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Re: [ox] Re: Doppelt Freie Software



Hallo, 

ich bin zwar zur Zeit furchtbar hinterher mit ox-mails, aber eine
kleine Anmerkung zwischendrin hab ich noch übrig:

On Mon, Apr 22, 2002 at 05:14:10PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Verstehe ich das so richtig?

A == ( B | C ) & !D

Ein Programm ist nach deiner Def. genau dann "Doppelt Freie 
Software" (A), wenn es nach GNU-Terminologie "freie Software" 
(B) oder "halb-freie Software" (C), aber nicht "kommerzielle 
Software" (D) ist.

Nun, entscheidend wäre für mich, daß einerseits die Grundfreiheiten
für die NutzerInnen gewährleistet sind - was die FSF(E) herausstellt -
aber eben auch die Entfremdungsfreiheit der EntwicklerInnen - was
ESR/OSI zwar beschrieben hat, aber sie gleich wieder per Verwertung
wegmachen wollen. Ob das als reale Kategorie zur Beurteilung eines
bestimmten Projekts im Detail hilfreich ist, kann ich nicht sagen. In
vielen Fällen wird es Mischformen und umfangreiche Grauzonen geben.
Die zentrale These jedoch ist, daß erst die Entfremdungsfreiheit die
(kreativen) Potentiale freisetzt, die einen Qualitätssprung gegenüber
dem verwertbaren Schrott ermöglichen.

Meine Einwände gegen diese These in dieser Form sind ja bekannt, oder?
Deswegen lass ich das jetzt mal weg.

Der Aspekt Open Source ist bei der Entfremdungsfreiheit BTW sogar von
untergeordneter Bedeutung, da der nicht für die Selbstentfaltung /
Entfremdungsfreiheit einer EntwicklerIn notwendig ist. Für die
Freiheit der NutzerInnen ist er natürlich essentiell.

Das jedoch halte ich für grundfalsch. Wenn ich den Source nicht
rausgebe, nehme ich anderen die Möglichkeit sich zu beteiligen und
damit mir selbst die Möglichkeit neuen Input zu kriegen. Letztens hab
ich mal mit einem Entwickler gesprochen, der sein sehr interessantes
Programm zwar frei zur Verfügung stellt, aber den Source nicht
rausgibt zumindestens nicht öffentlich ins Netz stellt. Sein Argument:
Das ist so schlecht programmiert, dass ist mir peinlich. Ich fand das
zwar interessant, aber trotzdem falsch. Z.B. weil es ja auch Leute
geben könnte, die das verbessern und mehr theoretisch-generell weil
Selbstentfaltung eben immer andere notwendig _braucht_. 

Zu der ganzen Diskussion um "doppelt frei": Ist die Anlehnung an den
marxschen "doppelt freien Arbeiter" Absicht? Und wenn ja: Ist das dann
nicht etwas verwirrend, weil es dabei ja um was ganz anderes geht und
auch eher negativ besetzt ist.

Grüße, Benni
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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