[ox] Re: Doppelt Freie Software
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Tue, 09 Apr 2002 22:16:40 +0200
Hi Stefan,
da hast du IMHO einen wichtigen Gedanken verdichtet!
Die Debatte zwischen der OSI- (OpenSource-) und FSF-Fraktion der Freien
Software ist ja ziemlich merkwürdig. OpenSource wurde als
Marketing-Begriff erfunden, um freie Software verwertungskompatibel zu
machen. ESR hat dabei in seiner Cathedral-Bazaar-Untersuchung vor allem
die neue und besondere Produktionsweise aufgezeigt, um mit dem
(damaligen) Vorurteil aufzuräumen, Freie Software sei schlechter etc. Er
zeigte, dass das Gegenteil der Fall ist. Das wiederum taucht immer
wieder in der FSF-Kritik an der OSI auf: Der OSI ginge es ja nur um ein
neues Produktionsmodell, die Freiheit der Software sei ihnen aber
weniger wichtig. Zum eigentlichen Ansatz der OSI - Herstellen der
Verwertungskompatibilität - sagen sie gar nix oder defensiv nur, dass
sie ja nicht gegen den Kommerz seien. Die reden sozusagen aneinander
vorbei, obwohl sie sich auf dem gleichen Boden bewegen.
Erst in der Oekonux-Debatte haben wir das sortiert bekommen. ESR
beschrieb das, was wir hier mit Selbstentfaltung und Selbstorganisation
auf den Begriff brachten. Und von RMS/FSF haben wir indirekt die
Verwertungsfreiheit als Kriterium bekommen, weil die GPL die Warenform
der Software zersetzt - was im übrigen die FSF(E) nicht kapiert und wohl
auch nicht kapieren will.
Stefan Merten wrote:
Wenn ich von Freier Software spreche, dann meine ich die, die auch
Freiheit für die EntwicklerInnen bedeutet.
Ähm genauer gesagt, kam mir dieser Gedanke während der damaligen Mail
;-) . Aber der Gedanke gefällt mir immer besser :-) . Getreu dem "Free
as in free time." :-) .
Wenn Software unter
strukturellen Zwangsverhältnissen geschrieben wird, dann mag sie zwar
open source sein, aber (m.E.: entscheidende - und damit gehe ich
durchaus über die Definition der FSF hinaus) Teile der Freiheit
fehlen.
Ich führe mal den Begriff der Doppelt Freien Software ein um sie von
der kommerziellen / im Auftrag erstellten Freien Software abzugrenzen.
Die Idee finde ich gut, den Begriff aber noch nicht, weil das "doppelt
freie" keine Eigenschaft der Software wie das "einfach freie" (Copyleft)
ist, sondern eine des Produktionsprozesses: man sieht der FS nicht an,
wie sie hergestellt wurde (jedenfalls nicht generell)
Das liegt auch daran, weil wir den Begriff "Freie Software" hier
metaphorisch verwenden: Mal ist die Software selbst gemeint, mal das
Produktionsmodell, mal die Bewegung.
Aber ich habe keinen anderen Begriff. Vielleicht können wir "doppelt frei" auch in diesem metaphorischen Sinne verwenden.
Ciao,
Stefan
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