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Re: [ox] WOS2 -- Wohlstand



On Tue, 16 Oct 2001, Robert Gehring wrote:
Ich würde da vorsichtiger sein und eher von mehr Effizienz statt von mehr 
Wohlstand sprechen. Es kommt für das Mehr an Wohlstand m.E. darauf an, aus 
diesen Effizienzgewinnen ("weniger Aufwand" = höhere Effizienz) etwas zu 
machen, was zu Wohlstand führt.
Ja Effizienz trifft es technisch besser. Auf der Veranstaltung hatte ich
ja auch an das Wort "prosperity" gedacht, was subjektiv bei mir mehr
positive Assozationen auslöste als "efficiency". Im Grunde meinen wir doch
aber das gleiche.

nicht jeden Aufwand 
rechtfertigen (wieder: ökonomisch, nicht moralisch). Eine reine ökonomische 
Betrachtung hat nun mal ihre Tücken, wenn es es um Bereiche jenseits des 
Quantifizierbaren und Operablen geht.
Es ist ist ein weit verbreittes Vorurteil, daß ökonomisch gleich
kaptialistsich heißt. Ökonomisch heißt aber nun mal eine wirtschaftleiche
Betrachtung nach verschiedenen Gesichtspunkten. Vielleicht meintest du mit
reiner ökonomischer Betrachtung eher reine Gewinnmaximierung oder so
ähnlich. Aber um zu deinem Beispiel zurückzukommen. Eine Unfallvermeidung
um jeden Preis wäre tatsächlich aus ökonomischen=moralischen Gründen nicht
effizient. Wenn wir davon ausgehen das die Vermeidungskosten pro unfall
exponentiell Wachsen kommt man irgendwann zu einem Punkt, an dem die
Unfallvermeidungskosten höher sind als für den gleichen (oder
ähnlichen) Wohlfahrsteffekt anderswo (z.B. könnten Menschen anderswo auf
der Welt ernährt werden, die sonst verhungern müßten.) So wird vielleicht
klar, warum es nicht eine ökonomische und eine moralische Sichtweise gibt,
sondern nur moralische Grundvorstellungen in ökonomischen Betrachtungen.
Als Globalökonom versuche ich, den globlaen Wohlstand zu optimieren. D.h.
z.B. daß die marginalen Kosten für ein gerettetes Menschenleben überall
auf der Welt gleich sein sollten (die Annahme das jedes Menschenleben
genausoviel wert ist, fließt hier ein). Wenn dies nicht erfüllt ist, heißt
das nämlich im Umkehrschluß, daß für manche Menschen mehr investiert wird,
sie also implizit mehr wert sind. Das dies der Fall ist, zeit die
verbreitete Doppelmoral.

[Das gilt schon für jede(n) Einzelne(n). Es gilt die "hedonistic treadmill" 
zu vermeiden, wie Lane das formuliert, bei der quantifizierte Ziele 
angestrebt werden, von denen man sich Wohlbefinden erhofft. Sind diese Ziele
erreicht, stellt man fest, daß das Wohlbefinden sich nicht eingestellt hat. 
Dann folgt der Schluß, man hätte bloß nicht genug erreicht, setzt die 
Zielgrößen auf einen höheren Wert und fängt von vorn an.]
Bei geeigneter Definition von Wohlstand ist tatsächich mehr besser. Das
ist aber natürlich kein diskreter Prozeß, bei dem man auf einmal sagt:
"Oh, jetzt gehtsmir gut". Ich glaube deine Kritik ist doch einer an der
Meßweise von Wohlstand.

Gruß

-- 
Gregor Zeitlinger      
gregor zeitlinger.de

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Organisation: projekt oekonux.de


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