Re: [ox] Wettlauf mit der Zeit
- From: PILCH Hartmut <phm a2e.de>
- Date: Sat, 22 Sep 2001 18:34:48 +0200 (CEST)
Wirksame Kritik sollte sich auf den Standpunkt der Weltordnung stellen und
versuchen, die Probleme von diesem Standpunkt aus zu verstehen, die besten
Lösungsansätze der Regierungsseite herauszusuchen und mögliche
Alternativen aufzuzeigen.
Womit die Weltordnug automatisch imun gegen Kritik wäre, da man ja nur von
ihrem Standpunkt aus kritisieren kann.
Keineswegs. Es geht ja immer darum, Probleme zu lösen.
Selbstverständlich sind Reformen ein Teil der Lösung. Wäre die
Weltordnung perfekt, so gäbe es ja keine Probleme.
Wenn aber die Weltunordnung Teil des Problems ist, kann eine solche
Kritik wohl kaum "wirksam" sein.
Diese Kritik ist inhaltlich nur durch die Forderung, Probleme zu lösen,
begrenzt. Es gibt Länder wie England und USA, in denen seit Jahrhunderten
keine Revolution mehr stattfand. Versuche, von Null aus neue Visionen
umzusetzen scheitern meist schon deshalb, weil eine Gruppe von
handlungsfähigen Trägern eines solchen neuen Projektes sich nicht schnell
genug formieren lässt. Es ist viel leichter, eine alte Ordnung zu
stürzen, als eine neue aufzubauen. Diese konservative Einsicht sollte
allerdings kein Grund sein, nicht eine als richtig erkannte und in
Schritten erreichbare neue Ordnung anzustreben. Eine geistige
Kapitulation, wie sie etwa Lutterbeck-Gehring-Horns unter Verweis auf
Machlup gegenüber der Patentbewegung vorschlagen, ist nicht aus obigem
"konservativen" (oder "realistischen") Denken zu rechtfertigen. Ein
wirklicher Realismus betrachtet das Denken der Menschen nicht als gegeben
und unveränderbar und scheut auch nicht vor der Mühe zurück, es
zu ändern und dabei Widerstände zu überwinden.
--
Hartmut Pilch http://phm.ffii.org/
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