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Re: [ox] Re: Kooperation 2



am 11.06.2001 23:34 Uhr schrieb Stefan Merten unter smerten oekonux.de:

Hallo Stefan,
hat etwas gedauert, bis ich mich wieder in den Gedanken eingefädelt habe.


Das
Vertrauen das Du beschreibst, geht dagegen mehr in die Richtung, daß das
soziale Interesse, oder das Interesse an der Sozialität irgendwie quasi
automatisch miteinbezogen ist.

Vertrauen basiert m.E. weniger auf irgendwelchen abstrakten
Überlegungen sondern auf konkreten Erfahrungen - jedenfalls ist das im
Zweifelsfall auch die gesündere Alternative. Die müssen stimmen - und
das tun sie bei der Freien Software.

Worum es mir in meinem Dialog mit Stefan Meretz ging war, daß er ein SYSTEM
voraussetzte, durch welches die gesellschaftliche Reproduktion in einer
wertfreien Gesellschaft vermittelt werden könne, und ich fragte mich wie das
wohl aussähe. Wenn konkrete Erfahrungen den abstrakten Überlegungen
vorziehst, dann schlägst Du Dich auf die Seite der Antisystematiker. In die
Richtung geht ja auch das Beispiel, das Du gebracht hast. Stefan Meretz hat
aber - zu Recht- auf die Vorteile hingewiesen, die ein System bietet, zumal
der Anspruch jede -darf ich sagen: Austauschbeziehung? müsse ihre Grundlage
in konkreter Erfahrung haben, die Gesellschaft vor unlösbare Probleme
stellt. Ein System basiert ja auch auf Erfahrung, es ist sozusagen geronnene
Erfahrung, es muß aber flexibel genug sein um sich durch neue Erfahrung
selbst korrigieren zu können. Das kann das Geldsystem nicht, deshalb kommt
mit der Krise der Arbeitsgesellschaft die Krise des Geldsystems, bzw. die
Zurückdrängung gesellschaftlicher Gesamtarbeit durch Maschinenarbeit
entzieht dem Geldsystem seine (Erfahrungs-)Grundlage, es hebt ab, wie Krisis
das sehr gut beschreibt. Die zweite Bedingung, die an ein solches System zu
stellen wäre, ist, das es offen und durchsichtig bleibt und nicht, wie das
Geldsystem, Herrschaft verschleiert. Um diesen Punkt noch weiter zu
problematisieren habe ich darauf hingewiesen, daß bereits in der Logik der
Äquivalenz die Logik des Opfers zugrundeliegt. Es ginge also um ein System,
das nicht in Äquivalenten rechnet. Das müsste ein dynamisches System sein,
das trotzdem alle Vorteile der reflexionslosen Anwendbarkeit in sich trüge.
Hört sich sehr abstrakt an, aber wenn es sich bei der FS-Bewegung
tatsächlich um eine Keimform handelt, dann müsste sie die ein solches System
bereits in sich tragen und es käme nur darauf an, es zu beschreiben, um es
in Zukunft bewußt handhaben zu können.
Ich habe das Beispiel der Zwölftontechnik genannt, als Beispiel eines
flexiblen Systems (Schönberg selbst nannte es übrigens umständlich:
"Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen" -gerade um die
Reflexivität zu betonen). Tatsächlich war es so, daß er (und auch andere
Komponisten seiner Zeit) schon längst unbewußt mit diesem System komponiert
hatte, als er es (auf seine Werke zurückblickend) entdeckte.

Grüße,
Johannes

JohSt


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