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Re: [ox] "Oekonux" meets "Freie Kooperation" - Einige Gedanken



Hallo!

On Wed, Mar 13, 2002 at 10:42:30PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Hi Benni!

Dies wird bis auf weiteres meine letzte (entnervte) Mail zum Thema
Macht in Auseinandersetzung mit dir. Deutlicher als je zuvor ist mir
nochmal klargeworden, daß du Macht einfach anders definierst als ich.
Ich will mich jetzt auch nicht länger streiten, was da sinnvoll ist -
habe ich lange genug ergebnislos getan. Bleib' bei deiner Definition
und ich bleib' bei meiner und wir wissen, daß wir das Thema meiden
sollten :-( .

Ich fand diese Mail hier im übrigen vom Tonfall her schlimmer als die
andere, die Du extra mit "nicht nett" tituliert hattest. Aber auch
hier kann ich damit leben. Ich mach auch nur ein paar Anmerkungen, da
das Machtthema ja scheinbar wirklich ausgereizt ist. Da bräuchten wir
vielleicht mal eine dritte Sicht, damit das wieder konstruktiv werden
kann.

2 weeks (20 days) ago Benni Baermann wrote:
On Wed, Feb 20, 2002 at 10:34:50PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Das hatten wir auch mehrfach
beim Workshop (btw: Der Name ist auch nicht so glücklich gewählt,
fällt mir aber erst jetzt auf ;-). Und ich hatte eigentlich den
Eindruck, dass Du Dich dieser Sicht zumindestens angenähert hast. Was
Du jetzt schreibst erscheint mir ein bisschen wie ein Rückfall :-(

Mein (zentrales) Thema ist einfach ein anderes. Ich mag mich nicht
mehr in der alten Sch* möglichst bequem einrichten - was die Freie
Kooperation erklärtermaßen versucht.

Ich weiss nicht was Christoph dazu sagen würde und kann mir auch
durchaus vorstellen, dass er das anders sieht als ich. Für mich ist FK
schon etwas, was über die "alte Scheisse" hinausweist. Genauso
übrigens wie FS. Und beide haben auch ihre Momente, wo sie in der
alten Scheisse drin sitzen bleiben, das lässt sich auch garnicht
vermeiden. Was mich an Deiner Sicht nur stört ist, dass Du - aus
welchen Gründen auch immer - bei FK nur die alte-Scheisse-Momente
siehst und bei FS nur das gute Neue.

In beiden Fällen verstößt Machtausübung gegen die eigenen Interessen,
da sie - per (meiner und Max Webers) Definition - gegen die Interessen
anderer im Kollektiv verstößt. Mit Machtausübung kann mensch in
solchen Strukturen also höchstens das Kollektiv beschädigen und das
ist nicht im eigenen Interesse, da mensch das Kollektiv ja gerade zur
Verfolgung auch der eigenen, *unmittelbaren* Interessen gewählt hat.

Nehmen wir doch ruhig mal die aktuellen Entwicklungen im Linuxkernel.
Da wird Macht ausgeübt.

Wenn ich noch antworten würde, würde ich dich bitten, mal konkret zu
belegen was du meinst. Reality-Check ist angesagt - auch von dir. Aber
du kannst es wegen mir auch lassen.

Ich kenne den Fall nur aus den Medien, aber da klang es zumindestens
an, dass Linus sagt wie´s gemacht wird und manche Leute halt gespurt
haben, weil sie den Schaden eines Forks als größer ansahen.

Und Linus muss ebenso wie jeder Manager auch
auf die Interessen seiner "Untergebenen" Rücksicht nehmen.

Was deine Manager/Chef-Sicht betrifft: Träum weiter... Wenigstens weiß
ich, wovon ich rede - ich habe da nämlich einen Reality-Check...

Pft. Das klingt ja jetzt fast nach "Geh Du erstma´ arbeiten". Btw.
habe ich durchaus Erfahrungen in _beiden_ Bereichen: "Freie"
Wirtschaft und Freie Software. Und in beiden bin ich schon mit Chefs
aneinandergeraten weil ich mit jedem Chef aneinandergerate. Ich weiss
also sehr wohl wovon ich spreche.

Die
Machtmittel sind sicherlich unterschiedlich stark ausgeprägt, aber das
sie nicht da seien und nicht auch eingesetzt würden kann ich nicht
sehen.

Ich schreib es nicht zum ersten mal und ich hab es auch in
Kaiserslautern mehrfach gesagt: Das was Du beschreibst ist eben gerade
Ausfluss der Elemente Freier Kooperation in FS.

Und auch Wiederholungsquark macht's nicht richtiger: Wo fordern Leute
da einen Scheidungspreis ein? Das willst du natürlich wieder nicht
hören oder definierst es weg. Mach was du meinst - mir ist es egal.

Was ist daran wegdefiniert, wenn ich sage, dass die GPL und die
Bedingungen der digitalen Kopie genau das nicht nötig machen (oder
viel weniger nötig).

Wenn es in der FDGO keine Herrschaft gibt, dann ist
jeder Widerstand dagegen kriminell. Selbe Argumentation.

Ah, endlich bin ich das reaktionäre Schwein. Ok. Kann ich nehmen. Von
manchen Leuten empfinde ich das sogar als Kompliment.

Äh? Stefan? Wer sind denn "manche Leute"?

Es mag ja sein, dass die Theorie von der Keimform Sinn macht, nur
bitte geh doch nicht soweit und rede davon, dass alles immer schon
eitel Sonnenschein ist, sobald es mit FS zu tun hat.

Das bildest du dir ein. Wenn ich behaupte, daß z.B. Macht strukturell
abgeschafft ist, dann hat das in *deiner* Wahrnehmung was mit eitel
Sonnenschein zu tun. Für deine Wahrnehmung kann ich aber nichts.

Ich kann das jedenfalls auch ganz anders interpretieren. Z.B. als
Ausfluß des Fortschritts der Produktivkraftentwicklung was überhaupt
nichts mehr mit Gut/Böse zu tun hat, sondern schon fast was
Mechanistisches hat. Aber wenn du gerne im Gut-Böse-Raster bleiben
willst, ist dir das natürlich unbenommen. Vorschlag: Finde einfach
Macht Klasse und du hast auch in der von mir zusammenfabulierten
GPL-Gesellschaft etwas, gegen das du fighten kannst. Ich nehme an, daß
du dich dann auch da wohlfühlen kannst.

Ah, Du meinst also ich fühle mich nur wohl, wenn ich was habe gegen
das ich kämpfen kann? Das haben mir allerdings schon viele Leute
vorgeworfen und mit diesen Vorwürfen kann ich schon immer gut leben.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren, oder?

Das ist
unglaubwürdig und gefährlich.

Ok: Freie Software ist die selbe alte Sch* wie alles zuvor. 

Das hab ich nie behauptet. Ich plädiere nur dafür sehenden Auges die
Momente an FS zu benennen, die eben noch alte Scheisse sind.

Kopfschuß
ist die beste Alternative zum Weiterleben. Das ist maximal glaubwürdig
und final ungefährlich. Jetzt zufrieden?

Nö. Wie auch. Ich bin ja schliesslich immer nur negativ.

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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