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Re(2): [ox] Zuviel an Zivilisation?



liste oekonux.de schreibt:
Diese Attentäter waren Faschisten. Und genauso wie gegenüber Nazischlägern
sind solche Reden, dass man sie irgendwo doch verstehen würde völlig
unangebracht. 

Es geht hier nicht um Reden, sondern um Programmatik.
Im Grunde ist das Problem tatsächlich dasselbe.
Sehr ähnlich. Und mit netten Reden kannst Du da
tatsächlich nichts ausrichten. Die Frage ist auch hier:
Gewalt oder kreative Lösungen.

Die Frage ob ein Verbot der Nazis uns vor Faschisierung bewahrt
kann ich Dir nicht mir ja oder nein beantworten - aber es gibt sehr
triftige Gründe anzunehmen daß die Strukturanalogien im Verhalten
des Staates und seiner Gegner einander verstärken. Auch die Todes-
strafe schützt uns nicht vor Mördern. Das Gesetz rechnet mit dem
Verstoß und kodifiziert ihn:  es ist also nicht das Gesetz unseres 
Handelns.

Das Problem ist, daß Du den Fehler korrigieren mußt bevor
er schmerzlich erlebt wird. Ich laß mich auch deswegen ungern
auf die Gewaltdebatte ein, weil diejenigen die Gewalt für die
Durchsetzung von Zielen einsetzen meist kein Interesse haben
überhaupt nach Ursachen zu fragen. Das gilt auch für demokratische
Machthaber. Ihre Ursachenforschung hört dort auf, wo die eigenen
Interessen berührt werden. Darauf gehst Du ja ein....

Was jetzt nicht heissen soll, dass man nicht nach Ursachen suchen muss und
dass nicht vielleicht auch die kapitalistische Globalisierung ein
wichtiger
Teil in dieser Ursachensuche ist. Nur braucht es eben noch etwas mehr als
nur "anger and frustration" um zum Massenmörder zu werden.

Zweifellos. Aber es gibt eine Logik, die von A nach B führt....
Und wie gesagt: die Massenmörder unserer Zeit sind allesamt
Produkte und Kreaturen...ja, um es altmodisch zu sagen, des
Imperialismus.


Und was die "Zivilisation" angeht: Ziel dieser Mörder war die Aufklärung
als
Ganzes und nicht nur die kapitalistische Verkürzung.

Da magst Du recht haben. Ich weiß es nicht, es hat sich ja noch
niemand ernsthaft dazu bekannt. Also kann man über Ziele spekulieren
und annehmen daß es die bekannten Verdächtigen waren.
Es kommt aber auf die aufgeklärte Reaktion an.
Diese muß radikal und aufgeklärt zugleich sein. Es bedürfte
einer tatsächlichen globalen Ächtung des Terrorismus.

Ich weiß daß Du gleich wieder die Sorge hast "aber wer setzt das um?".
Das Eigenartige am WTC anschlag ist, daß erstmals eine Art globaler
Konsens und ein globales Feindbild existiert. Wir erleben jetzt eine
Schizophrenie auf diesem Planeten, den Ruf nach Gewalt und den Ruf
nach einem Ende von Gewalt. Es könnte eine Periode planetarer Kooperationen
eingeleitet werden,  die auf dieser Feindbild-Welle von einer negativen
zu einer positiven Gemeinsamkeit kommen. Die negativen Visionen 
gehen hin zum Weltpolizeistaat, zur Weltinnenpolitik. Die positiven
gehen hin zur globalen Selbstbestimmung, zur globalen Zivilgesellschaft.
Wir werden sie leider nicht fein säuberlich auseinanderhalten können,
das ist sozusagen derzeit meiner Weisheit vorletzter Schluß. Und der letzte
ist, daß wir kaum eine andere Chance haben werden, als es dennoch zu
versuchen.

Franz

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Organisation: projekt oekonux.de


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