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Re: [ox] GPL im Architekturbereich



Hallo,

"Oder will eine freie Gesellschaft gar keine PlanerInnen, die Ihren
Lebensraum gestalten?
Tun das die Menschen selbst? Bin ich wertlos? ;) Oder dürfen wir
uns ganz der verantwortungsvollen Tätigkeit der Moderation
widmen, und den Planungsprozess professionell  begleiten? "

Es ist sicher kein Zufall, daß gerade Architekten und Landschaftsplaner (wie
Rüdiger Lutz) mit die ersten waren, die ab ca. 1970 das Konzept der
Zukunftswerkstätten mit entwickelten und verwendeten. Dabei gehen die
Zukunftswerkstättler prinzipiell davon aus, daß es für das Leben und die
Lebensgestaltung von Menschen keine fremden Experten gibt, sondern daß jede
(Person) ihre eigene Expertin ist. In Zukunftswerkstätten werden
gruppendynamische Situationen geschaffen (betreut durch inhaltlich neutrale
Teamer), in denen sie zusammen kommen können und zuerst die Problemlage
definieren, dann utopische Visionen und schließlich umsetzbare Konzepte
entwickeln.
Wenn sie dann merken, ihr Problem besteht z.B. in der Art und Weise des
Bepflanzens oder der Kombination von anderen Dingen mit
Landschaftsgegebenheiten, werden sie von selber auf die Idee kommen, sich
entweder selbst weiterzubilden, oder einige von sich weiterzubilden oder
eben - wenn sie einen netten Menschen kennen, der das alles schon weiß, ihn
zu sich einzuladen. Dann wird er als Gleicher unter Gleichen (bezüglich der
Lebensgestaltung) seine Meinung und sein Wissen einbringen können und wenn
das Wissen gut ist und ihnen hilft, wären die Leute ja doof, ihm nicht
zuzuhören und auch einiges so zu machen, wie er es empfiehlt.
Mehr Expertentum ist aber meiner Meinung nach nicht gut - gleich gar nicht
im Selbstbewußtsein derer, die denken, für irgendwas ExpertInnen zu sein
(für mich selbst gilt das auch immer wieder. Ich bin keine "Expertin" für
Wissenschaft oder Philosophie oder Politische Theorie - bringe mich und mein
Wissen aber gern ein, wenn andere sich auch mit ähnlichen Fragen
beschäftigen).

"Wo wir schonmal am philosophieren sind: verbietet sich mir als
selbstbestimmt arbeiten wollendem Menschen nicht die Annahme
eines Auftrags der öffnetlichen Hand des Systems?"

Das kannst Du nur selber entscheiden... Da aber die Landschaften heutzutage
wohl vorwiegend in der "öffentlchen Hand" sind (privat ist ja noch
schlimmer), wirst Du sonst nicht viel was andres zu tun bekommen...
Ansonsten müssen wir ja, bis wir unsere Freie Gesellschaft haben, eh alle
zusehen, wie wir zu den Brötchen kommen. Vielleicht kannst Du ja spezifische
Aspekte setzen: Dort wo Du Aufträge hast, die BürgerInnenbeteiligung
aktivieren in dem oben genannten Sinne etc. Da war man meines Wissens in den
70er/80er Jahren in der Schweiz, in Österreich und auch der damaligen BRD
(schön, daß ich mal "damalige BRD" schreiben kann :-)   ) schon mal viel
weiter, als man es heute noch offiziell weiß.

Ahoi Annette



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