(X)Emacs,
Beide Emacs-Versionen stehen unter der GPL.
Die FSF befürchtet jedoch, daß das Copyleft der GPL uneinklagbar ist,
insofern die Klage nicht von allen am Werk beteiligten gemeinsam
eingereicht wird. Wenn das stimmen sollte, könnte man auf die GPL
völlig verzichten und das Programm gleich in die PD stellen. Um das
Copyleft wirksam zu belassen, läßt sich die FSF gewöhnlich von allen
GNU-Paket-Autoren bevollmächtigen, gegebenenfalls stellvertretend
Klage einzureichen; und genau dies boykottieren die wesentlichen
XEmacs-Entwickler.
KDE vs. Gnome,
Die rechtlichen Probleme zwischen KDE und Gnome sind heute genauso
unwesentlich (beides LGPL) wie die zwischen XEmacs und GNU Emacs. Der
eigentliche Trennungsgrund ist das jeweilige GUI (Qt vs. GTK).
Die Situation sieht momentan folgendermaßen aus:
o GTK steht unter der LGPL. Es gibt einen Windows-Port.
o Bei Qt hat der Benutzer die Wahl zwischen drei Lizenzen: GPL, QPL
(welche Derivate nur als Patches erlaubt und damit GPL-inkompatibel
ist), sowie eine "kommerzielle" Lizenz für Entwickler proprietärer
Software. Einen Windows-Port (der vermutlich nur ein Wrapper ist)
gibt es nur unter letzterer Lizenz.
Problem 1: Codeübernahme
Codeübernahme aus GTK nach Qt ist ohne Fork nicht möglich, da das
Ergebnis GPLed sein müßte, was die Dreifachlizensierung unmöglich
machen würde. Codeübernahme aus Qt nach GTK hätte ebenfalls ein
Ergebnis zur Folge, welches GPLed wäre. Dies hätte möglicherweise
ebenso einen Fork zur Folge, da einige Entwickler GTK gern weiterhin
LGPLed hätten.
Problem 2: Portierung
Die obigen Überlegungen zielen zwar auf ein neues, vereinheitlichtes
Super-GUI, lösen jedoch keineswegs das Problem der bereits
bestehenden Software. Um deren Portierung zu vereinfachen, wäre ein
Wrapper hilfreich. Ein GTK-Wrapper als Qt-Ersatz ist undenkbar, da es
einfacher wäre, Qt neu zu schreiben; dies wurde zumindest im
Harmony-Projekt behauptet. Ist vielleicht der umgekehrte Fall denkbar
-- ein Qt-Wrapper als GTK-Ersatz?
Um auf KDE und Gnome zurückzukommen, so wäre ein Desktop, das auf
zwei oder mehr GUIs aufbaut, als gemeinsames Projektziel total hohl.
Genau diese Situation ist nämlich bereits heute Realität auf den
Bildschirmen der Benutzer.
BSD vs. Linux sind wohl die prominentesten Vertreter.
Hierbei geht es um die bekloppte Werbeklausel aus der alten
BSD-Lizenz...
Übrigens, um mal ein Gegenbeispiel zu nennen: GCC vs. EGCS
http://www.redhat.com/about/presscenter/cygnus_1999/lhost.html
Tschüß,
Thomas
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