[ox] Re: Kapitalismus ohne Monopole?
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Wed, 29 Aug 2001 06:27:03 +0200
Hi, Benni!
On Monday, 27. August 2001 20:52, Benni Bärmann wrote:
On Sat, Aug 25, 2001 at 02:04:42AM [PHONE NUMBER REMOVED], Thomas Uwe
Gruettmueller wrote:
1. Freie Software wird erstmal nicht dem Kapitalismus,
sondern dem Monopolkapitalismus etwas anhaben.
Nach meinem Verstaendnis - es mag falsch sein - ist ein
Kapitalismus ohne Monopole ein Ding der Unmöglichkeit. Das
Kapital hat doch quasi so einen inneren Magnetismus eingebaut,
der es dazu verleitet, sich mit seinesgleichen
zusammenzuballen eben weil man mit viel Kapital noch mehr
Kapital generieren kann und mit wenig eben nur wenig und was
ist das anderes als die quasi automatische Herausbildung eines
Monopols.
Hierzu hat Stefan eine klasse Idee geliefert:
On Sunday, 26. August 2001 18:37, Stefan Merten wrote:
| Daß sie Konkurrenz systemlogisch erzwungen wird ist ein
| Problem. Darauf können wir uns verständigen. Inwieweit
| Konkurrenz aber jenseits *sportlichen* Wettstreits sinnvoll
| sein kann - zumindest auf einer gesellschaftlichen Ebene (um
| mal den ganzen Psycho-Kram kurz draußen zu lassen ;-) ) -, das
| sehe ich noch nicht.
Wie wäre es denn mit einer Form des Kapitalismus, in der
Konkurrenz einen sportlichen Wettstreit darstellt?
Es gibt allerdings wohl schon Branchen und Zeiten in denen
Monopole stärker sind und solche, in denen sie schwächer sind.
Die wichtigste Größe dabei ist wohl der Innovationsgrad.
Das war früher so. Ein hochtechnisierter Papierhersteller kann
wohl Konkurrenten ausschalten, aber nicht alle, sonst kommt das
Kartellamt.
Das Kartellamt kommt aber nicht, wenn das das Produkt
urheberrechtlich oder patentrechtlich geschützt ist. D.h. man
kann heute nicht mehr Monopolist in der Herstellung von
rechteckigem Zellstoffpapier werden, wohl aber von exotisch
zugeschnittenem oder mit verschiedenen Materialien beschichtetem
Papier.
In
hoch innovativen Industrien haben Monopole quasi noch keine
Zeit sich herauszubilden. Wobei mir da jetzt nicht ganz klar
ist, was Ursache und was Wirkung ist...
versteh ich nicht.
Mir ist auch nicht klar, inwiefern FS im materiellen Bereich
Monopolen etwas anhaben könnte... und im geistigen Bereich
wird das Produkt entweder verwertet oder eben nicht.
Bosch ist z.B. der Monopolhersteller der Opel-Steuergeräte. Wenn
beim Fahren eines Opels die gelbe Lampe aufleuchtet, heißt das:
"Vertagswerkstatt aufsuchen". Nur die Vertragswerkstätten können
den Fehlerspeicher der Bosch-Steuergeräte auslesen, allerdings
können die nichts mit der Fehlermeldung anfangen. Statt einfach
Öl nachzufüllen bauen die lieber ein neues Steuergerät, einen
neuen Klopfsensor und einen neuen Zündverteiler ein. Wenn man
keine Konkurrenz hat, kann man sich das ja erlauben.
Ob Bosch der nur der Monopolhersteller der Steuergeräte von Opel
oder sämtlicher PKW-Typen ist, weiß ich nicht. Auf alle Fälle
hat man die Monopol-Problematik bei allen PKW-Typen innerhalb
des Typs. Die unabhängigen Werkstätten spezialisieren sich daher
entweder auf Auspuff, Bremsen, Stoßdämpfer oder gehen pleite.
Wäre es möglich, die Steuergeräte aller Autotypen durch
Universalrechner mit freier Software zu ersetzen, wäre das
Problem z.B. gelöst.
Tschüß,
Thomas
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