Message 02135 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT02082 Message: 3/7 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Antisemitismus ?



Hi Christoph und alle!

Schwieriges Thema - I see.

Meine Bemerkungen bezogen sich auf Gordans und in diesem Kontext finde
ich sie immer noch richtig. Aber ich versuch's nochmal andersrum.

Last week (7 days ago) Christoph Reuss wrote:
Es geht mitnichten um Antisemitismus, sondern um ungerechtfertigte
Bereicherung -- egal ob diese durch Juden oder andere erfolgt (z.B. der
reichste Raffer der Welt, Bill Gates ist kein Jude).

Wie Benni schon unterstrichen hat, geht es um *strukturellen*
Antisemitismus. Vergessen wir das Wort Antisemitismus - darum geht's
mir nicht.

Mir geht es um eine Personalisierung bzw. Umprojektion der
Verhältnisse auf Personen bzw. Institutionen. Der Kapitalismus gehört
abgeschafft nicht die multinationalen Konzerne. Das Kapital gehört
abgeschafft und nicht die KapitalistInnen. Der abstrakte Tausch gehört
abgeschafft und nicht die (angeblich) ungerechtfertigte Bereicherung.
Die Arbeit gehört abgeschafft und nicht die Ausbeutung.

Wenn du jeweils nur das letztere abschaffen willst, dann änderst du
letztlich nix und landest halt schnell da, die KapitalistInnen böse zu
finden und im Zweifel eben an die Wand zu stellen. Wenn du das erstere
abschaffst, schaffst du dagegen das letztere jeweils gleich mit ab.
Nicht umsonst hat KM übrigens sein Hauptwerk "Das Kapital" und nicht
"Die Kapitalisten" genannt (ohne großes "I" zu der Zeit ;-) ).

Ich wende mich also gegen den falschen Glauben, der Kapitalismus hätte
sich nur falsch entwickelt, und mit ein bißchen Regulation wäre das
alles wieder einzugrenzen. Nein, der Kapitalismus *ist* das Problem
und die Oberflächenphänomene sind zwar im Einzelfall tragisch bis
katastrophal, aber letztlich nur die Folge eines Systems, das sich
hinter dem Rücken der Menschen durchsetzt und das so lange tun wird,
bis die Menschen sich zu dessen Abschaffung entschließen.

Und was die DemonstrantInnen in Seattle und anderswo betrifft, kann
ich nicht in ihre Köpfe gucken. Aber sich gegen die Globalisierung
aufzulehnen ohne den Kapitalismus abschaffen zu wollen, ist m.E.
ungefähr so sinnvoll wie gegen schlechtes Wetter zu sein. Die
Globalisierung ist nichts, was irgendwer beschlossen hat und
dementsprechend wieder rückgängig machen kann, sondern eine Folge des
Systems. Bestenfalls eine Ladung Regenschirme kann bei so etwas
rauskommen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT02082 Message: 3/7 L1 [In index]
Message 02135 [Homepage] [Navigation]