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Re: Ideologie und so (was: [ox] Presseecho der Konferenz)



Hallo Jost und andere,

Äh, ich glaube wir sind da garnicht weit auseinander, was wohl vor
allem meiner etwas unscharfen Ausdrucksweise anzurechnen ist. Also
nochmal:

On Sat, May 05, 2001 at 07:54:11PM [PHONE NUMBER REMOVED], Joost Klüßendorf wrote:
Vorsicht Falle. Ich würde in diesem Punkt N. Trenkle rechtgeben, 
der auf dem Kongress meinte eine solche Sichtweise würde 
den Kapitalismus quasi nachträglich rechtfertigen.

Wenn ein entwickelter Kapitalismus Bedingung für Befreiung wäre,
müssten ja ansonsten alle unterentwickelten Länder erst durch diese
"Phase" durch und ich glaube nicht, das der Planet das aushält.

Würde ich eher weniger so sehen. 
- Zum einen gibt es zwar genug unterentwickelte Länder auf dieser Erde, aber
der Kapitalismus funktioniert in ihnen ziemlich gut. 

Natürlich leben wir in einem globalisierten Kapitalismus, nur ist es
eben auch so, dass es innerhalb dieses Systems unterschiedliche
Rollenverteilungen gibt, die der hochentwickelten Metropolen und die
der unterentwickelten Peripherie. Soweit dürften wir ja überein
kommen, oder?

FS ist nun eindeutig ein Phänomen der Metropolen. Wenn man jetzt
behauptet die ganze Welt müsste sich erst zur Metropole entwickeln
um dann auf dem Umweg über FS zur neuen Gesellschaft zu kommen, kann
das nicht funktionieren weil die Metropole nicht generalisierbar
ist.

- Zum zweiten ist der Kapitalismus vielleicht Vorraussetzung für die
*Entstehung* freier Software /GPL-Gesellschaft (was auch immer das sein
mag), muß er dann auch Vorraussetzung für die *Übernahme* sein ?

Ehrlich gesagt versagt da gerade mein Semantik-Modul. "Übernahme"
von wem von was?

- Zum dritten: Wenn der Kapitalismus ein notwendiges Übergangsstadium wäre,
ist es egal, ob wir diese Sichtweise formulieren, dann muß die dritte Welt
eh durch. 

Naja, das ist dann aber purer Geschichtsdeterminismus und ich glaub
nicht, das das Sinn macht. Aber wer ans Schicksal glauben will, soll
das gerne tun.

Ich würde demgegenüber vertreten, dass zu jedem historischen
Zeitpunkt eine selbstbestimmte Gesellschaft möglich ist, 

Die Jahrhunderte vor uns haben den Zug leider verpasst, und ich würde mal
vermuten, daß hat nichts mit deren Unfähigkeit zu tun, sondern mit den
Bedingungen, unter denen sie lebten. 

Es gab aber zu allen Zeiten immer auch einen Kampf darum. Das er
bisher meist verloren wurde zeigt, dass er schwierig war, aber
nicht, dass er nur heute zu gewinnen wäre.

Grüße, Benni

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