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Re: [ox] "Oekonux" meets "Freie Kooperation" - Einige Gedanken



Hi Benni!

Dies wird bis auf weiteres meine letzte (entnervte) Mail zum Thema
Macht in Auseinandersetzung mit dir. Deutlicher als je zuvor ist mir
nochmal klargeworden, daß du Macht einfach anders definierst als ich.
Ich will mich jetzt auch nicht länger streiten, was da sinnvoll ist -
habe ich lange genug ergebnislos getan. Bleib' bei deiner Definition
und ich bleib' bei meiner und wir wissen, daß wir das Thema meiden
sollten :-( .

2 weeks (20 days) ago Benni Baermann wrote:
On Wed, Feb 20, 2002 at 10:34:50PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Zunächst mal war ich ganz froh, daß ich Christoph im Kern schon
richtig verstanden hatte. Wir konnten uns denke ich darauf einigen,
daß die Freie Kooperation vor allem ein Machtgleichgewicht herstellen
will. Daß ihr das gelingen kann, wage ich immer noch zu bezweifeln,
aber das ist hier nicht mein Thema.

Nun sehe ich aber in der Freien Software keimförmig Macht strukturell
abgeschafft.

Meinetwegen ist da Macht "keimförmig strukturell" abgeschafft, wobei
ich selbst das anzweifeln würde. Nur hilft das nix. Wenn Du den Rest
Herrschaft ignorierst, wird er nicht weggehen. Da muss man was tun.

Wer ist "man"? Ich bin's jedenfalls eher nicht (mehr) - und das habe
ich nun wirklich oft genug gesagt. Andere mögen das anders sehen, aber
genausowenig, wie ich andere dafür verurteile, daß sie nicht alles das
denken, was ich denke, genausowenig möchte ich mit dieser Latte
gemessen werden.

Es
nützt nix die heile Welt zu postulieren.

Als ob ich das täte. Meinen mittlerweile tiefsitzenden Zynismus
angesichts der Weltlage breite ich allerdings auf der Liste nicht so
aus - ist wahrscheinlich auch besser so.

Das hatten wir auch mehrfach
beim Workshop (btw: Der Name ist auch nicht so glücklich gewählt,
fällt mir aber erst jetzt auf ;-). Und ich hatte eigentlich den
Eindruck, dass Du Dich dieser Sicht zumindestens angenähert hast. Was
Du jetzt schreibst erscheint mir ein bisschen wie ein Rückfall :-(

Mein (zentrales) Thema ist einfach ein anderes. Ich mag mich nicht
mehr in der alten Sch* möglichst bequem einrichten - was die Freie
Kooperation erklärtermaßen versucht.

In beiden Fällen verstößt Machtausübung gegen die eigenen Interessen,
da sie - per (meiner und Max Webers) Definition - gegen die Interessen
anderer im Kollektiv verstößt. Mit Machtausübung kann mensch in
solchen Strukturen also höchstens das Kollektiv beschädigen und das
ist nicht im eigenen Interesse, da mensch das Kollektiv ja gerade zur
Verfolgung auch der eigenen, *unmittelbaren* Interessen gewählt hat.

Nehmen wir doch ruhig mal die aktuellen Entwicklungen im Linuxkernel.
Da wird Macht ausgeübt.

Wenn ich noch antworten würde, würde ich dich bitten, mal konkret zu
belegen was du meinst. Reality-Check ist angesagt - auch von dir. Aber
du kannst es wegen mir auch lassen.

Und Linus muss ebenso wie jeder Manager auch
auf die Interessen seiner "Untergebenen" Rücksicht nehmen.

Was deine Manager/Chef-Sicht betrifft: Träum weiter... Wenigstens weiß
ich, wovon ich rede - ich habe da nämlich einen Reality-Check...

Die
Machtmittel sind sicherlich unterschiedlich stark ausgeprägt, aber das
sie nicht da seien und nicht auch eingesetzt würden kann ich nicht
sehen.

Ich schreib es nicht zum ersten mal und ich hab es auch in
Kaiserslautern mehrfach gesagt: Das was Du beschreibst ist eben gerade
Ausfluss der Elemente Freier Kooperation in FS.

Und auch Wiederholungsquark macht's nicht richtiger: Wo fordern Leute
da einen Scheidungspreis ein? Das willst du natürlich wieder nicht
hören oder definierst es weg. Mach was du meinst - mir ist es egal.

Nur _weil_ die
Beteiligten tendenziell gleich viel Macht haben, können sich die
FS-Chefs weniger rausnehmen als der durchschnittliche Firmenchef.

Wenn du ja mal wenigstens gesagt hättest, was du konkret als Macht
empfindest. So bleibt das eine hohle Behauptung. Aber ist jetzt auch
egal.

Damit wird in solchen Strukturen der Einsatz von Macht irrational und
damit ist Macht *an sich* strukturell überwunden und kann damit keine
dominante Größe mehr sein.

Böswillig könnte ich jetzt sagen, Du definierst Macht einfach weg.

Und du einfach hin. Sorry, die Retourkutsche bot sich einfach an.

Sorry, aber für mich ist das genau der selbe Unsinn wie die Leute, die
immer sagen, wir leben doch in einem freien Land, Herrschaft gibts
hier nicht.

In solchen Strukturen halte ich die Freie Kooperation für überflüssig,
da sie ein Machtgleichgewicht herzustellen versucht, das gar nicht
benötigt wird. Tendenziell - und darauf zielte wohl ein Teil meiner
Eingangskritik - ist die Freie Kooperation in solchen Strukturen sogar
gefährlich, da sie mit ihren Mitteln Machtstrukturen erst einführt.
Drohungen sind halt auch Machtmittel.

Klar. Wenn es keine Macht gibt, dann ist jedes darüber nachdenken
schon gefährlich.

Und nochmal schnell ein bißchen überinterpretieren... Na ja, andere
sind da wesentlich heftiger.

Wenn es in der FDGO keine Herrschaft gibt, dann ist
jeder Widerstand dagegen kriminell. Selbe Argumentation.

Ah, endlich bin ich das reaktionäre Schwein. Ok. Kann ich nehmen. Von
manchen Leuten empfinde ich das sogar als Kompliment.

Es mag ja sein, dass die Theorie von der Keimform Sinn macht, nur
bitte geh doch nicht soweit und rede davon, dass alles immer schon
eitel Sonnenschein ist, sobald es mit FS zu tun hat.

Das bildest du dir ein. Wenn ich behaupte, daß z.B. Macht strukturell
abgeschafft ist, dann hat das in *deiner* Wahrnehmung was mit eitel
Sonnenschein zu tun. Für deine Wahrnehmung kann ich aber nichts.

Ich kann das jedenfalls auch ganz anders interpretieren. Z.B. als
Ausfluß des Fortschritts der Produktivkraftentwicklung was überhaupt
nichts mehr mit Gut/Böse zu tun hat, sondern schon fast was
Mechanistisches hat. Aber wenn du gerne im Gut-Böse-Raster bleiben
willst, ist dir das natürlich unbenommen. Vorschlag: Finde einfach
Macht Klasse und du hast auch in der von mir zusammenfabulierten
GPL-Gesellschaft etwas, gegen das du fighten kannst. Ich nehme an, daß
du dich dann auch da wohlfühlen kannst.

Das ist
unglaubwürdig und gefährlich.

Ok: Freie Software ist die selbe alte Sch* wie alles zuvor. Kopfschuß
ist die beste Alternative zum Weiterleben. Das ist maximal glaubwürdig
und final ungefährlich. Jetzt zufrieden?


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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