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Re: [ox] Der wilde Dschungel der Kooperation



[1  <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
Hallo Stefan Mz. und alle,

falsch finde ich an dem Text die Position, die bürgerlich-kapitalistische 
Gesellschaft insgesamt und komplett als durch Warenform und Verwertung 
strukturiert zu betrachten, stattdessen wirken in verschiedenen sozialen 
Bereichen und Zusammenhängen auch andere Logiken und dominieren da z.T., 
wiederum ohne die gesamtges. Dominanz des Kapitals aufzuheben.

Damit hängt dann zusammen die abstrakte Gegenüberstellung einer Gesellschaft, 
die dadurch gar nicht mehr, sondern durch freie Kooperation strukturiert ist. 
M.E. wirken in realen Gesellschaften verschiedene Logiken in 
widersprüchlicher Weise zusammen, wobei eine i.d.R. gesamtges. dominiert 
(heutzutage die kapitalistische). Nur so kann ich mir auch eine andere, 
nichtkapitalistische Gesellschaft und den Übergang dahin vorstellen: als 
widersprüchlichen Prozess dahin, dass solidarische und demokratische 
Gestaltung dominieren, was nicht ohne erhebliche Veränderung von 
Eigentumsverhältnissen usw. geht. Aber absehbar geht es m.E. nicht um eine 
Gesellschaft "ohne Ware, Wert, Geld, Markt und Staat", sondern mit all dem, 
aber in sehr veränderten Verhältnissen zueinander.

Etwas ärgerlich finde ich in dem Zusammenhang Punkt (25) (wie auch ähnliche 
Aussagen bei Spehr), weil um umfassende zentrale Steuerung wie im real 
existiert habenden Sozialismus geht es dabei nicht, sondern um Rahmenplanung 
und Steuerung, die sich auf die Entwicklung bestimmter strategisch wichtiger 
allgemeiner Produktions- und Lebensbedingungen beschränkt und nicht den 
Anspruch hat, alles zu planen. 

Die Beschreibung einer "freien Gesellschaft" in Punkt (30) sind m.E. im 
wesentlichen bloß schöne Worte, die nichts darüber aussagen, wie eine solche 
Gesellschaft tatsächlich organisiert sein könnte, bzw. ob das so 
widerspruchsfrei möglich ist. Ich behaupte, ist es nicht. Denken kann man 
sich viel, auch dass zentrale Planung a la Realsoz. besser, krisenfreier etc. 
funktioniert als Kapitalismus. Wurde ja auch behauptet, und die typisch 
kapitalistischen Krisen gab es da auch nicht. Aber andere, letztlich 
schwerwiegendere. 

Haben wir schon mal diskutiert und brauchen wir nicht zu wiederholen, ich 
wollte es aber trotzdem noch mal anmerken. Auf der theoretischen Ebene teile 
ich Stefans Kritik an Spehr, dass personale Kooperation und 
gesamtgesellschaftliche unterschieden werden müssen (wobei ich für letzteres 
"Kooperation" für keine geeignete Bezeichnung halte). Aber es muss auch 
unterschieden werden die Gesellschaft in der widersprüchlichen  Totalität 
ihrer vielfältigen Bestimmungen von Kapitalismus oder von 
Wertvergesellschaftung im engeren Sinne der Bezeichnung einer bestimmten 
Logik der Vergesellschaftung, die aber auch im Kapitalismus nie die einzig 
relevante ist.

Viele Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
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[2  <text/html; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]

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