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Re: Oekonux kein linkes Projekt? (was: Re: [ox] "Oekonux - wie weiter?" - Sel...



On Sun, May 06, 2001 at 01:28:11AM [PHONE NUMBER REMOVED], PILCH Hartmut wrote:
Allerdings wuerde ich mich derzufolge eher "rechts" einordnen, aber das
ganze dann mit anderer Wertung umformulieren:

links: auf Traeume vom Abbau von Ungleichheiten gerichtet, in der
Richtigkeit der eigenen Gesinnung schwelgend, aber in der Praxis nichts
zur Verbesserung der Welt erreichend, in schlimmen Faellen lediglich
Sekten mit all ihren furchtbaren Begleiterscheinungen aufbauend;
grundsaetzlich optimistisch, aber in der Folge der Welterfahrung zunehmend
voller Bitterkeit und Hass

rechts: mit offenen Augen durch die Welt laufend, Ungleichgewichte und
daraus resultierende Hierarchien als unvermeidbar bejahend, im Rahmen der
Moeglichkeiten fuer ein Maximum ein Freiheit und Produktivitaet aller
eintretend; grundsaetzlich pessimistisch, die Menschen geringschaetzend
und liebend zugleich, in der Folge der Welterfahrung zunehmend tolerant
und humorvoll

Das ist nicht mehr "links" oder "rechts" sondern wieder nur zwei
ganz spezifische Weltanschauungen. Ersteres würde ich einen
frustrierten zynisch-dogmatischen Altlinken nennnen und letzteres
einen sozialliberalen Reformer. Beide haben ihre "linken" oder
"rechten" Seiten.

In diesen Definitionen, und auch in der wie sie Hartmuts
Vorschreiber versucht hat, kommen wieder mal die alten
Zuschreibungen von "links" = "Gleicheit" und "rechts" = "Freiheit"
drin vor. Ich empfehle dazu zum wiederholten Male "Gleicher als
Andere" von C. Spehr (auch in _ihrem_ Internet erhältlich!), in dem
sehr ausführlich erklärt wird, warum man nicht frei sein kann, ohne
gleich zu sein und nicht gleich sein kann, ohne frei zu sein.

Ich wäre ja dafür Oekonux nicht "links" zu nennen auch wenn ich mich
selbst durchaus so bezeichnen würde. Aber die Reaktionen hier zeigen
doch auch wieder mal, wie viele Missverständnisse in solchen
Bezeichnungen begraben liegen. Ich selbst als Person kann mit diesem
Missverständnissen umgehen, weil ich sie erklären kann. Als Gruppe
ist das viel schwieriger (wenn auch sicherlich nicht unmöglich).

Ich wäre allerdings dafür, Oekonux als emanzipatorisch zu verstehen.
Und das gilt IMHO auf für jedes bisher diskutierte Selbstverständnis
- selbst als ein reines Diskussionsforum.

Fuer mich ist die Ueberwindung des Marktfundamentalimus ein Ziel.  Allzu
weit ueber das Ziel hinauszuschiessen halte ich wiederum fuer verfehlt.
Im Bereich der Information und Kultur ist der Kapitalismus eine lahme
Ente, als System zur Verteilung materieller Ressourcen ist er bisher von
nichts irgendwo greifbarem auch nur annaehernd an Funktionsfaehigkeit
erreicht.

Im Gegenteil ist der Kapitalismus dabei die Verteilung der
materiellen Ressourcen zu seinem eigenen Untergang voranzutreiben.
Ich verstehe wirklich nicht, wie man einfach die Augen verschliessen
kann vor der sozialen Situation z.B. in Afrika oder den
Klimaveränderungen oder ...

Grüße, Benni

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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