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Raubkopierer (was: [ox] Umsetzung)



On Mon, Aug 06, 2001 at 09:32:34PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
btw: Ich ziehe den Raubkopierer dem Bezahler übrigens tatsächlich vor.
Siehst Du das anders?

Das ist eigentlich eine gute Frage. Ich sag mal so: Raubkopieren ist
eine Notlösung, die nicht besonders gut tut. Und nein, ich habe kein
wohliges Gefühl in der Magengegend, wenn ich gegen den Willen von
anderen verstoße - M$ vielleicht mal ausgenommen ;-) .

Freie Software finde ich auch deswegen eine Befreiung, weil die mich
von Raubkopien unabhängig macht - mal ganz abgesehen von den vielen,
auch praktischen Vorteilen, die dieser Aspekt hat. Mir geht es dann
so, daß ich mich da mehr im Einklang fühle - vielleicht ein bißchen
metaphysisch, aber so geht's mir da halt.

Ich sehe den Fall hier ganz ähnlich gelagert wie bei der moralischen
Empörung. Es handelt sich um einen ersten Impuls der Aneignung.

Die meisten Computerbiographien fangen mit Raubkopien an, einfach weil man
da dieses neue spannende Gerät hat und damit etwas machen will, man will
sich die Technik aneignen. Hacken im besten Sinne also. Raubkopieren ist da
einfach ein naheliegender erster Schritt. Heute ist die Situation natürlich
etwas anders dank der breiten Verfügbarkeit Freier Software als in den 80ern
als ich mit dem ganzen Kram angefangen habe. Trotzdem wird man auch heute
noch, wenn man anfängt sich für Computer zu interessieren fast automatisch
mit Windows konfrontiert und dann gibt es - so man an einer Aneignung der
Technik interessiert ist - keine wirkliche Alternative zur Raubkopie.

Das gemeine an Raubkopien ist, dass sie eine zweischneidige Sache sind. Wie
Thomas ja schon angedeutet hat, sind sie auch Wegbereiter für Monopole. Es
gibt da allerdings unterschiedliche Phasen und momentan sind wir gerade
dabei, dass der Monopolist anfangen will die Ernte einzutreiben und deswegen
massiv gegen Raubkopierer vorgeht. Wenn die Raubkopierer sich ihren
ursprünglichen Aneignungsimpuls erhalten haben führt sie das dann fast
zwangsweise in "unsere" Arme. 

Wir haben
schliesslich alle mal mit diesem moralischen Impuls angefangen.

In meiner Politisierung hat das fast keine Rolle gespielt. Da bin ich
sicher anders sozialisiert, als viele andere - ja.

Echt? Würde mich mal interessieren. Wenn Du Lust hast per Mail.

Ja, die Empörung über das Seiende ist wohl ein wichtiger Faktor. Aber
dabei zu bleiben ist m.E. schon Aufgeben - aber da habe ich mit dir
keinen Dissens :-) .

Und dieses Fazit der Moraldiskussion gilt genauso für die
Raubkopiererdiskussion.

Grüße, Benni
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Organisation: projekt oekonux.de


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