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Re: [ox] Re: Kooperation



Hi Benni,

Benni Baermann schrieb:

On Sun, May 06, 2001 at 12:07:16PM +0200, Stefan Meretz wrote:
Richtig, ich unterscheide "interaktive/unmittelbare Kooperation" und
"gesamtgesellschaftliche Kooperation". Bei der unmittelbaren
Kooperation geht es um das unmittelbare miteinander tun - also all
das, was Christoph Spehr beschreibt. Unmittelbare Kooperation ist
immer personale Kooperation.

Anders bei der gesamtgesellschaflichen Kooperation - die Ebene, die
bei Spehr völlig fehlt bzw. die er versucht, nach dem Muster
unmittelbarer Kooperation zu denken, was ich für inadäquat halte.
Während unmittelbare Kooperation personal ist, ist die
gesamtgesellschaftliche Koop (unter unseren Bedingungen) genau das
nicht: sie ist abstrakt und wird vermittelt über die
nicht-personalen Beziehungen (in der Regel "Marktbeziehungen"), die
wir eingehen, um unser Leben zu re/produzieren. Die
Vermittlungsinstanz ist der Wert.

Da tust Du Christoph IMHO unrecht. Die Ebene der abstrakten
Kooperation gibt es bei ihm auch. Dort ist das die Metapher vom
"alienistischen Programm". Das war für mich gerade einer der
erhellenden Momente bei der Lektüre, nämlich die Beschreibung wie
sich dieses abstrakte Moment auf die unmittelbare Kooperation
auswirkt.

Ja, das hat was, ging mir beim Lesen auch so. Und wir haben es ja
auch in den Gegenbildern verwendet.
Aber Spehr ist es immer noch personal gedacht. Es ist schon mal ein
Schritt weg vom Denken in "Schuld" und so, aber selbst wo er von
Strukturen schreibt, sind es immer irgendwelche Aliens, die die
Strukturen betreiben (z.B. in dem Kapitel "Einssein mit den Borg").
Siehe z.B. die "Alienisierung der Krabbelgruppe". Warum tun sie
(also auch wir) das? Woher kommt das alienistische Programm?
Letztlich ist es eine Metapher für die kybernetische Maschine, aber
das bleibt dunkel.

Das ist der Moment der mir bei Dir tendenziell zu kurz kommt. Man
gewinnt oft den Eindruck da gäbe es nur die böse abstrakte Maschiene
und dann die guten unmittelbaren Kooperationen, die man nur von der
Maschiene befreien müsste und dann ist der Weg frei für ein besseres
Leben. Ich weiss, das Du das wahrscheinlich nicht so siehst (oder?),

Nee, insbesondere deswegen nicht, weil die unmittelbaren
Kooperationen als Grundlage für die gesellschaftliche Reproduktion
nicht ausreicht. Unmittelbare Kooperationen können nicht auffangen,
was die kybernetische Maschine eben leistet: sie läuft auch ohne je
mein unmittelbares Zutun. Das ist ja das, was mir bei Spehr an
Tiefergehen fehlt (als Metapher ist es irgendwie drin, aber eben
"dunkel").

ich sag ja auch nur, dass es manchmal so rüberkommt.

Oh, danke, das ist ein wichtiges Feedback für mich. Jede isolierte
Betonung von einzelnen Aspekten steht in der Gefahr, so einseitig
wahrgenommen zu werden. Ich ringe darum, gerade hier in der Liste
kurz zu schreiben. Ich habe den Eindruck, längere Texte liest eh so
gut wie keine/r. Jedenfalls ist das Feedback auf kurze Texte
bedeutet stärker. Na ja, und dann reite ich eben am liebsten auf der
abstrakten Maschine rum, weil mir das oft zu kurz kommt.
Wahrscheinlich auch deswegen, weils für meine Überwindung des alten
Denkens im Arbeiter-Kapitalisten-Schema so wichtig war.

Also: böse und gut sind für mich Igitt-Worte. Mein Liebingswort ist
widersprüchlich. Ich versuche analytisch und desillusionierend zu
schreiben. Ich versuche (v.a. für mich) Handlungsmöglichkeiten
sichtbar zu machen. Gelingt nicht immer wirklich. Also versuche ich
mal noch mehr darauf zu achten, das da kein Schema entsteht.

Ciao,
Stefan

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